Das muss klar sein: Ich habe selbstverständlich nichts dagegen, wenn Frauen tolle Bücher schreiben. Im Gegenteil. Ich frage mich nur, weshalb es meist Frauen sind, die Themen wie Anti-Aging aufgreifen und sie klug und unterhaltsam aufbereiten. Weshalb gelingt uns Kerlen das nicht, tolle Bücher über die besten Jahre zu schreiben? Ausnahmen – wie etwa die Sache mit den Alterspubertierende bestätigen die Regel.
Bei beiden hier vorgestellten Büchern geht um die besten Jahre des Lebens. Endlich sind die meisten Probleme gelöst, der Job funktioniert, die Wohnung passt, Hobbys werden gelebt, der Freundeskreis ist stabil, die Kinder aus dem Haus und alles könnte ganz wundervoll sein. Bis man feststellt, dass der Körper, der Body da nicht so ohne Weiteres immer weiter mitspielt. Er wird breiter und offenbar unansehnlicher. Falten, Haarausfall, Gewichtszunahme, Gelenkprobleme und schiefe Zehen sind kleine, aber nicht zu übersehende Anzeichen des schleichenden Alterungsprozesses. Bisher war das kein Problem. Aber jetzt, ab 50, eigentlich am Mitte 40, wird das mehr und mehr sichtbar. Während andere versuchen fit zu alten und sich ums Anti-Aging kümmern (siehe unten), stellen andere fest, wie frei und toll ihr Leben plötzlich ist, und dass ihnen jetzt erst so richtig bestimmte Dinge Spaß machen. Die gilt es zu entdecken – oder entdeckt sie neu. Das ist gemeint, wenn es heißt, es sind die besten Jahre. Und genau davon handelt erste Buch, dieses kleine, feine Geschenkbüchlein von Andrea Gerk und Moni Port:
Die Einsicht, dass die Jugend unwiederbringlich vorbei ist, erwischt jeden früher oder später. Schwamm drüber. Jetzt heißt es keine Zeit verlieren und den Rest des Lebens auskosten.
Um die Lebensmitte, wenn die magische 5 unaufhaltsam näher rückt und man sich immer häufiger nicht auf Anhieb im Spiegel erkennt, stellt sich wieder mal die Grundsatzfrage: Lange ausgehen, viel trinken, heftig flirten – alles, was sich über Jahrzehnte als Stimmungsaufheller bewährt hat, bereitet auf einmal weniger Spaß als Kopfschmerzen. Für Hobbys ist man auch nicht der Typ. Was also tun mit dem Rest des Lebens? Alles hinschmeißen und unter falschem Namen nochmal neu anfangen? Eine Umschulung zum Kriminalkommissar oder zur Psychoanalytikerin in Angriff nehmen? Nach Hawaii übersiedeln? Nein, alles nicht nötig. Andrea Gerk zeigt, wie viele wunderbare Kleinigkeiten das Leben bereithält, wenn man erst einmal die nötige Reife besitzt, um sie überhaupt zu erkennen: Pilze suchen, die eigenen Ticks und Macken pflegen, Vögel beobachten, die Verflossenen zum Essen einladen, Sauerteigbrot backen, mal wieder eine rauchen, eine Playlist für die eigene Beerdigung zusammenstellen, Kopfstand üben.
Fazit
Fünfzig Dinge, die erst ab fünfzig richtig Spaß machen ist klein und fein und passt in jede Tasche. Kann man also bei den Abendteuern im Alltag immer dabei haben und reinschauen, welche Dinge einem erst so richtig Spaß machen. Ob man dazu erste 50 werden muss, ist eine andere Frage.
Die Grafiken im Büchlein, die oft eine ganze Seite einnehmen, sie wundervoll und passen zum Thema wie die Faust aufs Auge. Oder wie der Spruch von Emily Dickinson sagt: „Wir werden nicht älter mit den Jahren, wir werden neuer jeden Tag.“ Ich bin über 50 und ich lebe es so. Genau so. Das Buch ist witzig, genau wie der Titel. Man solle Ticks und Macken Pflegen, und natürlich machen die jetzt viel mehr Spaß. Weil wir viel unabhängiger, selbstbewusster und viel mehr wir selber ist. Da ist es nur folgerichtig mit dem Pflegen unserer Macken. Außerdem geht es auch darum, mit fortschreitendem Alter noch genug zu lachen zu haben. Dieses Buch hilft dabei.
Gut es gibt auch Klischees, wie zum Beispiel der Tipp, in einem Chor zu singen. In einem Chor, wir wissen es, befinden sich meistens Frauen von denen viele die Mitte 40 klar gerissen haben. Spannender wird es, wenn im Buch empfholen wird, sich einen Seitensprung vorzustellen. Oder alles zu verschenken, was man nicht braucht, mit dem Bulli zu verreisen oder sich selber einen Preis für das Lebenswerk zu verleihen. Das Büchlein hat sogar Platz für eigene Notizen und das ist wundervoll. Es ist einfach ein tolles Geschenkbuch, das für seine Größe etwas teuer erscheint, aber ich meine: Es lohnt sich. Schenkt es euch und euern Eltern, Partnern, Lieben und freut euch des Leb/sens. Es sind ja immerhin die besten Jahre.
Fünfzig Dinge, die erst ab fünfzig richtig Spaß machen
Buch hier kaufen
von Andrea Gerk (Autor), Moni Port (Illustrator)
192 Seiten, ein & Aber, 1. Auflage (13. August 2019)
ISBN: 3036958118
Preis 15,- Euro
Das zweite Buch: Jung war ich früher, jetzt will ich nur noch so aussehen: Lässig durch die Lebensmitte – eine Aufbaukur – Tiefenwirksame Tipps mit Soforteffekt
Jetzt sind die besten Jahre – als ran an den Speck
Es ist ein Trendthema unserer Zeit. Es wird von manchen Spezialisten, von Ärzten aufgegriffen, von Unternehmern, die uns etwas verkaufen wollen, das uns angeblich jung und dynamisch hält – oder von Wissenschaftsjournalisten, das sind nach meiner Meinung die besten Bücher. Obwohl es, so möchte man annehmen, ein klassisches Frauenthema ist, schreiben Frauen über Longevity und Anti-Anging relativ wenig und wenn, dann relativ flach und uninspiriert. Das ist bei Jung war ich früher jetzt will ich nur noch so aussehen von Heike Kleen ganz anderes. Und das ist gut so.
Da ich ein Mann bin und hier ja einen Vater- und Männerblog betreibe, will ich mich hier etwas zurückhalten. Das vorgestellte Buch hat ja Frauen zur Zielgruppe. Aber weshalb eigentlich? Das ist die Frage, die man sich, die Männer sich fragen sollten. Männer haben genauso Angst vor Alter und Krankheit und wollen möglichst lange gut aussehen. Doch funktioniert das mit Alkohol? Oder mit Extremsport. Reicht Krafttraining? Oder braucht es mehr? Ein Blick in dieses Büchlein könnte überraschende Antworten liefern. Vielleicht schenkt ihr es euer Frau und schaut heimlich selber hinein.
Die besten Jahre: Älter werden und jung bleiben – das Beste kommt erst noch!
Die Haare werden grauer, die Falten sichtbarer und das Etikett der Antifaltencreme ist nur noch mit Lesebrille zu entziffern? Jetzt bloß nicht verzweifeln!
In ihrem Sachbuch Jung war ich früher, jetzt will ich nur noch so aussehen zeigt Heike Kleen, selbst Mitte 40, wie Frauen souverän die zweite Lebenshälfte beschreiten können. Das Wichtigste: sich im eigenen Körper wohlfühlen, nach innen, wie auch nach außen. Aber wie erreicht man diese Selbstsicherheit, wenn sich das eigene Aussehen nicht nur immer weiter von geltenden Schönheitsidealen entfernt, sondern auch von dem Bild, das man selbst von sich hat?
Um das herauszufinden erforscht Kleen herrlich offen und selbstironisch das Leben ab 40, am eigenen Beispiel, aber auch im Gespräch mit Freundinnen und Experten. Dabei betrachtet sie Themen wie „Haut“, „Haare“ sowie „Ernährung“ oder „Hormone“ und spricht mit Fachfrauen darüber, wie man positiv auf die natürlichen Alterungsprozesse einwirken und unliebsame Äußerlichkeiten clever kaschieren kann. Darüber hinaus widmet sie sich Veränderungen, die insbesondere den weiblichen Körper in der Lebensmitte betreffen und erklärt, warum Sex einen jünger aussehen lässt.
Bei der Beantwortung der Frage, wer man eigentlich ist und wie man sein möchte, betont die Autorin, wie wichtig es ist, sich frei zu machen von etablierten Rollenbildern. Spätestens in der zweiten Lebenshälfte wird es Zeit, sich nicht länger über das Äußere zu definieren und anderen gefallen zu wollen, sondern sich von der Beurteilung anderer zu lösen und endlich anzufangen, sich zu mögen, wie man ist.
Mit diesem Buch hat Heike Kleen einen humorvollen Leitfaden geschrieben, der einerseits die Herausforderungen des Älterwerdens auf den Punkt bringt, aber mit viel Empathie und jeder Menge Tipps und Tricks von Profis auch ebenso Mut macht, den eigenen Weg zu finden. Spätestens nach der Lektüre des Buches ist klar: JA, Frauen können durchaus stilvoll altern und sich dabei wohlfühlen!
Haaransatz ist plötzlich grau und die Inhaltsstoffe der Antifaltencreme sind ohne Lesebrille nicht mehr zu entziffern? Jetzt bloß nicht verzweifeln und ein bemühtes Lächeln aufsetzen, sondern lässig, stilvoll und selbstbewusst bleiben!
Wie viel Hyaluronsäure braucht es wirklich, um die Lebensmitte stark, mutig und glücklich zu meistern? Oder anders gefragt: Wie können wir älter werden und cool bleiben? Um das herauszufinden, hat Heike Kleen Rat von Expertinnen eingeholt, gängige Schönheitsideale hinterfragt und sich starken und zeitlos schönen Frauen an die Fersen geheftet, um deren Geheimnis zu lüften.
Mit Tipps von Dermatologin Dr. Susanne Steinkraus, Star-Visagistin Serena Goldenbaum, Psychologin Stefanie Stahl, Sexologin Ann-Marlene Henning und vielen anderen.
Jung war ich früher, jetzt will ich nur noch so aussehen: Lässig durch die Lebensmitte – eine Aufbaukur – Tiefenwirksame Tipps mit Soforteffekt
Buch hier kaufen
von Heike Kleen
256 Seiten, Heyne Verlag, Originalausgabe (9. September 2019)
ISBN: 3453204913
Broschiert 15,- Euro
Fazit
Sehr viel Text und keine Grafiken. Zielgruppe sind eindeutig Frauen, was bedeutet, dass wir Kerle einige Abschnitte getrost überspringen können. Erfreulich finde ich, dass sich Jung war ich früher jetzt will ich nur noch so aussehen ausgiebig und in allen Facetten mit dem Äußern beschäftigt. Das ist ab der Lebensmitte, aus meiner Sicht ab Mitte 40, für viele ein echtes Thema. Für mich zum Beispiel. Gerade Singles, die nach langer Ehe oder Partnerschaft wieder auf dem Markt der Eitelkeiten nach einem neuen Partner schauen, können nachvollziehen, wie wichtig dieses Thema ist.
Aber das Buch ist weit gefasst, die Themen subtil und vielfältig. Beispielsweise wird auch das Mitgefühl mit sich selber behandelt und als wichtiger Aspekt herausgestellt. Genau wie das Thema Sexualität. Es wird in dem Buch klar, aber behutsam, deutlich und lebensnah behandelt. Und vieles andere mehr.
Leider – für mich leider – gibt es sehr viele Menschen, die ihr Äußeres einigermaßen vernachlässigen und nicht viel darauf geben, wie sie ausehen, wie fit sie sind, welche Kleidung sie tragen, wie sie wirken – ob sie jung, jünger oder gesund aussehen schient viele nicht zu interessieren. Das kann ich auch als Mann und für mich nicht nachvollziehen. Vermutlich empfinden das viele Frauen ähnlich, ich kenne aber viele, die nicht selten auch die besten Jahre ihres Lebens … vergeuden. Sollen sie. Für alle anderen kann dieses spannende, sehr umfangreiche, detailreiche, textreiche Buch eine Bereicherung sein bei der Reflexion über das Älterwerden, das Aussehen dabei … und die Gesundheit.