Der deutsche Muttertag ist kein einfaches Datum. Vor allem für mich. Ich habe keine durchweg guten Erfahrungen mit Müttern, mit meiner Mutter insbesondere. Insofern kann ich nicht so ohne Weiteres, weshalb man einen Feiertag für Mütter einrichtet.
Man(n) könnte dann auch argumentieren, dass der Vatertag auch ein seltsamer Feiertag ist, doch immerhin fällt der auf Christi Himmelfahrt, allerdings ein nicht weniger merkwürdiger Feiertag. Aber durch die Religion deckt, mit Religion ist fast alles legitim. Wie wäre es demnach mit einem einzigen Elterntag? Wir alle feiern unsere Eltern, Mutter und Vater, Großeltern und uns selbst als Eltern. Ich finde, dass das eine verträglich, ideologiefreie Lösung wäre. Oder was meint ihr?
Happy Muttertag?
Der Muttertag ist ein Feiertag, der bei uns allen unterschiedliche Emotionen hervorruft: Freude, Dankbarkeit, aber auch schwierige Gefühle, wie Ablehnung, Wut und Unbehagen.
Für einige Menschen ist der Muttertag der beste Tag des Jahres, an dem sie ihre Mütter feiern und ihnen danken können. Doch für andere ist er nur eine künstliche Erfindung der Blumenindustrie.
Freuen und vor allem Mütter tragen oft eine unsichtbare Last, die als Mental Load bezeichnet wird. Anstatt ihnen nur einen Blumenstrauß zu schenken, sollten wir uns bewusst werden, wie viel Arbeit und Verantwortung sie im Familienleben tragen und wie wir sie besser unterstützen – und schützen – können. Allerdings sollten sie selbstbewusst Unterstützung und Teilhabe einfordern. Gerade von uns Männern. Und nicht alles mit sich machen lassen. Mutterschaft ist etwas sehr natürliches und braucht nicht auf einen Sockel gehoben zu werden.
Ich selber hatte zwei Mütter. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darauf eingehen. Natürlich hatte ich nur EINE biologische Mutter. Aber ich hatte noch eine weitere, soziale Mutter, meine „wahre“ Mutter. Und, wenn ich es ganz genau nehme, sogar noch eine dritte: Meine große Schwester, die gar nicht meine große Schwester wahr. Aber dazu gern ein anderes Mal.
Mutterrolle z.B. in einigen Ländern Afrikas: Wie mehrere Mütter die Erziehung übernehmen
In vielen Ländern Afrikas, wie beispielsweise Ghana, Nigeria oder Tansania, spielt die Rolle der Mutter eine wichtige soziale Funktion. Hier ist es üblich, dass Kinder nicht nur eine biologische Mutter haben, sondern dass auch andere Frauen, wie Tanten, Cousinen oder ältere Schwestern, die Rolle der Mutter übernehmen können. Dieses Konzept wird auch als „erweiterte Familie“ bezeichnet und hat eine lange Tradition in Afrika.
Diese erweiterte Familie kann auch eine unterstützende Funktion haben, wenn es darum geht, die Kinder zu erziehen und aufzuziehen. Es gibt viele Herausforderungen in Afrika, wie Armut und Krankheit, die es schwierig machen, Kinder großzuziehen. Deshalb kann es sehr hilfreich sein, wenn eine erweiterte Familie vorhanden ist, die die Aufgaben der Mutter übernehmen kann.
Allerdings gibt es auch Kritiker dieses Konzepts, die argumentieren, dass es zu einer Verwässerung der Rolle der biologischen Mutter führen kann und dass es schwierig sein kann, klare Grenzen zu ziehen. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass dieses Konzept der erweiterten Familie in vielen afrikanischen Gesellschaften eine wichtige Rolle spielt und dass es oft als ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung gesehen wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rolle der Mutter in Afrika oft mehr als nur eine biologische Funktion hat. Es geht auch darum, die Verantwortung für die Kinder auf eine erweiterte Familie zu verteilen und so eine stärkere soziale Bindung zu schaffen. Obwohl es auch kritische Stimmen gibt, zeigt dieses Konzept, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenhalt in vielen afrikanischen Gesellschaften sind.
Wusstet ihr, dass der Muttertag in der NS-Zeit instrumentalisiert wurde, um Frauen in eine vorgegebene Rolle zu drängen? Erfahren Sie hier mehr über die Geschichte des Muttertags und wie er zu einem kitschigen Marketing-Event wurde.
Im nationalsozialistischen Deutschland wurde die Rolle der Mutter stark ideologisiert und instrumentalisiert. Das Konzept der „arischen Mutter“ war Teil des größeren Plans zur Schaffung einer „reinen“ arischen Rasse. Frauen wurden ermutigt, möglichst früh zu heiraten und viele Kinder zu gebären, um das Idealbild der arischen Familie zu fördern. Diese Vorstellung von Mutter- und Familienrolle war stark eingeschränkt und frauenfeindlich. Frauen hatten eine ausschließlich passive Rolle zu spielen, während Männer als „Schöpfer“ und „Führer“ der Familie und des Staates gesehen wurden.
Das Mutterbild des Nationalsozialismus hatte auch schwere Konsequenzen für diejenigen, die nicht in das Idealbild passten, insbesondere für jüdische Frauen und Frauen mit Behinderungen. Sie wurden diskriminiert und verfolgt und vielen wurde das Recht, Kinder zu bekommen, genommen.
Obwohl der Nationalsozialismus längst vorbei ist, hat die Idealisierung der Mutter bis heute Nachwirkungen. In Deutschland und vielen anderen Ländern wird der Muttertag gefeiert, um Mütter zu ehren und ihnen Anerkennung zu geben. Allerdings kann diese Feierlichkeit auch dazu führen, dass bestimmte Erwartungen an Mütter gestellt werden, die unrealistisch oder sogar schädlich sein können. Viele Mütter fühlen sich unter Druck gesetzt, eine perfekte Balance zwischen Arbeit und Familie zu finden und werden oft dafür kritisiert, wenn sie dieser Erwartung nicht entsprechen.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Würdigung und Anerkennung von Müttern ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Allerdings sollten wir auch anerkennen, dass die Rolle der Mutter sehr vielfältig ist und dass es keine „perfekte“ Art und Weise gibt, sie auszuüben.
Es ist wichtig, sich mit der Geschichte und Bedeutung des Muttertags auseinanderzusetzen und kritisch zu hinterfragen, welche Stereotypen und Rollen damit verbunden sind. Wir sollten uns auch bewusst werden, wie Mental Load das Leben von Müttern beeinträchtigt und wie der Muttertag im Kontext des Nationalsozialismus instrumentalisiert wurde. Es gibt viele alternative Ansätze, um Mütter zu ehren und zu feiern, und es liegt an uns, sie zu erkunden. Und vergesst nicht, eure Mütter – nicht nur den biologischen, darauf bestehe ich, auch an anderen Tagen im Jahr zu wertschätzen. Wie jeden anderen Menschen auch.
Lesetipp: Die heillose Überfrachung der Mutterrolle auf WELT.DE
Buchtipp: Neues Buch über Jungsmütter. Ich selber habe eine Nachbarin, die zwei Jungs als Alleinerziehende auf die Reihe kriegt. Es gibt auch Mütter, die haben drei. Und was das bedeutet, liest man in dem Buch Jungsmütter Mami ist die Beste! Meistens – Über das wilde und wunderbare Leben mit Jungs