Wenn man Kindern irgendwann erklärt, wo die Babys denn herkommen und gleichzeitig an der Weihnachtsgeschichte festhält, gibt es einen Konflikt. Hat Gott – wer oder was ist das überhaupt? – damals tatsächlich Maria geschwängert, obwohl ihr Mann der Josef war? Oder anders gefragt: Funktioniert Weihnachten ohne die Weihnachtsgeschichte überhaupt? Wenn ja, welchen Sinn macht es dann und wäre es nicht zutiefst verlogen?
Wenn man sich so umschaut und genau beobachtet, verhalten wir uns sehr merkwürdig. An Weihnachten, vor allem an Heiligabend, sind die Kirchen voll. Den Rest des Jahres, an gewöhnlichen Sonntagen, sind die Gottesdienste vielerorts kaum besucht. Dazu kommt, dass viele Menschen keinen oder nur einen Restglauben – irgendwie von früher aus der Kindheit – besitzen, der sie dann noch zur Geburt des Erlösers in die Kirche treibt. Gerade wenn sie Eltern sind.
Wenn man den unerträglichen Shopping-Irrsinn in der Vorweihnachtszeit beobachtet, kann man zu dem Schluss kommen, dass eigentlich alles scheiß egal ist – Hauptsache Geschenke. Dabei werden die Gaben unter dem Weihnachtsbaum immer größer und reichhaltiger. Geschenke sind wichtig und dass es genug zu Fressen und ein paar tolle Filme im Fernsehen gibt. Ob das mit dem Erlöser und der Jungfrauengeburt nun tatsächlich so geschehen ist, wie die Bibel behauptet, kann ich nicht beurteilen. Streiten sich ja auch die Gelehrten drüber und ist für ein gelungenes Weihnachtsfest auch nicht so wichtig. Aber wir freuen uns über die geschmückte Kirche und auf die freien Tage natürlich.
Was aber, wenn die Kinder alt genug sind, um zu (hinter-) fragen? Nehmen viele vielleicht deshalb das Weihnachtsfest als so verlogen war, weil wir es seiner Wurzeln beraubt haben? Ist der christliche Glaube denn nicht das Zentrum von Weihnachten?
Ich möchte meiner Tochter mitgeben, was Weihnachten ist. Sie soll es so erfahren, wie es gemeint ist, darf wissen, warum die Menschen Weihnachten feiern. Ein würdevolles und selbstbestimmtes Lebewesen hat ein Recht darauf, die Zusammenhänge zu erfahren und zu verstehen. Mir tun jene Eltern leid, die mit Glauben an sich große Schwierigkeiten haben und dennoch mit ihren Kindern Weihnachten feiern … müssen. Sie zeigen uns unsere eigene Zerrissenheit. Wer kann heute noch WIRKLICH an die Jungfrauengeburt glauben, die es auch in anderen Kulten gab und die viel älter ist, als das Christentum. Und unsere tiefe und berechtigte Sehnsucht nach einer heilen Familie, einer Heilsgeschichte und einer Heimat … im Himmel, ist ebenfalls alt und nachvollziehbar. Aber nicht zu erwerben, man kann sie nicht kaufen oder verschenken. Es ist weder Belohnung für Kirchenbesuche, noch für ein angeblich moralisches Leben. Hier zählen die teuren Geschenke nichts, gar nichts. Da zählt allein das Herz. Denn „eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“ (Markus 10,25).
Weihnachten ist vom Zeitpunkt und von der Ausstattung her ein „heidnisches“ Fest. Wir können aber unseren kleinen Kindern nicht erklären, dass wir hier, in den finsteren Wäldern Germaniens, mit Gewalt christianisiert wurden. Das christliche Weihnachtsfest hat sich dann langsam mit den alten Bräuchen vermischt. Was also feiern wir wirklich an Weihnachten? Wann werden wir ehrlich zu uns selbst? Und was erzählen wir unseren Kindern?
Foto: Bestimmte Rechte vorbehalten von Sean/AlwaysThirteen
4 Kommentare
Harte Worte …
Da wo ich herkomme, hatte Weihnachten nie einen christlichen Hintergrund. Ich gehe auch weder zu Weihnachten noch an anderen Tagen in die Kirche. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Nein …
Ich verbinde Weihnachten mit Ruhe, Kerzen … und ja, auch mit einem guten Essen. Bei vielen ist Weihnachten auch so etwas wie die jährliche Familienzusammenführung, man sieht endlich mal wieder alle beieinander.
Wenn meine Tochter alt genug ist, werde ich versuchen ihr zu erklären, was Weihnachten bedeutet. Woran sie glaubt, wird sie selber entscheiden.
Christliche Werte kann man auch ohne Christentum vermitteln 😉
Harte Worte? Mag sein. Sie sollen aber zur Diskussion anregen und zum Nachdenken. Für mich sieht es nun einmal so aus – wenn ich dieses irrsinnige Gekaufe zu Weihnachten zu ansehen – dass das Fest der Liebe seine Wurzeln … in den Herzen der Menschen … verloren hat. Weihnachten ist nicht denkbar ohne Christentum. Auch wenn man es von seinen Eingeweiden und Knochen befreit hat, wie Du es beschreibst, haben die Christen es zu dem gemacht, was es ist. Das ist wichtig. Eine Welt ohne ihren Ursprung ist … weder möglich, noch gut für uns.
Da sind ein paar gute Gedanken drinn, hier und da verstecken sich allerding ein paar Tippfehler die den Eindruck von Unsachlichkeit bzw. Erregung (Der sich minimal andeutet), unnötig vertärken.
Ich würde da nochmal drüber schauen, an sonsten: Mein Kompliment.
Ja, danke für das Feedback. Manchmal hau ich es einfach so raus. Habe es aufgrund deines Kommentars noch einmal überarbeitet.