3 tiefgründige Bücher von Männern nicht nur für Männer

Buchcover: Keine Aufstiegsgeschichte

Ich empfehle heute drei Tiefgründige Bücher von Männern, die aber nicht explizit für Männer geschrieben wurden. Da Männer aber Probleme mit Gefühlen, mit ihren Schwächen und Bedürfigkeiten haben und diese immer noch hinter einer unberührten Fassade verstecken, was eine aufrechte und warmherzige Beziehung zu ihnen erschwert, liegt es mit am Herzen, ihnen dabei zu helfen, authentischer und menschlicher zu werden. Diese Bücher helfen dabei.

Psychischer Krankheiten sind keine Schande. In Armut bei einem psychisch kranken Elternteil aufzuwachsen ist ebenfalls keine Schande. Aber für all das kann man sich schämen. Um mit seiner Scham fertigzuwerden, muss man sie zulassen und zeigen. Genau das tut Oliver David in seinem brillanten Buch „Keine Aufstiegsgeschichte“, die eigentlich unsere Leistungsgesellschaft beschämen sollte und die falschen Bilder, die wir immer noch abgeben.

Das nächste Buch handelt von einem eher ungewöhnlichen Menschen. Vielseitig, kreativ, gebildet, wortreich, irrlichternd, schreibend, sensitiv, mitfühlend und sehr eigen – der biographische Roman über den Walter Rathenau, der als deutscher Außenminister 1922 einem Attentat zum Opfer fiel, zeigt, dass man als Mann anders sein kann und sein darf. Dass es weder die glatten, konturlosen Figuren braucht, noch die brutalen, harten, um männlich, engagiert und führend zu sein. In diesem Sinne vielleicht ein wichtiges Buch. Alleine diese Zeit der 20er-Jahre hat es mir tatsächlich angetan. Eine Zeit wundervoller, schillernder Charaktere.

Das letzte Buch hat mit dem Tod zu tun. Mit Sterben und mit Hospiz. Dada Peng ist ein engagierte Mann (!), der sich für diese Themen, für die schwächsten der Schwachen, sterbende Menschen und Kinder, starkt macht. Sehr beeindruckend. Da ich denke, diese Themen – Krankheit, Tod und Selbstbestimmung – kommen zu kurz und werden von den falschen Leuten – christlichen Würdenträgern – dominiert, empfinde ich es als besonders wichtig, sie den Vätern und Männern an dieser Stelle auf diese Art näher zu bringen.

Lest, lernt, schenkt, liebt, lebt und fühlt. Männer sind Menschen. Manchmal richtig tolle Menschen. Die Autoren und ihre Protagonisten, die hier vorgestellt werden, sind solche Männer. Viel Spaß und viele tiefgründige Erkenntnis wünsche ich euch beim Lesen!

Der Zusammenhang zwischen Armut und psychischer Gesundheit

Mehr als jedes 5. Kind wächst in Deutschland in Armut auf. Olivier David war eines von ihnen. Er verbringt seine Kindheit und Jugend in Hamburg – bei einer alleinerziehenden, überforderten, psychisch kranken Mutter. Sie gibt sich Mühe, möchte ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Doch die Familie ist
arm, die Möglichkeiten sind begrenzt. Mit neun Jahren erfährt Olivier, dass sein Vater dealt. Sorgen und Gewalt prägen seinen Alltag. Zunächst scheint es, als würde Olivier einen ähnlichen Weg einschlagen wie sein Vater: Er scheitert am Fachabitur, kifft und trinkt täglich.

Doch gerade als Olivier es schafft, für seine Ziele zu kämpfen, holt ihn seine Familiengeschichte ein: Depressionen und Panikattacken zwingen ihn zur Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit. Er beginnt, seine Kindheit und Jugend aufzuarbeiten, Erlebnisse einzuordnen und realisiert dabei, dass er nie dieselben Chancen hatte, wie andere Menschen in seinem Alter.

Diese Erkenntnis trifft ihn hart und er fängt an, seine Umgebung anders wahrzunehmen. Klassismus, Diskriminierung und andere gesellschaftliche und politische Defizite werden für ihn mit jedem Tag sichtbarer. Er erkennt, dass die Menschen, die hierzulande in prekären Verhältnissen aufwachsen, nicht mitgedacht werden, weder in den Medien oder der Politik noch in der Justiz.

Olivier David schreibt seine persönliche Geschichte – mitreißend, kantig und authentisch. Dabei analysiert er scharfsinnig die Gesellschaft und hält ihr gleichzeitig den Spiegel vor. »Keine Aufstieggeschichte« ist ein aufrüttelndes Buch darüber, wie toxisch das Aufwachsen und Leben in Armut für die Psyche wirk-
lich sind und darüber, dass Chancengleichheit in Deutschland eine Illusion ist.

»Olivier David hat ein überraschendes, überfälliges, überwältigendes Buch geschrieben. Seine Geschichte zeigt, warum es in einer Klassengesellschaft niemals Chancengleichheit geben kann.«

Christian Baron

Keine Aufstiegsgeschichte – Warum Armut psychisch krank macht

von Olivier David
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240 Seiten
Paperback 16,95 Euro

Olivier David, geboren 1988 in Hamburg, ist frei beruflicher Journalist. Nach einer Ausbildung an der Schule für Schauspiel Hamburg arbeitete er als Theaterpädagoge und Sprecher, bevor er 2018 durch ein Volontariat bei der Hamburger Morgenpost zum Journalismus fand. Seither schreibt er für die Tageszeitung, für Übermedien und das Veto Magazin. Er lebt in Hildesheim, »Keine Aufstiegsgeschichte« ist sein
erstes Buch.

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Zum 100. Todestag des Außenministers der Weimarer Republik

Die letzten fünf Minuten im Leben eines so rätselhaften wie faszinierenden Mannes Walther Rathenau. Kunstliebhaber, preußischer Dandy, Irrlichternder in der Liebe, Mann der Industrie, Schriftsteller, Außenminister in der Weimarer Republik und schillernde Epochenfigur.

Am 24. Juni 2022 jährt sich die Ermordung Walther Rathenaus zum 100. Mal. Stephan Abarbanell geht in seinem neuen Roman einem politischen Mord auf die Spur, der die Weimarer Republik erschütterte und die Weichen stellte für den rechtsextremen Terror, der die deutsche Geschichte bis heute prägt.

Es ist ein kühler, bewölkter Junitag, als Walther Rathenau, seit wenigen Monaten Außenminister der Weimarer Republik, in einen offenen Wagen steigt, um ins Ministerium zu fahren. Erst seit Kurzem ist er von der Konferenz in Rapallo zurück, wo die Zukunft Deutschlands mit den Alliierten des Ersten Weltkriegs vertraglich geregelt wurde. Sein eher hilfloser Schulterschluss mit der Sowjetunion hat ihm nicht nur Kritik sondern auch Morddrohungen eingebracht: Er, der Jude, habe Deutschland verraten.

Fünf Minuten nachdem er im Wagen Platz genommen hat, ist Rathenau tot – erschossen von Rechtsextremen. Diese letzte Fahrt gestaltet Stephan Abarbanell in seinem so poetischen wie psychologisch tiefgründigen Roman als eine Reise Rathenaus zu sich selbst, auf der er endlich Antworten findet, auf die Fragen, die sein ganzes Leben geprägt haben.

»Ein feinsinnig intimer Roman.«

ARD titel thesen termperamente

10 Uhr 50, Grunewald

von Stephan Abarbanell
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256 Seiten
Gebundenes Buch 22,- Euro

Stephan Abarbanell, 1957 in Braunschweig geboren, wuchs in Hamburg auf. Er studierte Evangelische Theologie sowie Allgemeine Rhetorik in Hamburg, Tübingen und Berkeley und war über zwanzig Jahre lang Kulturchef des rbb. Sein Romandebüt, »Morgenland«, erschien 2015 bei Blessing, 2019 folgte »Das Licht jener Tage«. Stephan Abarbanell lebt mit seiner Frau, der Übersetzerin Bettina Abarbanell, in Potsdam-Babelsberg.

Buchcover: Knockin in Jimmy´s Door zum Beitrag 3 tiefgründige Bücher von Männern nicht nur für Männer
3 tiefgründige Bücher von Männern nicht nur für Männer: Nr. 2: Knockin´ on Jimmy´s Door

Jimmy und das Hospiz 4.0 – ein höchst ungewöhnliches Buch zu Sterben und Tod

Wer ist der überhaupt, dieser Tod, und wieso sollte ich mich mit ihm auseinandersetzen? Allein schon sein Name ist nicht wirklich sexy. DADA PENG nennt den Tod Jimmy. Jimmy Gonzales Fernando Jeshua Mayer. Und er lädt ein, das Gespräch mit Jimmy zu suchen und sich anzufreunden, um aus dem den letzten Tag im Leben den schönsten gestalten zu können.

„Der Umgang mit Jimmy kann dazu führen, dass du nicht etwa dein Sterben überdenkst, sondern dein Leben. Mach dich bereit, dass du am Ende der Lektüre vielleicht deinen Mann verlässt oder in Thailand eine Pommes-Bude aufmachen möchtest. Oder dass du realisierst, dass da, wo du gerade bist, alles genau so ist, wie es sein soll.“

Seit über 20 Jahren ist Jimmy ein fester und immer wiederkehrender Bestandteil des Künstlers, Moderators und Songwriters DADA PENG. Als Hinterbliebener, als Sterbebegleiter im Hospiz und Begründer der erfolgreichen Initiative Superhelden fliegen vor für junge Sterbende und ihre Freunde steht er für einen aktiven und integralen Umgang mit den Themen Tod und Sterben. Mit seiner Vision eines Hospiz 4.0 fordert er die Erneuerung der Hospizbewegung hinsichtlich Konzeption und öffentlicher Wahrnehmung im Sinne einer Emanzipation des Sterbenden. In seinem neuen Buch benennt er klar und deutlich, welche Veränderungen angegangen werden müssen, damit Hospize anschlussfähig an die Realitäten von Sterbenden jeden Alters sein können.

Wir alle sind Sterbende. Wir sollten die letzte Wegstrecke wie einen Urlaub sehen, in den wir alle einmal fahren werden. Und wäre es nicht schlau, diesen perfekten Urlaub früh zu planen?

Dada Peng

Knockin´ on Jimmy´s Door – Wie wir glücklicher leben, wenn wir zu sterben lernen

von Dada Peng
Buch hier kaufen
192 Seiten
Paperback 18,- Euro

DADA PENG „Knockin´on Jimmy´s Door“ Buch-Trailer

Dada Peng geb. 1974, arbeitete als TV-Moderator und Drehbuchautor. Er schreibt Songs für Punk- und Rockbands, für Drag Queens und für Musicalproduktionen. Er ist ausgebildeter Sterbebegleiter, seit 22 Jahren Unterstützer der Hospizbewegung und Ehrenpreisträger des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands e.V. Als Speaker und Musiker veranstaltete er in den letzten Jahren mit über 100 Hospizvereinen deutschlandweit Konzertlesungen.

In seinem jüngsten Projekt berät er den bis 2024 entstehenden Neubau des Mehrgenerationenhospizes Hospiz im Park in Hamburg-Bergedorf und setzt die Ideen um, die ihn bewegen. Zeitgleich zu seinem Buch veröffentlicht DADA PENG in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Ulrike Folkerts, Axel Prahl und Louis Held die Musik-CD „Superhelden fliegen vor – 22 Lieder & Gedichte vom Glück, gelebt zu haben“.

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