Buchtipp: Die Tyrannenlüge – Warum unsere Kinder genau das sind, was die Welt von morgen braucht

Buch: Die Tyrannenlüge - Warum unsere Kinder genau das sind, was die Welt von morgen braucht

Diese Fehleinschätzung, dass es nicht viel braucht, um aus Kindern kleine Tyrannen zu machen, die ihre Eltern und die Umgebung terrorisieren, hat eine lange Geschichte. Die Tyrannenlüge. Sie wurzelt in der „Schwarzen Pädagogik“. Viele Wissen es vielleicht nicht mehr, aber damals sprach man von „Affenliebe“ und der Gefahre einer „Verzärtelung“. Dieses Wahn gipfelt dann irgendwann in der „antiautoritären Erziehung“, die den Zorn der Disziplinisten auf den Plan rief, die weiter bestraften und vor Tyranimus, der Despotie durch die Kinder warnten.

Im Jahre 1988 kam Jirina Prekop mit ihrem Bestseller Der kleine Tyrann heraus. Seit dem ist die Diskussion zu diesem Theme nicht abgebrochen – die Tyrannenlüge eben. Ihre Thesen zu den kleinen Tyrannen wurde als unwissenschaftlich kritisiert, was vermutlich auch exakt zutrifft. In ihrem Buch bietet sie „Rat für verzweifelte Eltern: Wenn Kinder versuchen, die ersehnte Liebe mit Gewalt einzufordern, brauchen sie Halt in besonderem Maß. Nach Meinung der Diplompsychologin Jirina Prekop sollten Eltern dann im Festhalten eine emotionale Beziehung zu den kleinen Tyrannen herstellen; sie ist die Voraussetzung jeder tragfähigen Erziehung. Dieses Standardwerk hat seit Jahrzehnten seinen festen Platz in der pädagogischen Literatur.“

Schlimm genug. Zeit, damit aufzuräumen. Denn der Kinder- und Jugend-Psychiater Dr. med. Michael Winterhoff hatte 2008 nachgelegt mit seinem Buch Warum unsere Warum unsere Kinder Tyrannen werden – Oder: Die Abschaffung der Kindheit. Ein anderer Ansatz, aber ebenfalls die Angst und die Vorurteile befeuernd, die verunsicherte Eltern haben, aus ihren Kindern Tyrannen zu erziehen. Diesmal ist es der Kölner Stadt-Anzeiger, der eine fundierte und umfassende Kritik an dem Buch übt: Kritik an Bestseller Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Dort bekommt Wolfgang Bergmann, Erziehungswissenschaftler und Kinderpsychologe aus Hannover eine Stimme, der Winterhoffs Thesen scharf kritisiert: „Das Buch ist wie eine Super-Nanny-Show – da werden auf schäbige Weise Familienkatastrophen vorgeführt, und der Leser darf sich daran ergötzen, dass andere noch monströsere Kinder haben als er selbst.“ Und er geht ins tief ins Detail, der Artikel ist sehr lesenswert.

Wir sehen hier also deutlich, dass mit dem Schreckgespenst mit den Tyrannen im Kinderzimmer gutes Geld verdient wird. Sonst wären die Bücher keine Bestseller. Und es gibt Gesprächsbedarf. Wir Eltern sind natürlich verunsichert heute und suchen Antworten. Sind wir schon Helioptereltern, lieben wir unsere Kinder genug oder zu wenig, sind wir zu nachlässig, zu lieb, zu streng, zu hart, zu faul, zu engagiert, haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen, die richtige Schule gewählt, die richtigen Werte vermittelt, den Charakter unserer Kinder auch richtig geformt. Auf diesen Fragen setzen Bücher auf, die unsere Vorurteile bestärken, anstatt zu … heilen.

Die Tyrannenlüge – Warum unsere Kinder genau das sind, was die Welt von morgen braucht
Die Tyrannenlüge – Warum unsere Kinder genau das sind, was die Welt von morgen braucht von Julia Dibbern

Der Kösel-Verlag schreibt das neue Buch von Julia Dibbern

„Eltern, die mit ihren Kindern sehr bewusst und liebevoll umgehen, sind manchmal verunsichert, wenn diese nicht ebenso liebevoll agieren und nicht ‚funktionieren‘, und fragen sich, ob nicht doch etwas mehr Strenge angebracht wäre. Ein Blick in die Wissenschaft zeigt aber, dass es sich bei den heutigen Kindern keineswegs um Tyrannen oder Rotzlöffel handelt. Julia Dibbern beweist, wie gut unsere Kinder so auf die Welt von morgen vorbereitet werden. Denn diese wird keine Generation von Ja-Sagern brauchen, sondern mutige, kreative und sozial kompetente Menschen. Eltern werden durch dieses Buch bestärkt, lernen die Bedürfnisse ihrer Kinder besser zu verstehen sowie sich von der Gesellschaft nicht verunsichern zu lassen.“

Die Sache mit den Helikopter-Eltern

Ich bin ganz sicher, dass unsere Kinder noch niemals so viel Liebe erfuhren, wie in diesem Zeiten. Selbst die Schule ist nicht mehr die Schule, in der ich noch aufgewachsen bin. Alle sorgen sich und unterstützen, Eltern kümmern sich, fördern und beschützen. All das hat es vielleicht früher auch schon gegeben, aber eher vereinzelt. Man kann sich zwar fragen, ob es gut und richtig ist, den Kindern so viel Aufmerksamkeit zu schenken, aber wer ist denn jetzt ein Helikoptervater, eine Helikopter-Mutter?

Kürzlich durfte meine Tochter an einem kostenlosen Instrumentenkurs in der Elbphilharmonie teilnehmen. Verschiedene Instrumente durften in zwei Gruppen ausprobiert werden. Eltern mussten draußen bleiben. Diese hatten eine knappe Stunde Zeit, bis sie sich zu einem kleinen Konzert ihrer Kinder wieder einfinden sollten. So konnte ich ein paar Gespräche unter den Eltern belauschen. Da waren sie wieder die Idee von den Helikopter-Eltern, es war wieder die Rede von Sonderbegabung, Gymnasium und Auslandsjahr, obwohl die Kinder nicht mal 11 sind. Das scheint ernsthaft eine Realität in unseren Großstädten, zumindest in viele Stadtteilen Hamburgs, wo ich mich auch als Elternrat engagiere.

Das Kind ist nicht der Feind

Julia Dibbern klärt in ihrem äußerst lesenswerten und kurzweiligen Buch Die Tyrannenlüge auf. Sie klärt darüber auf, was ein Tyrann überhaupt ist. Sie macht deutlich, weshalb das Kind nicht der Feind ist. Allen voran stellt sie die glasklare und selbstverständliche Ansage: Keine Gewalt. Sie greift „Stammtischargumente“ auf und wappnet uns Eltern gegen deren Absurdität. Sie beschreibt sehr genau, was Kinder brauchen. Stichworte: Bewegung, die Erfahrung der Selbstwirksamkeit, sie brauchen Grenzen, Verantwortung und eine passende Umgebung und vieles weitere mehr.

Ich kann gar nicht so viele schreiben, wie ich schreiben möchte. Kauft dieses Buch, lest es und beruhigt euch. Unten ist eine Leseprobe und das Inhaltsverzeichnis. Das sollte euch helfen, die Sache richtig einzuschätzen und zum selben Schluss zu kommen, wie ich.

Wir haben wundervolle Kinder und sie werden in der Lage sein, die Herausforderungen, die in ihrem Leben aus sie warten, zu meistern. Unterschätzt sie nicht, wie wir damals unterschätzt wurden. Ich selbst kenne viele Kinder und frage sie, wenn ich sie treffen, wie ihnen die Schule gefällt und was sie so machen. Sie engagieren sich für alles mögliche, sind gute Menschen und haben unser volltest Vertrauen verdient. Die Tyrannenlüge ist in der Lage, uns die Verunsicherung als Eltern zu nehmen und das Vertrauen in uns selbst, die Welt und in unsere Kinder wiederzubeleben. Julia Dibbern schließt mit ihrem Buch mit einem Satz, den ich tief in meinem Herzen trage und nach dem ich jederzeit handele: „Unsere Kinder haben nur diese eine Kindheit. Und wir haben auch nur diese eine Kindheit mit ihnen. Diesen Tag, diese Stunde. Und diese Zeit ist es wert, gut gelebt zu werden. Mehr Spaß macht es außerdem.“

Buch kaufen bei AMAZON: Die Tyrannenlüge – Warum unsere Kinder genau das sind, was die Welt von morgen braucht

von Julia Dibbern
176 Seiten, Kösel-Verlag vom 5. März 2018
ISBN: 978-3-466-31092-0
Gebundene Ausgabe 18,00 EUR
 
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