Standest du auch schon mal vor diesen Fragen: Lohnt es sich, um meine Beziehung zu kämpfen? Soll ich gehen? Welcher Weg tut mir gut? Und wohin mit dem Schmerz? Wenn du gerade in dieser Phase steckst oder jemanden kennst, der sich nicht trennen kann oder gerade ein Trennung durchleidet, dann ist das Buch „Du darfst gehen“ wie für dich geschrieben. Das Buch gibt gerade auch bei toxischen Beziehungen oder der Trennung von einem Narzissten wertvolle Entscheidungshilfen. Klingt interessant.
Vom Verlag klingt das etwas trocken, trifft aber den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: „Eine tolle Gelegenheit, von einer renommierten Expertin wertvolle Einblicke in das Thema Beziehungsmanagement und Trennungsbewältigung zu erhalten.“
Wenn Beziehungen auf dem Prüfstand stehen, ist dies eine Zeit emotionaler Herausforderungen mit vielen Fragen: Die klare Entscheidung, ob man in einer zerrütteten Beziehung verweilen oder sie hinter sich lassen sollte, ist ein wichtiger erster Schritt. Die renommierte Mediatorin und Coachin Dr. Annette Oschmann hat als erfahrene Trennungsexpertin tiefe Einblicke in sämtliche Phasen einer festgefahrenen Beziehung. Ihr neues Buch Du darfst gehen zeigt nicht nur auf, wie es gelingen kann, diesen Prozess auf jeder Ebene im Einklang mit sich selbst zu schaffen, sondern sie vermittelt auch, wie man nach einem schmerzhaften Beziehungs-Aus die eigene Balance und neue Lebensfreude wiederzufinden kann.
„Haben Sie einen guten Draht zu sich selbst …“
Mir war an Du darfst gehen zunächst wichtig, dass dort auch die Kinder, die Trennungskinder Berücksichtung finden und ihre Eltern ein paar gute Idee mitbekommen, wie sie bei einer Trennung, die Kinder unterstützen können – und müssen.
Ansonsten war mein erster Eindruck: Über 400 Seiten in einem Taschenbuch ist schon eine Ansage. Erstei mal darüber, dass Beziehungskrisen, die meistens einer Trennung vorausgehen, ein sehr umfangreiches Thema darstellen. Den Weg daraus zu finden, endlich den Schritt raus zu wagen – Du darfst gehen! – oder einen andern, rettenden Weg zu entwickeln, das frühstückt man nicht in einem kleinen Büchlein ab. Es geht an die Substanz und da muss auch ein Buch her mit Subtanz. Das liegt hier von Annette Oschmann vor.
Von der Autorin ist ein Beitrag Online, den sie als Coach Conscious Uncoupling® nennt. Dabei geht es um „5 Schritte, die zu einer Trennung im Guten verhelfen: 1. zu emotionaler Freiheit 2. Kraft zurückholen, raus aus der Opferrolle (Eigenverantwortung) 3. Alte Verhaltensmuster aufbrechen, neue erlernen 4. Das Gute (am anderen/Ex-Partner) bewahren und wertschätzen 5. Trotz allem wieder glücklich fühlen: kooperative Zukunft für alle Beteiligten anstreben.
Klingt vernünftig und unterschreibe ich vorbehalt los. Ich werde den Artikel mal an einen guten Freund weiterleiten, der gestern geschieden wurde.
Ich bin gerade glücklicherweise nicht in Trennung, nicht in einer Trennungsphase. Ganz im Gegenteil: ich suche eine neue Beziehung, was sich als schwieriger darstellt, als je gedacht. Liegt wohl am Alter. Ich suche also jemanden, von der ich mich nicht mehr trennen muss und die mich nicht mehr verlässt. Daher ist das hier nicht mein Thema. Aber ich empfehle dieses Buch sehr gerne, weil ich weiß, wie schwer Trennungen sein könne, wie quälend und wie ohnmächtig man sich fühlen kann.
Ich verstehe aber auch, dass eine gute, gelingende Beziehung, eine Liebe auf Augenhöhe nur auf Freiwilligkeit beruhen kann. Alles andere wäre nicht gesund und hätte mit Liebe wenig zu tun. Daher muss die Haltung zwischen den Paaren grundsätzlich lauten: Du darfst gehen. Es ist erlaubt, zu gehen. Ich möchte es nicht, aber wenn du gehen willst, dann darfst du das, weil es dein Leben ist und deine Entscheidung, und weil du für dich selbst verantwortlich bist und ich möchte, dass du freiwillig bei mir bleibst. Das sollte die gesunde Basis sein.
In diesem reichhaltigen Buch Du darfst gehen finden sich viele wertvolle Informationen. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass mancher Mann sauer wird, wenn er das liest. Zum Beispiel die „Beziehungscheckliste“. Dabei sollte jeder Mann verstehen, dass er so etwas selber haben sollte. Klar, sehr oft sind es Frauen, die ihre Männer verlassen. Und wenn Männer sich von ihren Frauen trennen, dann nicht selten wegen einer anderen, einen „Neuen“. Das ist natürlich schwach. „Du darfst gehen“, so habe ich den Eindruck, richtet sich von daher eher an Frauen. Doch daran glaube ich nicht. Ich glaube, dass es alle betrifft und auch Männer von der Arbeit in und mit diesem Buch profitieren können.
In Du darfst gehen finden sich eine ganze Reihe Übungen und ein Link zum Download von „Bonusmaterial. Die Übungen reichen von „Was macht mich aus“ und „Das Ich-Heft“, bis hin zu „Visualisierung von Grenzen“und „Ich bin Frieden“. Also sehr reichhaltig und vielfältig. Das ist gut so. Besonders gefallen haben mir „Die 5 großen S“ ab Seite 165: Selbstliebe, Selbstachtung, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl.
„Seien Sie ehrlich zu sich selbst“ – wenn einem das gelingt, ist schon sehr viel gewonnen. Und ich bin (immer) ehrlich zu meinen Lesern: Das Buch ist wunderbar und lohnt sich sehr. Auch, wenn man nicht gerade in einer akuten Trennungssituation steckt, kann am viel aus ihm lernen. Der Schmerz ist endlich, das Lernen ist es nicht.
Du darfst gehen – Wege aus festgefahrenen Beziehungen
von Dr. Annette Oschman
404 Seiten, Topicus (12. September 2023)
ISBN 2496714327
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Dr. Annette Oschmann lebt mit ihrer Familie in Essen. Die führende Trennungscoachin und Mediatorin bloggt und publiziert in wichtigen Print- und Online-Medien zu Liebe, Partnerschaft und Trennung. Auf www.annette-oschmann.de finden jährlich über 150 000 Besucher:innen Orientierung und fundierte Hilfe. Sie war die erste praktizierende Coachin für Conscious Uncoupling® in Deutschland. Als Trennungscoachin hat die promovierte Rechtsanwältin ihre Berufung gefunden und eine erfolgreiche Praxis aufgebaut. Bei ZONTA International setzt sich Dr. Annette Oschmann für die Rechte von Mädchen und Frauen weltweit ein. Sie ist weit gereist, wandert viel, dabei hat sie im Zwiegespräch mit Vertrauten die besten Ideen. Ihr Lebensmotto lautet: »Lösungen finden!«