Unter narzisstischem Stiefvater aufgewachsen: Ein Leben im Schatten der Entgrenzung

Unter narzisstischem Stiefvater aufgewachsen: Ein Leben im Schatten der Entgrenzung

Gestern war die Amtseinführung eines krankhaften Narzissten. Trump zeigt alles, was für uns an Negativen unter Narzissmus vorstellen. Nur eins nicht: Sucht. Gier ja, aber keine Trunkenheit, kein Suchverhalten. Dabei ist das nicht so selten, dass ein Narzisst gleichzeitig alkoholkrank ist. Bei so einem bin ich auf gewachsen: Als Kuckukuckskind bei einem alkoholkranken, narzisstischen Stiefvater. Was das bedeutet, das deute ich in diesem Beitrag an.

Der besoffene Typ auf der Coach ist mein „Vater“. Ein Narzisst.

Das Bild zeigt einen farbigen Mann, der offenbar betrunken auf einer Couch eingeschlafen ist. Auf dem Tisch stehen eine Reihe Bierflaschen, die vermutlich von dem Mann getrunken wurden. Dieses Bild erinnert mich stark an Szenen meiner Kindheit. Mein narzisstischer, alkoholfreier Stiefvater lag regelmäßig sturzbetrunken und stinkend angezogen auf unserem Sofa. Manchmal schnarchte er morgens im Wohnzimmer, während wir aufstanden. Der Gestank war übel.

Als Jugendliche fanden wir ihn „cool“. Der Alte, der Witze machte, Bier trank und auf den ersten Blick entspannt wirkte. Doch die Fassade zerbrach schnell: Er war ein psychisches Wrack, dessen Coolness nichts weiter war als eine Maske. Er war ein Narzisst, der mich brauchte – aber nicht, um mich zu lieben. Er brauchte mich, um sich selbst zu erhöhen.

Das Muster war klar: Erst verunsicherte er mich, stellte mich bloß, griff meine Schwächen an – und dann nutzte er genau diese Unsicherheit, um mich weiter zu erniedrigen. Das war sein Spiel. Narzissten machen das. Ich war kein Kind für ihn, sondern ein Spiegel, den er benutzte, um sich selbst größer zu fühlen. Psychologische Übergriffigkeit, Anmaßung und Entgrenzung – das war sein Credo. Und ja, er konnte auch hilfsbereit sein, aber das änderte nichts an seinem Kern: ein Mann, der keine Liebe, keine Wärme und keine Achtsamkeit in sich trug.

Woher auch? Seine eigene Kindheit war ein Trümmerhaufen. Kind eines Weltkriegssoldaten, als Teenager die Mutter an Tuberkulose verloren. Vielleicht erklärt das seinen Mangel an Menschlichkeit, aber es entschuldigt nicht, dass er mich als Werkzeug seiner Großkotzigkeit missbrauchte. Dass ich später selbst ein Alkoholproblem entwickelte, war fast unvermeidlich – unbewusste Nachahmung. Ich lebte das vor, was ich gesehen hatte.

Heute weiß ich, wie viel Schaden er angerichtet hat. Vergeben kann ich ihm nicht. Und ich will es auch nicht. Gott sei Dank war er nicht mein echter Vater. Und Gott sei Dank ist er nicht mehr am Leben.

Psychologische Auswirkungen narzisstischer und alkoholkranker Eltern: Wie Kinder darunter leiden – und heilen können

Kinder narzisstischer und alkoholkranker Eltern tragen oft ein unsichtbares, aber schweres Gepäck mit sich. Diese Kindheitserfahrungen hinterlassen tiefe Spuren in ihrer Psyche, die sie auch als Erwachsene prägen. Die Psychologie hat über Jahrzehnte hinweg typische Muster und Folgen identifiziert, die helfen, das Erlebte zu verstehen – und zu bewältigen.

Typische psychische und emotionale Folgen

  1. Das „Parentifizieren“ des Kindes
    Kinder narzisstischer Eltern übernehmen häufig Rollen, die sie emotional überfordern. Entweder werden sie zum „Versorger“ – sie müssen sich um den süchtigen oder instabilen Elternteil kümmern – oder zum emotionalen Blitzableiter, der die Launen und Frustrationen auffängt. Diese Verantwortung führt zu einem Gefühl der Überforderung und raubt ihnen ihre Kindheit.Beispiel:
    Lisa, 35, beschreibt, wie sie als Kind ständig die Mutter von Partys abholen musste, weil diese zu betrunken war, um selbst nach Hause zu kommen. „Ich war elf, aber ich habe mich wie die Erwachsene gefühlt – und das tue ich auch heute noch.“
  2. „Gaslighting“ und die Zerstörung der Selbstwahrnehmung
    Narzisstische Eltern manipulieren oft die Realität ihrer Kinder. Sie tun Probleme oder Gefühle des Kindes als „Hysterie“ ab oder verzerren Tatsachen, um sich selbst besser dastehen zu lassen. Kinder lernen dadurch, ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr zu trauen, was die Grundlage für ein unsicheres Selbstbild legt.Beispiel:
    Max, 28, erinnert sich, wie sein Vater immer behauptete, Max sei „zu empfindlich“, wenn er die ständigen Beleidigungen ansprach. „Ich dachte lange, ich bin das Problem. Aber jetzt weiß ich, dass es seine Art war, mich kleinzuhalten.“
  3. Chronische Angst und „Hypervigilanz“
    Leben mit einem unberechenbaren Elternteil bedeutet ständige Wachsamkeit. Kinder entwickeln ein tief verwurzeltes Bedürfnis, auf jede Stimmungsschwankung zu achten, um Konflikte zu vermeiden. Dies führt häufig zu chronischem Stress und Überforderung, die sich auch im Erwachsenenalter bemerkbar machen können.Fallstudie:
    Julia, 40, leidet an einer generalisierten Angststörung. Ihre Therapie brachte ans Licht, dass die Ursache in ihrer Kindheit liegt: „Ich wusste nie, ob mein Vater gut gelaunt sein würde oder ob er mich anschreit. Das hat mich hypernervös gemacht – und das bin ich bis heute.“

Der Weg zur Heilung: Wie Betroffene ihre Vergangenheit aufarbeiten können

Vergeben – oder auch nicht
Vergebung wird oft als Ziel dargestellt, doch das ist nicht immer notwendig. Für viele Menschen ist es wichtiger, Frieden mit der eigenen Geschichte zu schließen, ohne den Elternteil zu idealisieren oder entschuldigen zu müssen.Zitat:
„Man muss nicht vergeben, um frei zu sein – aber man muss sich entscheiden, den Schmerz nicht mehr zu tragen.“

Therapie und professionelle Unterstützung
Eine Therapie ist oft der erste Schritt, um die tiefe Verletzung zu verstehen und zu heilen. Besonders hilfreich sind Methoden wie die Schematherapie, die hilft, negative Glaubenssätze aus der Kindheit zu erkennen und zu verändern.Tipp:
Ein Therapeut, der sich auf Trauma und narzisstischen Missbrauch spezialisiert hat, kann gezielt helfen, das innere Chaos zu ordnen.

Aufarbeitung der eigenen Gefühle
Kinder solcher Eltern haben oft Probleme, ihre Gefühle zu benennen oder auszudrücken, da sie diese unterdrücken mussten. Journaling, Kunsttherapie oder Übungen zur Selbstreflexion können helfen, diese Emotionen sichtbar zu machen.

Grenzen setzen und sich selbst schützen
Für Betroffene ist es entscheidend, Grenzen zu lernen – sowohl in Beziehungen als auch in Bezug auf ihre eigene Vergangenheit. Es ist in Ordnung, keinen Kontakt mehr zu toxischen Elternteilen zu haben, wenn dies nötig ist, um emotional zu heilen.

Beispiel:
Lars, 33, sagt: „Der größte Schritt war, meinem Vater zu sagen, dass ich keinen Kontakt mehr will. Es tat weh, aber ich habe endlich gespürt, dass ich mir selbst erlaube, gesund zu sein.“

Selbstfürsorge entwickeln
Betroffene neigen oft dazu, sich selbst zu vernachlässigen, weil sie es nie gelernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Achtsamkeitsübungen, regelmäßige Pausen und das bewusste Pflegen von Hobbys und sozialen Kontakten können helfen, das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen.

Vergeben – oder auch nicht
Vergebung wird oft als Ziel dargestellt, doch das ist nicht immer notwendig. Für viele Menschen ist es wichtiger, Frieden mit der eigenen Geschichte zu schließen, ohne den Elternteil zu idealisieren oder entschuldigen zu müssen.

Man muss nicht vergeben, um frei zu sein – aber man muss sich entscheiden, den Schmerz nicht mehr zu tragen.

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