Die Neurowissenschaftlerin Stephanie Cacioppo hat sich, wie ich selbst auch, mit den Ansichten über romantische Liebe nicht zufriedengegeben und ein Buch dazu geschrieben: Warum wir lieben, heißt es und wir schauen uns das einmal gemeinsam an. Manche Menschen geben an, nicht lieben zu können. Ihr kennt sicher welche. Aber selbst, diejenigen, die glauben, es hinzukriegen, wissen nicht, warum sie lieben. Ist vielleicht auch nicht wichtig, ist zu viel Kopf, muss man nicht wissen, warum, wenn man liebt. Oder? Der Originaltitel von dem Buch lautet: „Wired for Love“ – in Liebe Verbunden, würde ich sagen.
Klappentext „Warum wir lieben“
Die weltweit führende Neurowissenschaftlerin auf dem Gebiet der romantischen Liebe erzählt eine persönliche Geschichte von Verbundenheit und Herzschmerz, die ein neues Verständnis für eine alte Wahrheit schafft: Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als nie geliebt zu haben.
Kunstvoll verbindet Cacioppo ihre eigene berührende Geschichte mit ihrer innovativen Forschung zur Chemie unseres Gehirns. Ihre Erkenntnisse darüber, wie und warum wir uns verlieben, was die Liebe haltbar macht und wie wir verlorene Liebe verarbeiten können, stellen eine unverzichtbare Lektüre für alle dar, die auf der Suche nach Verbundenheit sind oder sie bereits gefunden haben.
Romantische Liebe versus Lebenserfahrung
Die meisten von uns glaube an die romantische Liebe, sehnen sich danach oder meinen, sie zu erleben oder erlebt zu haben. Sie scheint etwas zutiefst menschliches zu sein. Die Realität aber sagt deutlich, dass sie für normale Beziehungen, für stabile, funktionierende, liebevolle Beziehungen gar nicht notwendig ist und auch nicht praktizierbar. Sie lässt einfach irgendwann nach und … was dann?
Ich will das nicht entscheiden. Es gibt aber Beziehungsforscher und PsychologInnen, die so denken. Ich will sie hier nicht anführen. Ich bin neugierig, was Stephanie Cacioppo dazu sagt.
Stephanie Cacioppo hat sich auf die Untersuchung von sozialen Verbindungen, Emotionen und Liebe spezialisiert. Haben wir das nicht alle, nur dass wir keine attraktiven Wissenschaftlerinnen sind? Sie hat unter anderem Forschung zu Themen wie sozialer Schmerz, Einsamkeit und deren Auswirkungen auf das Gehirn durchgeführt. Sie besitzt also – im Gegensatz zu uns – ein solides wissenschaftliches Fundament, um sich mit dem Thema, Liebe, Tod und Verzweiflung auseinander zu setzen. Und zwar so, dass wir es gerne lesen mögen und wichtige Erkenntnisse daraus gewinnen … können.
Sie macht das im Übrigen sehr originell und hat ein echtes Talent zum Erzählen, zum Vermitteln von eher trockenen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Aus meiner Sicht, haben wir es hier eher mit einem unterhaltsamen Wissensbuch zu tun, als mit schnöder Wissenschaftlichkeit, die uns gar nicht erreich und keinen Link zu unserem Alltag hätte.
Natürlich, sie schreibt als Frau und daher auch von ihrer eigenen Hochzeit, ihren eigenen Erfahrungen in Sachen romantischer Liebe. Ob sie da noch unvoreingenommen dem Thema sein kann? Aber sie ist ein Mensch, Wissenschaftler sind Menschen. Wenn sie nicht menschlich sein dürfen, allzu menschlich, macht ihre Forschung zumindest zum Thema Liebe und Verbundenheit kaum einen echten Sinn.
Es ist viel Text in Warum wir lieben und wir müssen schon sehr neugierig sein, um sich bis zum Schluss durchzulesen. Die Autorin schreibt über Liebe, über die Liebe, die romantische Liebe und scheint, im Gegensatz zu manchem Beziehungsexperten, daran zu glauben. Und ich glaube ihr, dass sie lieben kann. Ob sich in dem Buch Hinweise dazu finden, wie wir liebesfähiger werden? Wie wir unsere mangelnde Liebe beleben oder wieder entdecken können? Ein Therapiebuch ist es nicht. Warum wir lieben, gibt nicht auf alles eine Antwort, kann aber manche unserer Fragen beantworten und manche Verwirrung heilen. Schenkt es euch!
Warum wir lieben: Eine Neurowissenschaftlerin über Verliebtsein, Verlust und das, was uns verbindet
von Stephanie Cacioppo
272 Seiten, Ullstein Paperback (2023)
ISBN 3864932106
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Stephanie Cacioppo ist eine führende Neurowissenschaftlerin auf dem Gebiet sozialer Beziehungen. Sie forscht und lehrt an der University of Chicago und leitet dort das Brain Dynamics Laboratory. Ihre Arbeiten über romantische Liebe und Einsamkeit hat sie in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht und reichweitenstarke Medien wie die New York Times, CNN und National Geographic berichteten darüber.
»Ihre Reflexionen über Liebe sind in jeder Hinsicht tiefgründig: wissenschaftlich, menschlich und persönlich.«
Stephen Pinker