Getrennt leben, gemeinsam erziehen – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Viele Eltern bekommen das ganz normal hin, auch wenn es hier und dort rumpelt und pumpelt und es nicht immer einfach ist. Aber so ist es nun mal, wenn man sich trennt. Von der Politik gibt es kaum Hilfen für die Betroffenen, die Familiengerichte entscheiden nicht selten nicht nur falsch, sondern geradezu fatal. Zu oft noch verlieren die Kinder einen Elternteil, weil es eine dramatische Ungleichbehandlung der Eltern gibt, das Kindeswohl sehr komplex ist und nicht immer so klar, wie die Gegner einer Doppelresidenz-Lösung – Wechselmodell – es gerne hätten. Dabei leuchtet natürlich ein, dass es toll wäre, hätten die Kinder nur EIN Zuhause. Da sind aber zwei Eltern haben, die sich unbedingt trennen mussten, haben sie eben zwei, unabhängig davon, ob ein Residenzmodell gelebt oder erzwungen wurde, oder das Wechselmodell verantwortungsbewusst umgesetzt wird.
Meine Haltung dazu habe ich diesem meinem Vaterblog oft genug gut getan. Ich bin nachhaltig empört über die Familiengerichtsbarkeit und die Familienrechtsgebung, halte sie für schädlich und überholt. Ich bin im Familiengericht traumatisiert worden, obwohl ich mir niemals und vor allem gegen keinen Menschen und schon gar nicht gegen mein Kind, etwas zu Schulden habe kommen lassen. Das dies überhaupt möglich ist, ist für mich ein unfassbarer Skandal. In meinem Fall ist es gut ausgegangen, obwohl die Regelung immer noch nicht 50/50 ist, obwohl ich es gern hätte. Für Juristen, viele Gutachter und für zu viele Mütter bin ich immer noch ein Elternteil 2. Klasse.
In der Radiosendung Getrennt leben, gemeinsam erziehen vom 28.2.2019 auf NDR INFO hatte ich nun kurz die Gelegenheit, etwas von meiner furchtbaren Erfahrung vor dem #Familiengericht in Altona zu erzählen. Natürlich war die Zeit nicht da, von den Einzelheiten zu erzählen, den falschen Beschuldigungen, der grausamen Rechtsanwältin, der überforderten, verirrten Mutter, dem Versagen des Verfahrensbeistands und des 1. Vertreters des Jugendamtes, die beide jede Verantwortung ablehnten; dann die Anmaßung und die faschistoiden Haltung (O-Ton meines therapeutischen Beraters) der psychologischen Gutachterin, die Verachtung des Psychiaters Dr. Lenk, der auch mit einem nachweislich falschem Gutachten der Staatskasse in Rechnung stellen durfte. Alles für nichts und wieder nichts. Am Ende hatte die Mutter aufgrund einer Erkrankung eingelenkt und nun haben wir Frieden und gute Regelungen. Allerdings bin ich immer noch nicht gleichberechtigt, nicht gleichwürdig, darf immer noch Kindesunterhalt zahlen, obwohl ich schlechter stehe als die Beamten-Mutter und durch meine 40%ge Kinderbetreuung auch Zimmer vorhalten muss und unter dem Strich dieselben Kosten habe, wie die Mutter. Vor Gericht habe ich keine Chance auf 50/50, auf das sog. Wechselmodell. Die Große Koalition wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, die Resolution 2079 des Europarats und die guten Erfahrungen in den USA, in Belgien und Norwegen und anderen fortschrittlichen Ländern im Familienrecht festzuschreiben. Dann hätten Zehntausende Väter und ihre Kinder eine echte Chance auf Gleichwürdigkeit und … Gerechtigkeit. Das Problem hierbei ist, dass das meist nur jemand versteht, der direkt oder indirekt betroffen sind. Wobei ein Teil der Bürger immer noch den Traum der Kleinfamilie träumt und glaubt, das betreffe ihn nicht. Aber, ach. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache.
Ich habe es mehrfach hier und in meinem Vaterblog angekündigt: Bis zu meinem Lebensende werde ich gegen dieses himmelschreiende Unrecht kämpfen. Ich war schon beim Bundesfamilienministerium vorgeladen, habe bei einem #Vernetzungstreffen bestimmter Jugendamtmitarbeiter meine Anliegen gezeigt, trage die Sache des Familienrats an die Schulen in Altona, bin eingeladen zu einem weiteren Vernetzungstreffen von aktiven angeschissenen Vätern in Karlsruhe und eben heute Abend zum Thema im #Radio. Ich erhalte Briefe von betroffenen Vätern, Mails und allerhand Rückmeldungen. Meine Engagement ist nicht umsonst und den langen Atmen habe ich. Bis Vernunft und Menschlichkeit im deutschen Familienrecht festgeschrieben wird.
Getrennt leben, gemeinsam erziehen – und der Widerstand konservativer Profiteure
Erstaunlich war in der Radiosendung die Argumente von Daniela Jaspers vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV): Wenn es vor der Trennung so gewesen ist, dass die Kinder vor allem von der Mutter betreut wurden und der Vater mehr gearbeitet hat, kann es hinterher keine 50/50-Betreuung geben. Das kann ja wohl nicht angehen. Denn natürlich haben die Kinder eine Bindung zum Vater und hätte dieser gewusst, was nach der Trennung auf ihn zu käme, hätte er sicher nicht so viel gearbeitet oder zumindest die Chance gehabt. Wir wollen nicht vergessen: Wenn die Eltern sich einig ist, gibt es keine Probleme. Es geht nur darum, wenn ein Elternteil ausgegrenzt wird und seine Kinder im Alltag nicht mehr betreuen darf. Jedenfalls verfängt diese Argumentation nicht, denn es geht am Ende um das Anrecht der Kinder auf gesunde, stabile und alltagsnahe Beziehungen zu BEIDEN ELTERN. Aber ich habe schon andere scheinbare Argumente gegen das Wechselmodell neutralisiert.
In der Sendung zu vernehmen ist Dr. phil. Stefan Rücker, der an dieser Sache mit den Elternkonflikten forscht. Alle Redebeiträge der Sendung sind sehr interessant, es haben viele betroffene Väter angerufen, Väter die getrennt leben und gemeinsam erziehen wollen. Ich hoffe ja, meiner auch. Am spannensten fand ich gegen Ende der Sendung die Aussagen von Michael Baleanu, dass die Anzahl verhandelten Fälle vor den Familiengerichten in Deutschland sehr, sehr hoch sind und auf ein geborenes Kind, ein Familiengerichtsverfahren kommt. Und das kann nicht angehen. Genau daraum geht es: Diese Verfahren zu stoppen, zu reduzieren, zu verhindern. Und genau dafür brauchen wir das Wechselmodell als Regelfall, als Leitmotiv im Gesetz. Für mich ist klar, aus welcher Richtung der Hauptwiderstand dagegen kommt: Nämlich von denen, die davon profizieren, die vom Residenzmodell monetär profizieren – das sind in der Regel die Mütter – und diejenigen, die von den Familiengerichtsverfahren unmittelbar profitieren, die Rechtsanwälte, Gutachter und Jugendamtvertreter (meist externe Institute mit angestellten Pädagogen/Pschologen). Das kann nicht so weitergehen.
Podcasst von NDR Info Redezeit: Getrennt leben, gemeinsam erziehen
Vielen Dank an den Moderator Nadres Kuhnt