Ich mag Rammstein. Ich halte Till Lindemann für einen schrägen Vogel, ein Original, der genau an der richtigen Stelle steht und zusammen mit dieser einzigartigen Band, die Welt bereichert. Ich sah Rammstein in den später 90er-Jahren im alten Gaswerk in Hamburg, als sie gerade dabei waren, groß rauszukommen und noch vor 3000 Zuschauern spielten.
Ich war begeistert von den Songs „Heirate mich“, „Du riechst so gut“ und „Seemann“, mit diesem krassen Text und der brillanten Basslinie.
Ich sang im Auto mit meinen Neffen „Mark & Melissi“, die ich vom Kinderharten abholte „Engel“. Das war 1997, die Kids waren 6.
Ich erwähne das, um klar zu machen, dass ich dieser Band ziemlich wohlgesonnen bin, obwohl ich nicht alles Songs mochte, nicht alle Texte und ich kein „Fan“ im klassischen Sinne bin. In den späteren Rammstein-Jahren wurden ihre Videos immer besser und richtig tolle kleine Filme. Sensationell hier das Video „Zick Zack“. Wobei ich nicht wirklich verstehe, weshalb es nicht „Schnipp Schnapp“ heißt, aber das ist eine künstlerische Frage.
Der Fall Lindemann
Rammstein und insbesondere Till Lindemann wird vorgeworfen, einige Mädchen aus einer sog. „Row Zero“ mit Alkohol oder Betäubungsmittel gefügig gemacht zu haben, um mit ihnen nicht einvernehmlichen Sex zu haben. Vor, während und nach den Shows. Zeuginnen behauptet, dass diese Sache System hatte und die jungen Frauen bzw. Groupies von einer autorisierten Person angelockt oder angeheuert wurde. Lindemann bestreitet die Vorwürfe. Die Aftershowpartys der Band waren dabei nie das Problem, sondern es sieht so aus, als hätte allein der Frontmann seine Macht missbraucht und einige Frauen „missbräuchlich behandelt zu haben“.
Die Band wendete sich zunächst gegen eine Vorverurteilung, weil diese Vorwürfe bisher nicht von einem Gericht, sondern durch Recherchen (u.a. der SZ) und einigen Aussagen von mutmaßlich betroffenen Frauen, erhoben wurden. Lindemann schaltete ein bekannte Anwälte ein und versucht sich zu wehren. Verschiedenen Staatsanwaltschaften, haben Ermittlungen eingeleitet, die aktuelle Rammstein-Tour läuft weiter. Geht ja auch um viel Geld und um Arbeitsplätze.
Ich wollte dazu eigentlich nichts schreiben, ich muss ja nicht zu jedem Thema eine Meinung haben oder eine Meinung veröffentlichen. Aber nun denke ich, dass es dich Not tut, vor allem, weil ich mich an dieser Stelle ja schon zu ähnlichen Themen – #MeeToo und Sexismus – geäußert hatte. Als Vater einer aktuell 14-Jährigen-Tochter, die zwar noch nichts mit Verlieben zu tun hat, aber irgendwann auch harte Partys feiern wird, geht mich das Thema aber schon etwas an.
Ich möchte nicht, dass meine Tochter ein Groupie wird oder einem Rockstar verfällt, ihm unbedingt nah sein möchte, um ihren Selbstwert zu erhöhen. Ich möchte nicht, dass sie missbraucht, missachtet oder benutzt wird. Das ist klar. Und ich verstehe das Groupietum nur schwer. Ich weiß nicht, was wirklich cool daran ist, Alkohol- und Drogenmissbrauch zusammen mit irgendwelchen Rockbands zu betreiben. Ich war selber Rockmusiker und weiß, dass das nicht für jeden gut ausgeht und nichts ist, das man unbedingt erleben muss. Aber davon ab.
Seit dem Fall Kachelmann bin ich sehr, sehr vorsichtig mit öffentlichen Vorverurteilungen. Das kann sehr gefährlich sein, verführerisch, manipulativ und irreführend. Natürlich darf Lindemann – niemand darf das – Frauen betäuben, ihres Willens berauben um sie sexuell zu missbrauchen. Ob er das tatsächlich getan hat, muss ein Gericht entscheiden. Wir hier, die über die Presse, über die Medien den Fall Lindemann verfolgen, wissen nichts, können nicht beurteilen, was wirklich geschehen ist.
Aber jenseits des möglichen Missbrauchs, des Machtmissbrauchs durch den Frontmann von Rammstein, muss das freiwillige Verhalten der Frauen, das Groupietum, auf den Tisch. Darüber müssen wir reden. Woher kommt das? Was soll das? Was wollen die Ladies in der „Row Zero“? Weshalb gehören Alkohol und Partyfeiern so eng zusammen? Darüber sollten wird reden. Also von etwas, was wir besser verstehen wollen und was die andere Seite eines Machtmissbrauchs durch Berühmtheiten ist.
Damit sollen Straftaten nicht relativiert werden. Aber es muss die Kultur, der Hype, das Getue um Rock-, Film und Fernsehstars kritisch hinterfragt werden. Es ist jetzt die richtige Zeit dazu.
Einige Fakten zu Rammstein
Wer oder was ist Rammstein?
Rammstein ist eine deutsche Rockband, die 1994 in Berlin gegründet wurde. Die Gruppe besteht aus den Mitgliedern Till Lindemann (Gesang), Richard Kruspe (Leadgitarre), Paul Landers (Rhythmusgitarre), Oliver Riedel (Bassgitarre), Christoph Schneider (Schlagzeug) und Christian „Flake“ Lorenz (Keyboard).
Rammstein ist bekannt für ihren charakteristischen Musikstil, der eine Mischung aus Industrial Metal, Neue Deutsche Härte und elektronischen Elementen ist. Sie sind für ihre energiegeladenen Live-Auftritte, provokativen Texte und kontroversen Bühnenshows bekannt. Die Band singt hauptsächlich auf Deutsch, aber ihre Musik hat internationale Anerkennung gefunden und sie haben weltweit eine große Fangemeinde.
Die Texte von Rammstein behandeln oft kontroverse Themen wie Liebe, Gewalt, Sexualität, Krieg und Politik. Ihre Songs sind für ihre kraftvollen Riffs, eingängigen Melodien und eingehenden Texte bekannt. Einige ihrer bekanntesten Hits sind „Du hast“, „Engel“, „Sonne“ und „Ich will“.
Trotz gelegentlicher Kontroversen aufgrund ihrer provokativen Darstellungen in Musikvideos und Bühnenshows hat Rammstein weltweit kommerziellen Erfolg erlangt und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sie haben mehrere Alben veröffentlicht, darunter „Herzeleid“, „Sehnsucht“, „Mutter“, „Reise, Reise“, „Rosenrot“, „Liebe ist für alle da“ und zuletzt „Rammstein“ im Jahr 2019.
Rammstein hat auch eine große internationale Fanbasis und tourt regelmäßig in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. Sie gelten als eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands aller Zeiten und haben einen erheblichen Einfluss auf die Rockmusikszene. Ihre einzigartige Kombination aus kraftvoller Musik, provokativen Texten und spektakulären Bühnenshows hat Rammstein zu einer einzigartigen und polarisierenden Band gemacht.
Was sind Goupies?
Groupies sind Frauen, meist junge Frauen, die eine Vorliebe dafür haben, sich mit berühmten Künstlern oder Musikern zu verbinden und engen Kontakt zu ihnen zu suchen. Groupies sind oft besonders begeisterte Fans, die sich stark zu einer bestimmten Band, einem Musiker oder einer Künstlergruppe hingezogen fühlen.
Groupies haben den Wunsch, persönlichen Kontakt mit den Künstlern herzustellen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie können versuchen, bei Konzerten oder Veranstaltungen nahe an die Künstler heranzukommen, um Autogramme zu erhalten, Fotos zu machen oder sogar persönliche Gespräche zu führen. Einige Groupies entwickeln auch romantische oder sexuelle Beziehungen zu den Künstlern, obwohl das nicht für alle Groupies zutrifft.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Fans, die gerne Zeit mit Künstlern verbringen möchten, automatisch als Groupies betrachtet werden sollten. Der Begriff „Groupie“ hat oft einen etwas negativen Unterton und wird manchmal verwendet, um Frauen abzuwerten oder zu objektivieren, die sich für Musiker interessieren. Es ist jedoch auch bekannt, dass männliche Fans sich als Groupies bezeichnen.
Groupies sind ein Phänomen, das vor allem in der Musikbranche verbreitet ist, aber auch in anderen Bereichen der Unterhaltungsindustrie wie Film, Theater und Sport auftreten kann. Manche Künstler schätzen die Unterstützung und Leidenschaft der Groupies, während andere möglicherweise versuchen, eine Grenze zwischen ihrer öffentlichen Person und ihrem Privatleben zu ziehen und Distanz zu wahren.
Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Groupies zwangsläufig ungesunde oder einseitige Beziehungen suchen. Einige können positive und respektvolle Verbindungen zu den Künstlern aufbauen, während andere einfach die Gelegenheit nutzen möchten, ihre Idole kennenzulernen und ihre Leidenschaft für deren Arbeit auszudrücken.
Was sind Awareness-Teams
Awareness-Teams sind Gruppen von Personen, die sich für die Förderung von Bewusstsein und Verständnis zu bestimmten Themen oder Anliegen einsetzen. Diese Teams arbeiten in der Regel in Organisationen, Unternehmen, Gemeinschaften oder Bildungseinrichtungen und haben das Ziel, das Bewusstsein für spezifische Themen zu schärfen und eine informierte Diskussion darüber zu fördern.
Die Themen, mit denen Awareness-Teams arbeiten, können sehr vielfältig sein. Einige Beispiele umfassen Umweltbewusstsein, Gleichberechtigung der Geschlechter, Rassismus, sexuelle Orientierung, psychische Gesundheit, Cyber-Sicherheit und viele andere gesellschaftliche Anliegen. Das Hauptziel besteht darin, Menschen über diese Themen aufzuklären, Vorurteile abzubauen, Diskussionen anzuregen und positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken.
Awareness-Teams organisieren oft Veranstaltungen, Workshops, Schulungen, Informationskampagnen und andere Aktivitäten, um das Bewusstsein zu schärfen und die Gemeinschaft einzubeziehen. Sie können auch als Ressourcen dienen, indem sie Informationsmaterialien, Leitfäden oder Online-Ressourcen bereitstellen, um den Menschen dabei zu helfen, sich weiterzubilden und aktiv zu werden.
Die Mitglieder von Awareness-Teams können Freiwillige sein oder fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich innerhalb einer Organisation oder eines Unternehmens für diese Aufgabe engagieren. Sie bringen oft unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Perspektiven mit, um ein umfassenderes Verständnis der Themen zu ermöglichen und verschiedene Zielgruppen anzusprechen.
Insgesamt tragen Awareness-Teams dazu bei, das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen, die Bildung und den Dialog zu fördern und positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken.
Titelbild: (c) Till Lindemann – MEDIODESCOCIDO Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0)
2 Kommentare
Danke für die ausführliche Beschreibung von Groupies.
Mir fällt dabei auf, dass Groupietum dabei auch fließend in Stalking übergeht (fragen Groupies überhaupt nach, ob die Stars das wollen?).
Sehr guter Hinweis. Ich danke dir. Nein, ich denke, die Übergänge sind hier fließend und nicht selten gefährlich für Stars und manchmal auch für die „Groupies“.