Richtig (v)erzogen

Zwei Kinder-Puppen auf dem Stuhl

Die Doku-Soap Richtig (v)erzogen ist eine spannende Sache. Die Grundidee ist, Familien zu zeigen, die ihre Kinder aus unterschiedlichen irgendwie anders erziehen. Mal ist es die Philosophie, mal die Kultur, mal er Lebensentwurf, der die Familien interessant macht. Die Eltern kommen ausführlich mit ihren Ansichten zu Wort und erklären uns, weshalb sie was machen. Ein brillantes Format. Denn wann und wo bekommt man schon so genau mit, wie andere Familien in Sachen Erziehung ticken. Ich finde Richtig (v)erzogen sehr bereichernd und habe es gestern sogar mit meiner Tochter gesehen.

Das Format eckt an, so dass ein Beitrag auf SPIEGEL Online heißt: Hämisch statt harmlos. Dort wird behauptet, die Sendung würde sich weiden „am unterstellten Unvermögen ihrer Protagonisten“. Mag sein, dass eine Folge diesen Eindruck hinterließ, ich habe nur diese eine gestern gesehen, da sie auf einem schwierigen Sendeplatz läuft, nämlich montags um 22.15 auf VOX. Aber was ich gestern gesehen habe, war nicht hämisch oder unfair, sondern hochinteressant und spannend.

Richtig (v)erzogen mit unterschiedlichen Erziehungskulturen

Wir begegnet drei unterschiedlichen Familie. Eine lebte in einem Wohnmobil und fuhr durch die Lande. Ihre zwei Kinder werden von ihren Eltern unterrichtet, die ihr Geld Online mit dem Verkauf von Gesundheitsprodukten verdienen und mit „Familienberatung“. Ich habe mich gefragt, ob die das überhaupt dürfen, denn in Deutschland herrscht Schulpflicht und Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Schule geben, werden angezeigt und auch verurteilt. Darauf gab die Sendung leider keine Antwort, aber der Vater sprach einen Schweizer Akzent und es war auch von der Schweiz die Rede. Dort herrscht offenbar Unterrichtspflicht, so dass die Eltern ihre Kinder unterrichten dürfen. Interessant bei dieser Familien war zu sehen, wie sie sich auf engstem Raum im Wohnmobil organisieren, wie sie die mangelnden Freunde der Kinder (durch das ständige Umterwegssein) kompensieren und was sie für besondere Erziehungsmaßnahmen haben. Beispielsweise das Wutrauslassen, bei dem die Kinder auf Kisten einprügeln dürfen, die die Eltern festhalten, um Stress abzubauen und sich entspannen zu können. Eine sehr gute Idee, wie ich meine. Die Eltern arbeiteten auch mit roten und grünen Punkten, die den Kindern Zeit oder keine Zeit anzeigten. Hatte ein Elternteil den grünen Punkt, war er immer ansprechbar, beim roten Punkt wollte er nicht gestört werden. Das vermeidet sicher einige Konflikt und spart Kraft und Nerven. Eine sehr gute Idee.

Die nächste Familie war eine Großfamilie in einem Albert-Schweizer-Kinderdorf. Hochinteressant. Ein paar mit zwei eigenen Kindern lebt dort zusammen mit sieben oder acht (die Zahl habe ich vergessen) Pflegekindern in einer Großfamilie. Die Kinder werden vom Jugendamt zugewiesen und bleiben bis zum 18. Lebensjahr in der Familie. Der Familienvater arbeitet ganz normal als Elektroinstallateur und die Mutter macht hauptsächlich die pädagogische Arbeit. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Mutter vorgeht, was sie denkt und wie die Familie lebt. Ich finde das ein tolles Modell. Die Eltern versuchen, alle Kinder gleich zu behandeln und machen mit den eigenen Kindern lediglich eine Woche gemeinsamen Urlaub im Jahr. Ansonsten ist man eben Großfamilie. Natürlich sind einige der zugewiesenen Kindern „schwierig“ oder traumatisiert und brauchen entsprechende Aufmerksamkeit und Betreuung. Als ich diese Sendung gesehen habe, dachte ich: Genau das wäre das richtige für mich gewesen. Aber nun ist es wohl zu spät. Ich jedenfalls liebe Kinder und stelle mir das Leben in einer Großfamilie toll vor.

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