Klimakatastrophe, Flüchtlingskrise, Finanzmarktkrise, Terrorismus, Demokratiekrise, Artensterben, Pandemie – Ein Manifest gegen das Aufgeben

Buchcover: Ein Manifest gegen das Aufgeben

Für Pessimismus ist es längst zu spät. Es gibt immer einen Weg, unsere Kreativität und Erkenntnisfähigkeit werden uns helfen. „Wir haben eine Welt zu gewinnen“ schreibt die junge Franziska Heinisch in ihrem Manifest gegen das Aufgeben.

Ihr wisst es schon und ich habe es mehrfach erwähnt. Wir Männer und insbesondere die jungen Männer, scheinen das Feld der Hoffnung und Gestaltung der Welt zu räumen. In einem Väter- und Männerblog immer wieder auf Autorinnen hinzuweisen, fällt mir nicht leicht. Aber es wäre falsch, gute Ideen und gute Bücher nicht zu erwähnen, nur weil sie nicht zu einem Männerblog passen. Darüber setze ich mich hinweg. Klar.

Ideale Vorbereitung auf die Bundestagswahl (emotion am 1.6.2021)

In ihrem Buch stellt die junge Autorin die entscheidenden Zusammenhänge zwischen den Krisen und Zuständen unserer Zeit her und bricht sie herunter auf das, was sie wirklich sind: Machtkämpfe der Wenigen, die an der Macht sind, gegen die Vielen, die es nicht sind. Sie entlarvt Scheinargumente und wiederkehrende Einwände gegen die notwendigen Veränderungen und skizziert Wege aus der Krise. Alles mit scharfem Blick auf die Bundestagswahl 2021, Kandidierende und deren Wahlprogramme. Franziska Heinisch ist überzeugt: Wer Veränderung einfordert, muss gesellschaftliche Machtverschiebung organisieren. Dafür liefert dieses Manifest der Hoffnung eine Anleitung.

Klimanotstand, soziale Spaltung, Raubtierkapitalismus, Demokratie-Müdigkeit und dann auch noch eine globale Pandemie. Wir leben in einem Zeitalter der Krisen. Und dennoch findet Franziska Heinisch: Die Zeichen stehen nicht auf Aufgeben – ganz im Gegenteil. 

Franziska Heinisch, Jahrgang 1999, organisiert Menschen für politische Veränderung. Sie bringt sie auf die Straße streitet in Talkshows und im Feuilleton, im eigenen Umfeld und mit EntscheidungsträgerInnen. Mit sieben Co-Autor*innen verfasste sie das Buch Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen! des Jugendrats der Generationen Stiftung. Im Herbst 2020 gründete sie mit anderen Aktivist*innen die Organisation Justice is Global Europe. Franziska Heinisch studiert Jura und lebt in Berlin.

Der Katastrophenstimmung etwas entgegensetzen

Nach der Flutkatastrophe und den verheerenden der letzten Wochen, herrscht allgemeine Zukunftsangst, Wut, Empörung über die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte und die Klimakrise überschattet die noch nicht überwundene Coronakrise. Was für ein Wahnsinn.

Aber die kühlen Stimmen sind nun gefragt, Ideen, Wissen und Zuversicht. Gerade vor den kommenden Bundestagswahlen. Wir haben (k)eine Wahl – Ein Manifest gegen das Aufgeben ist genau die richtige Lektüre zu richtigen Zeit.

Zunächst geht es um eine Bestandaufnahme. Die konservative Politik, die gesellschaftliche Innovation und Entwicklung nun beinahe 20 Jahre hemmt, muss sehr genau betrachtet werden. Denn sie ist Teil und Motor des Dramas vor unseren Augen. Immer deutlicher wird das Thema, die Menschen vor sich selbst schützen zu müssen.

Ich schaue in die Vergangenheit, betrachte die Gegenwart, blicke in die Zukunft – und die Aussicht ist überall gleich: Wir wanken von einem Ausnahmezustand zum nächsten, getragen von dem Glauben, es werde irgendwann wieder gut werden …

Franziska Heinisch – Wir haben (k)eine Wahl – Ein Manifest gegen das Aufgeben

Erwachsen werden und der Realität ins Auge blicken, darum gehts. Nicht mehr nur im Hier und Jetzt das eigene Glück schmieden und darüber vergessen, was um einen herum geschieht. Franziska nimmt das „Mantra der Bequemlichkeit“ auseinander und sagt, wie es ist.

Und der Wohlstand und die Demokratie?

Aus meiner Sicht machen viele Autoren und Autorinnen, die mittels Büchern den akutllen, gigantischen Krisen begegnen, den Fehler, dass sie nicht nachvollziehen, wie es zu der „Karbonisierung“ gekommen ist? Was der Motor des Fortschritts war und welch Segen die Entwicklung durch die Nutzung fossiler Energieträger hatte. Das ist aber wichtig. Es gab keinen anderen Weg, als dass die Menschheit, Öl, Kohle und Gas nutzen lernte, um die Gesellschaften zu entwickeln.

Verkürzt kann man sagen, dass ohne diesen Weg, ohne das Verbrennen der uralten fossilen Brennstoffe, es nicht zu Wohlstand, Frieden und Demokratie gekommen wäre. In Europa und den USA, in den führenden Industrienationen. Das ist wichtig. Denn wenn wir nicht aufpassen, beim Zurückbau dieser Sache, werden die destruktiven, nationalen, kranken Kräfte wieder gestärkt und die Ungleichheit, Kriege und Unterdrückung werden wieder zunehmen. Unsere Presse- und Meinungsfreiheit, die Gewaltenteilung, unsere Demokratie, wie unvollkommen sie auch sein mag, ist indirekte Folge der Verwertung von Kohle und Öl …

Das muss man der Autorin – und anderen – ankreiden. Wir brauchen einen Systemchange, „eine sozial-ökologische Transformation“! Nur sie kann Demokratie bewahren und das macht die Sache so schwierig. Löblich ist, dass die Autorin sich auch darauf bezieht, beispielsweise im Kapitel „Ungerechtigkeiten und rechte Gewalt“. Sie nimmt die wesentliche Kritik einiger fortschrittlicher ExpertInnen auf und kritisiert das BIP (Bruttoinlandsprodukt) als alleinigen Maßstab wirtschaftlicher Entwicklung. Es ist eine Geschichte privatisierter Gewinne und allgemeingesellschaftlicher Kosten. Das macht sie sehr gut, diese Kapitel sind in ihrer Präzision sehr lesenswert.

Besonders klasse finde ich, dass sich Franziska Henisch die bundesdeutschen Parteien einzeln vornimmt und aufsteigt, wie zukunftsfähig, im Sinne einer „nachhaltigen Klimapolitik. Darauf will ich hier nicht eingehen, da der Platz dazu nicht reicht.

Das vorletzte Kapitel heißt denn auch: „Anleitung zum Aufstand – wie wir Macht erlangen und Veränderung bewirken“. Lohnt sich, diese Seiten zu lesen. Dieses Buch dient uns älteren auch dazu, die Anliegen der jungen Leute, etwas Friday´s for Future besser zu verstehen.

Niemand sagt, dass es einfach wird

Franziska Heinisch – Wir haben (k)eine Wahl – Ein Manifest gegen das Aufgeben

„Aufgeben ist keine Option – ganz im Gegenteil. Denn all diese Krisen haben etwas Gemeinsam: Hinter ihnen verbergen sich Abwehrkämpfe der Wenigen, die an der Macht sind, gegen die Vielen, die es nicht sind. Und die Matchstrukturen in einer Gesellschaft lassen sich verändern, wenn mehr Menschen sich organisieren.“

Ich glaub zwar, dass es nicht nur die Mächtigen sind, sondern vor allem jene – und das sind gar nicht wenige – die von diesen Profitieren, denen es gut geht, die sehr gut bezahlte Jobs haben und auf sehr großem Klimafuß leben – und das auch behalten wollen. Diese, unsere Mitbürger, sind die wahren Verhinderer einer sinnvollen und guten Entwicklung. Aber es ist bald Wahl und wir können sofort aktiv werden.

Wir haben (k)eine Wahl – Ein Manifest gegen das Aufgeben

von Franziska Heinisch
Buch hier kaufen
288 Seiten, ‎ Karl Blessing Verlag (10. Mai 2021)
ISBN 389667711X
Paperback 14,- Euro


Leseprobe des Manfests gegen das Aufgeben

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