Wenn einer aus deiner Männergruppe in deinem Freundeskreis rumvögelt

Männergruppe auf der Rutsche

Ich fands es damals eine ganz gute Idee, eine Männergruppe zu suchen. Kennt ihr das? Zufällig fand sich eine, die vor kurzem gegründet wurde, in der Nähe, in einem Selbsthilfezentrum ums Eck. Ich lebe in einem Hamburger Stadtteil, in dem man bei sehr hoher Lebensqualität am Ende alles findet, was man braucht. Also Männergruppe. Vor zwei Jahren.

Es war eine kleine Gruppe, die am Ende aus 6 Männern bestand. Wir trafen uns einmal im Monat, was nach einem Jahr auf zweimal im Monat ausgeweitet wurde, was mir aber zu viel war. Immerhin habe ich noch andere Hobbys. Außerdem war es eine Selbsthilfegruppe. Ich habe aber eine Männergruppe gesucht und keine Selbsthilfegruppe. Aber ich ließ mich darauf ein.

Zu wenig Männerfreunde: Ich habe mehr Freundinnen als Freunde

Kürzlich hatte ich ein spannendes Gespräch mit einer Frau, die das Gegenteil von dem behauptete, was ich bisher als wahr empfand: Nämlich, dass ich mit Frauen besser reden kann, weil die vielfältigere Interessen haben, offener sind und auch besser kommunizieren können, sozialer sind. Meine Gesprächspartnerin empfand es aber anders, konnte eher mit Männern besser reden, empfand nicht wenige Frauen als konkurrierend, eifersüchtig und „stutenbissig“.

Na ja, gleichzeitig habe ich auch die meisten Konflikte eher mit Frauen, die gerne mal im Vorwürfen, emotionaler Kritik und Abwertungen kommen. Ist alles nicht so einfach, vielleicht ist manches doch nicht so geschlechtstypisch. Jedenfalls ist es eine Tatsache, dass ich wesentlich mehr Freundinnen habe, als Freunde. Das finde ich schade und diesem Umstand wollte ich mit einer Männergruppe abhelfen.

Aber nicht nur das. Ich wollte weniger eine Selbsthilfe- als eine Aktionsgruppe. Gemeinsame Erfahrungen, Aktionen und Unternehmungen. Es blieb aber bei Gesprächen in der Gruppe, auch durch die Coronazeit, der Schwerpunkt war das Wälzen von Beziehungsproblemen, Trennungen, Liebe, Freundinnen.

Was ich von der Männergruppe wollte

Es waren gute Treffen. Es waren gute Gespräche. Es waren gute Männer in der Gruppe. Alle eigen und alle liebenswert. Also ganz normal. Wir konnten uns selber organisieren und selber regulieren. Und dennoch fehlt mir eine Menge. Es gibt Hauptsächlich um die Trennungsprobleme von zweien aus der Gruppe und die Treffen hatten eindeutig Selbsthilfecharakter.

Wie erklärt – und dass hatte ich auch gegenüber der Gruppe immer wieder betont – hatte ich keine Selbsthilfegruppe gesucht, sondern eine Gruppe von Männern, mit denen man Männerarbeit betreiben kann – persönlich, gesellschaftlich, publizistisch – und aus der sich neue Freundschaften entwickelten.

Es dauerte viele Monate, bis wir begannen uns auch mal Privat zu treffen. Nicht alle, aber hin und wieder, selten passte es. Da ich in einem Kreativstadtteil lebe, konnte ich mich dort mit ein, zwei, drei Männern auf einem Festival zu Konzerten oder wilden Nächten treffen. Das war ja Teil von dem, was ich eigentlich wollte: Freundschaft, private Kontakte, gemeinsame Erlebnisse. Ich lernte sogar die Frauen zweier Männer kenne, was ein noch besseres Licht auf die besprochenen Geschichten warf.

Vertrauen unter Männer und die Sache mit den Frauen

In der Gruppe wurde auch versucht, in die Vergangenheit zu blicken und unsere Beziehungsmuster aufzuklären. Das finde ich relativ schwierig ohne psychologische Betreuung, aber einen Versuch war es wert. Nur war auch dies nicht das, was ich von Männergruppe wollte. Tiefe ja, Reflektionen auch, persönliche Arbeit vertiefen unsere Beziehungen. Aber es ging nie darüber hinaus, es entstanden keine Freundschaften, was nicht an mir lag, sondern an den, sagen wir „schwierigen Charakter“ der Männer der Gruppe. Diese schienen anfangs eine ähnliche Motivation, wie ich zu haben, aber am Ende dann doch nicht.

Das musste ich feststellen, als einer der Kerle eine meiner Freundinnen, eine Frau aus meinem Freundkreis vögelte. Ich habe über sie in der Gruppe gesprochen und ich wusste eine Menge von demjenigen, der nicht ans ich halten konnte. Als junger Erwachsener früh verheiratet mit einer offenbar latent psychisch gestörten Frau. Lange ohne Sex, ohne Kommunikation, aus, sagen wir, schwierigen Ländern stammend, fehlten ihm eine Menge Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht.

Er hatte eine seltsame Art, mit einem nicht in Kontakt zu sein, während man glaubte, er meinte, er bezog sich auf einen. Das tat er nicht. Er war offensichtlich innerlich extrem distanziert und interessierte sich gleichzeitig nur für Frauen. Frauen, aus meinem Umkreis, weil ich der einzige der Männer war, der aktiv am kreativen Leben der Stadt teilnahm, sehr viel weibliche Kontakte hatte und stets neue Frauen kennenlernte.

Er kam also in Kontakt mit meiner Freundin und als ich davon erfuhr, konnte ich eins und eins zusammenzählen. Ich stellte sie zur Rede, so dass sie es zugeben musste, mit ihm Sex gehabt zu haben. Ist auch schon Ok und ich verstehe sehr genau, warum das zwischen beiden stattfand. Dahinter stecken Psycho-Probleme und komplexe Selbstfindungsprozesse. „Polyamourös“ wäre er, was mir absolut schräg vorkam. Darüber werde ich noch schreiben. Aber jetzt war mein Vertrauen in diesen Mann und in die Männergruppe erschüttert. Das Verhältnis zu meiner Freundin war ja geklärt, insofern war das nicht das Thema. Sondern dass diese Männergruppe für mich ein Leck hatte.

Ich konnte das nicht akzeptieren und habe diese Männergruppe verlassen. Wollte ich eh, war eh nicht das, was ich suchte, wollte und brauchte. Aber das jetzt war einfach zu viel. Wie kann ich diesem Mann noch vertrauen? Ich kann ihn nicht mehr mitnehmen, ihn nicht als Freund wahrnehmen und ihm auch nichts anvertrauen, was für Frauenohren, für die Freundin, mit der er geschlafen hatte, nicht bestimmt war.

Ich finde, wenn man eine Frau aus dem Freundeskreis eines Mannes aus einer Männergruppe begehrt, liebt oder kennenlernen will, kann man das vorher besprechen und so Respekt bekunden. Das Wahr- und Ernstnehmen des anderen und der gemeinsamen Sache ist unbedingt Voraussetzung für eine Freundschaft. Und auch für eine gute Arbeit in einer Männergruppe. Und genau das hat hier nicht funktioniert.

Ich muss mir also eine neue Männergruppe suchen. Hat jemand einen Tipp? Vielleicht versuche ich es mal hier: www.maennergruppen.org

(Visited 109 times, 1 visits today)

Du magst vielleicht auch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert