Das Buchcover der gebundenen Ausgabe von Wenn Töchter erwachsen werden ist brillant. Jeder, der solche eine Tochter hat, weiß, wie präzise das Bild gewählt wurde. Der orange Nagellack, der das Gesicht des pubertierenden Mädchens verdeckt – bezeichnend. Doch dahinter, hinter der Hand, hinter der Stirn unserer Töchter, was verbirgt sich dort? Was passiert da? Wie können wir Väter unterstützen, was brauchen unsere jetzt langsam erwachsen werdende Mädchen, die wir so sehr lieben?
Das Buch thematisiert, wie könnte es anderes sein, auch die sehr schwierigen Aspekte des Flüggewerdens der jungen Menschen. „Selbstzerstörerische Problembewältigung“, Sorgen, Angststörungen und psychische Probleme. Der Himmel bewahre mein Kind davor. Aber was, wenn. Meine größte Angst ist es, dass meine Tochter in die „falsche“ Peergroup gerät und zu einem Feierbiest, mit Alkohol- und Drogenmissbrauch an mindestens jedem Wochenende wird. Und dort die reale Gefahr der K.O.-Tropfen, von denen so oft die Rede ist. Furchtbar. Ich hoffe, nicht. Aber was, wenn? Was willst du machen? Das Buch lesen und Hilfe suchen beispielsweise. Es ist weder für die Jugendlichen, noch für uns Väter und Eltern leicht, Wenn Töchter erwachsen werden.
Klar ist, dass wir Eltern nicht alles verhindern können und nicht immer verantwortlich sind, für die destruktiven Wege, die unser Kind, das fasst erwachsene Mädchen einschlagen kann, wenn Söhne, wenn Töchter erwachsen werden. Sohn und Tochter müssen lernen, selber Verantwortung für sich zu übernehmen. So wie wir vorderen es auch für uns selber tun. Vorbild sein, ist manchmal das einzige, was wir sinnvoll für unsere Kinder tun können.
Ich kenne Mütter, Trennungsmütter, die haben Töchter mit Essstörungen, Magersucht, autoaggressivem Verhalten und Drogenkonsum. Und ich kenne Töchter aus scheinbar heilem Hause, die durchaus herrisch-dominant bis neurotisch-manipulativ ihre Umgebung zu kontrollieren suchen. Manchmal erkennt man die Eltern in den Kindern, manchmal nicht. Es gibt keine Regeln. Jedenfalls nicht, was die Störanfälligkeit angeht. Die zeigt sich eben jetzt, in der Pubertät oder kurz danach.
In dem Buch Wenn Töchter erwachsen werden gibt es am Ende einen Abschnitt zu all dem, der heißt: „Wann sie sich sorgen machen müssen“. Schauen wir uns an, was der Verlag zu dem Buch von Lisa Damour schreibt.
Was brauchen Mädchen in der Pubertät?
Mädchen im Teenageralter benehmen sich unvorhersehbar launisch und lassen ihre Eltern oft ratlos zurück. Die Entwicklungspsychologin Lisa Damour gewährt einen Blick hinter die Kulissen weiblicher Pubertät. Sie erklärt, warum dieses Verhalten nicht nur natürlich , sondern auch notwendig ist. Sie beschreibt die sieben speziellen Herausforderungen, die Mädchen in dieser fragilen Phase meistern müssen, und gibt Anregung, wie man sie dabei begleiten kann. Die Autorin bereitet Eltern darauf vor, worauf sie achten können, wie sie im Gespräch bleiben und wann sie tatsächlich eingreifen müssen. Sie hilft, Mädchen in der Pubertät zu verstehen und zu stärken – und das, ohne dabei die Nerven zu verlieren.
Das scheint mir zumindest der begriffliche Schlüssel bei der Begleitung unserer jugendlichen Jungen und Mädchen zu sein. Zu verstehen und zu stärken. Ich glaube, dass auch Jungs genau das brauchen. Aber die brauchen das vielleicht auf eine andere Art und Weise. Aber wenn man eine so feine, sensitive und ruhige Tochter hat wie ich, dann ist Verstehen und Stärken vielleicht noch wichtiger zur Begleitung in die Welt hinaus, wenn Töchter erwachsen werden.
Uns liegt ein umfangreiches Buch vor, mit dem wir arbeiten können, denke ich. Es wird die „kalte Schulter“ erklärt, die uns plötzlich unsere Töchter zeigen, wir werden für bestimmte Gefahren sensibilisiert, ohne zu Helikoptereltern werden zu müssen. Und all das wird mit vielen Geschichten aus der Praxis, aus der Arbeit mit pubertierenden Mädchen und ihren Familien untermalt. Ich finde es außerdem gut, dass die Sache mit den Handys sehr deutlich thematisiert wird. Und auch unsere Ohnmacht als Eltern und wie wir die Sache mit dem Schlaf und der Mediennutzung für unsere Kinder ausbalancierten können. Hier habe ich sicher noch einiges zu lernen. Ein Grund mehr, sich den 336 Seiten von Wenn Töchter erwachsen werden demnächst intensiv zuzuwenden.
Zu empfehlen ist allen LeserInnen aber auch der Abschnitt über die Wahrheit über Alkoholkonsum. Und dass wir Klartext reden über Drogen. Da wir in einer alkoholischen Kultur leben, in der auch z. B. der Koks-Konsum tolerabel erscheint, ist es um so wichtiger, dass die Eltern, die Väter als gutes Beispiels vorangehen. Sonst werden die Gespräche darüber nutzlos und verpuffen.
Wenn Töchter erwachsen werden ist für uns Väter ein Theme, eine Herausforderung, der wir uns liebevoll und achtsam nähern dürfen. Umso schwieriger wird es, je weniger wir selber eine authentische Begleitung in unserer Pubertät erfahren haben. Aber es ist nicht unmöglich, eine stabile und liebevolle Beziehung zu unseren Töchtern in dieser anstrengenden Zeit aufrechtzuerhalten. Aus meiner Sicht kommt es oft auf die Väter an. Wenn sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich vielleicht auch mit dieser seltsamen, einmaligen Zeit auseinandersetzen, wenn Töchter erwachsen werden, dann kann eine junge, starke, selbstbewusst Frau die Gesellschaft bereichern und ihr eigenes Leben souverän gestalten und in die Hand nehmen. Das wünsche ich alles Töchtern dieser Erde.
Wenn Töchter erwachsen werden: Was Mädchen in der Pubertät brauchen
von Lisa Damour
336 Seiten, Kösel-Verlag (2016), 2. Aufl. 2021
ISBN 3466310636
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Lisa Damour ist Doktor der klinischen Psychologie in eigener Praxis und Direktorin des Laurel School’s Center for Research on Girls. Sie gehört dem Schubert Center for Child Studies an und lehrt an der Case Western Reserve University. Die Expertin für Erziehung und kindliche Entwicklung hält auf der ganzen Welt Vorträge zu diesen Themen und hat bereits zahlreiche wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. In den USA wurde sie vor allem durch ihren New-York-Times-Blog bekannt. Sie lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Töchtern in Shaker Heights, Ohio.