Buchtipp: Das schöne Leben der Toten

Cover-Ausschnitt von Das schöne Leben der Toten

„Wenn wir den Tod nicht fürchten, wird das ganze Leben leichter“. So ist es. Aber wie bekommt man das hin? Denn Verdrängung ist zwar natürlich und normal, aber nicht die Antwort auf die Angst vor dem Tod. Und was hat es auf sich mit diesem schönen „Leben der Toten“?

Wir hängen an unseren Lieben. Und am Leben natürlich auch. Beides verlieren wir am besten gar nicht. Aber so funktioniert es leider nicht. Wir müssen alle irgendwann gehen und je älter wir werden, desto mehr Freunde und Angehörige haben wir verloren. Beerdigt aber nicht vergessen. Dann sind die Toten unsere Ahnen und … leben in uns und um uns herum irgendwie weiter. Aus den uralten Ahnenkulten haben sich vermutlich die Religionen entwickelt. Auch sie geben manchmal Trost. Aber nicht immer und nicht bei jedem. Also, was willst du tun, angesichts der Tatsache des – auch eigenen – Todes? Was ist die Antwort? Wie gelingt es uns, diesen alten, finsteren Gevatter zu integrieren, ihm irgendwie gerecht zu werden? Meine Antwort darauf ist: Leben.

In diesem Buch nun – Das schöne Leben der Toten – erfahren wir etwas über den mexikanischen Día de los Muertos, den Tag der Toten, seinen Zeremonien und Ritualen, Figuren und Gebräuche, Gegenstände und Ortschaften. „Ein Ritual ist keine Party“, heißt es dort und wir dringen immer tiefer ein in diese fremdartige Toten-Kultur. Wir erfahren, wie die Toten „leben“, was sie essen, was sie mögen, was sie uns lehren. Mir fällt gerade dieser Familienfilm ein, den ich leider noch nicht gesehen habe:

Trailer Coco – Lebendiger als das Leben!

Aber zurück zum Buch. Es ist nicht nur ein Buch über eine unglaublich charmante und liebenswerte Kultur mit dem Tod umgehen. Es ist ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht über die Begegnung mit dem Tod.

In der mexikanischen Kultur ist der Tod immer präsent, nie tabuisiert, ganz im Unterschied zur europäischen Kultur. Man freut sich auf den Tag der Toten, wenn die Verstorbenen zu Gast sind, um ein rauschendes Familienfest mit Torten und Tequila, Geschenken und Gelagen zu feiern. Milena Moser hat eine sehr persönliche Geschichte über den Día de los Muertos geschrieben: Ihr Partner Victor-Mario Zaballa ist selbst schwer krank. Doch er sieht seinem Ende ohne Furcht entgegen, denn er weiß: Den Toten geht es blendend.

Fazit:
Es ist ein wunderschönes Buch mit Witz und Charme über den Tod. Vermutlich werden nicht wenig davor abschrecken, ein solches Buch an jemanden zu verschenken. Denn der Tod ist immer noch tabuisiert und das magische Denken tief verwurzelt. Mal will ja niemanden zu Nahe treten oder gar böse Omen beschwören. Trauer ist für viele, gerade für Männer immer noch ein schwieriges Gefühl. Ach, Gott, ja. Diese Büchlein kann genau von diesem kleinen Wahnsinn, der die meisten und uns befallen hat, heilen, ja vielleicht sogar beschützen. Wir dürfen uns selbstverständlich von anderen Kulturen abschauen, was sie anders, was sie vielleicht besser machen als wir und uns dann inspirieren lassen, einen andern Zugang zu den Dingen zu entwickeln. Nicht weniger vermag dieses Buch, wenn man sich darauf einlässt. Denn es ist gut, dieser ernsten Sache, dem Tod, Humor entgegenzusetzen, Mut, Witz und ein klein wenig Wahnsinn, aber freundlicher, nicht verdrängenden, sondern das Leben in seiner tiefe feiernde Wahnsinn.

Leider gibt es keine Leseprobe von Das schöne Leben der Toten, was sehr, sehr schade ist. Dann geht eben in den Buchladen und schaut es euch an. Es lohnt sich.

Das schöne Leben der Toten – Vom unbeschwerten Umgang mit dem Ende

Buch hier kaufen
von Milena Moser und Victor-Mario Zaballa
176 Seiten, Kein & Aber (8. Oktober 2019)
ISBN: 3036958185
Flexcover 8,00 EUR

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