Die Zahnfee ist noch weit. Drei ist mein kleines Töchterchen jetzt, drei und drei Monate. Und heute waren wir zum ersten Mal beim Zahnarzt. Da die Mama früh morgens schon arbeiten muss und aus bestimmten anderen Gründen, ist mir, dem Papa, die Aufgabe zugefallen, unsere Kleine zur Kinderzahnärztin zu begleiten. Ja, richtig gehört: Kinderzahnärztin. So etwas gibt es. Vier Kinderzahnarztpraxen soll es in Hamburg geben, sehr viele sollen es im gesamten Bundesgebiet eh nicht sein. Aber es spricht sich rum. Eine klasse Sache und es hat wunderbar funktioniert. Zur Belohnung gab es ein Schokofranzbrötchen. Haha.
Natürlich kommt diese Sache aus den USA. Dort ist es schon länger gang und gäbe – verbreitet – dasas man mit kleinen Kindern zum Kinderzahnarzt geht. In Deutschland greift dieses kreative Wohlwollen erst seit Kurzem um sich. Ich habe die sehr junge Kinderzahnarzthelfern direkt gefragt, ob es Kinderzahnarztpraxen schon in ihrer Kindheit gab. Gab es nicht. Sie ist um die Anfang 20. In unserem letzten Kanada-Urlaub, in der wunderbaren Westküstenmetropole Vancouver konnte ich beobachten, dass auch die Frisöre in Nordamerika mit Kindern anders umgehen. Nämlich kindgerecht. Ein Zauberwort in Deutscheland. Die Knirpse bekommen bei jenem Kinderbarbier auf dem West Broadway in Kitsilano ihr eHaare geschnitten, während sie auf Rennautos, Polizeimotorrädern oder Pferdchen hocken. Melonhead ist ein Frisör nur für Kinder. Ist so etwas in Deutschland denkbar?
Um es Vorweg zu nehmen: Unsere Kleine hatte nichts, keine Beschwerden, gar nichts. Wir wollten sie schon mal langsam an eine Zahnarztpraxis und eine Zahnärztin gewöhnen. So macht man das wohl. Und so trafen wir dann relativ entspannt in der bunt und kindgerecht eingerichteten Zahnarztpraxis in der Nähe der Hamburger Holstenstraße ein. Die jungen Zahnarzthelferinnen – Zahnärztinhelferinnen sagt man ja wohl nicht – sahen in ihrem pinken Dress sehr freundlich aus. Im offen gestalteten Wartezimmer standen mehrere Bobbycars bereit, ein Aquarium und ein Bällebad. Schönes Wort: Bällebad. Das kennt unsere schon aus dem Kindergarten und tauchte barfuß und quietschvergnügt in die Wanne voller Plastikbälle ein.
Als dann der Ernst des Lebens nach ihrem Namen rief, war es dann erst einmal vorbei mit dem Quietschvergnügt. Natürlich war sie schwer beeindruckt, dass sich nun alles um sie drehte und erwachsene Leute sich ihr und ihrem Mäulchen nähern wollten. Sie brachte vor Angst kein Wort heraus und ihr Händchen verschwand in ihrem Mund. Sie versuchte die ganze Zeit über, ihr Gesicht und ihren Mund zu schützen. Sehr gesund, die Kleine. Sie hat einen sehr eigenen Kopf und lässt sich von anderen nicht so ohne weiteres herumkommandieren. Da kommt sie ganz nach dem Papa.
Die Prozedur dauerte nur etwa zehn Minuten, denn auch in einer freundlichen Kinderzahnärztinnenpraxis ist Zeit Geld. Die Ärztin, die selber zwei Mädchen im Alter zwischen 2 und 4 hat, macht das sehr souverän … aber bestimmt. Sie setzte sich durch. Nach dem wir alle Fragen beantwortet und besprochen hatten, wurde versucht, mein kleines Mädchen durch einen Fernseher an der Decke – die Kinder müssen sich auf eine Liege legen, nicht auf einen Zahnarztstuhl – abzulenken. Das gelang auch so einigermaßen, denn ihre Hand behielt sie im Mund. Doch die Frau Doktor setzte sich mit ihrem Zahnarztspiegel durch und schob ihn am Händchen vorbei in den Mund. Ich war ja bei ihr, beruhigte sie und redete auf sie ein. Wir lobten sie und ließen nicht locker, so dass sie dann doch ihren kleinen Mund öffnete und alle Zähne in Ruhe bespiegelt werden konnten. Alles in Ordnung.
Für die Zahnpflege wurden wir gelobt. Schnuller weiter abgewöhnen. Nicht schlimm, aber durch den Schnulli hatten sich schon ihre Zähne verformt, was die überdeutlichen Eckzähne bei ihr erklären. Apfelsaft nur zu den Mahlzeiten, nicht zwischendurch. Wegen des Zuckers. Das sei wichtiger, als die Sache mit dem Schnuller. Auch täglich etwas Süßes wäre kein Problem, solange man so gute Zahnpflege betriebe. Die Mama als Pädagogin hat sich dazu ein besonderes Belohungsystem einfallen lassen, dass wir nun konsequent einhalten.
In einem halben Jahr sollen wir wiederkommen.
Zu Belohnung bekam sie von mir ein saftiges Schokoladen-Franzbrötchen als zweites Frühstück bevor ich sie in den Kindergarten brachte. Am Nachmittag noch ein Prinzessinnen-Buch, um das positive Erlebnis weiter zu verankern und zu verstärken. Oder so ähnlich.
Titelbild: Bestimmte Rechte vorbehalten von Nongbri Family Pix
2 Kommentare
Danke für den Artikel über Kinderzahnarzt. Ich habe mich nie wirklich mit dem Thema auseinander gesetzt, aber mein Freund hat letztens davon gesprochen. Meine Freundin hat kleine Kinder, die bald zum Zahnarzt gehen müssen. Deswegen ist es echt gut, dass ich diesen Beitrag gefunden habe. Sehr hilfreich!
Und er eignet sich sogar, einen Werbelink unterzubringen. Der Zahnarzt beauftragt eine Agentur im Internet Werbung zu machen – SEO – und da gehören Kommentare wie diese dazu. Sie sind eindeutig als unauthentisch zu identifizieren.