Ist die Welt noch zu retten? Und wie!

Cover: Die Welt ist noch zu retten

Als engagierter Vater einer wundervollen Tochter kann ich nur positiv in die Zukunft blicken. Wie heißt es so schön: Für Pessimismus ist es zu spät. Ich kann kein Kind in die Welt setzen und diese dann Schwarz malen, Schwarz sehen und dunkle Wolken an den fernen Horizont schicken. Es gehört eh zu meinem Mottis: Es ist niemals zu spät für irgendwas, solange du noch aufrecht stehen kannst. Jedenfalls hat die Tochter des berühmten Waldmeisters Peter Wohlleben ein Buch darüber geschrieben, wie die Welt noch zu retten ist. Carina Wohlleben weiß dabei sehr genau, wovon sie spricht.

Es ist zu spät für Pessimismus. Wir wissen sehr wohl, dass es Lösungen gibt. Es liegt in unserer Macht, den Wechsel herbeizuführen.“

Yann Arthus-Bertrand

Für mich ist die Sache mit der Klimabilanz, um die es um Wesentlichen in dem Buch geht, nicht ganz so einfach. Einige Dinge sind offensichtlich, wie der Fleischkonsum. Beim Online-Handel oder überhaupt beim Konsum ist es nicht ganz so einfach. Wohlleben fordert zwar, mehr Second-Hand zu kaufen, was auch löblich ist, bedenkt dabei aber einige Zusammenhänge nicht.

Wenn wir weniger Dinge konsumieren, werde die ärmeren Länder noch ärmer. Was sollen sie herstellen, wovon leben? Wird weniger Ware umgesetzt, wird weniger verdient, geht es zuerst zu Lasten der Schwachen. Aber auch die Rechnung mit der berüchtigten CO2-Bilanz scheint schwammig. Denn: „Die Klimastudie des Online-Handels wurde in mehreren Studien untersucht. Die Spannweiter der Ergebnisse ist laut Verbraucherzentrale extrem und liebt zwischen einem 32 Prozent geringeren und einem 204 Prozent höheren CO2-Ausstoß gegenüber dem stationären Handel.“

Wie man es dreht und wendet: Unser Lebenstil und unser Konsum zerstört – und hilft gleichzeitig. Denn wir haben es nicht nur mit der Klimakrise zu tun, sondern auch noch mit dem Artensterben und der Demokratie-Krise. Und da sind noch weitere im Busch. Wir können uns also nicht bequem zurücklegen und nur einige Modifikationen am System vornehmen und dann läuft das schon, es muss etwas grundsätzlich und zwar weltweit geschehen. Nur was?

Für unsere Kinder: Sinneswandel statt Klimawandel

Sinneswandel. Zum Beispiel beim Fleischkonsum, was das Klima schonen könnte. So habe ich aus diesem Buch zum ersten Mal ernsthaft über den sogenannten „Karnismus“ erfahren. In der Tat müssen wir uns fragen, weshalb wir ein Schwein töten, zerlegen und genüßlich verzehren, während wir bei Katze oder Hund niemal auf die Idee kämen, sie zu mästen, zu häuten und sonntags mit Gemüse geschmort auf den Tisch zu bringen.

Carina Wohlleben erklärt die Zusammenhänge detailliert. Wie kann es angehen, dass wir in Bezug auf Tiere eine „Rangfolge der Empathie“ empfinden?! Walen und Delfine, Wildtiere bekommen von uns mehr Mitgefühl, als Nutztiere. Von den Haustieren ganz zu schweigen. Die Ursache dafür beschrieb die amerikanische Psychologin Dr. Melanie Hoy mit dem Begriff Karnismus als einer „eine Ideologie, wonach der Verzehr bestimmter Tierarten als ethisch vertretbar und angemessen betrachtet wird.“ Nach dem Prinzip „aus den Augen, aus dem Sinn“ werden die für uns unangenehmen Tiertötungen und -Zerteilungen aus unserem Sichtfeld entfernt. Zu sehen bekommen wir in der Regel nur Wildtiere oder Nutztiere, die nicht gemetzelt werden.

Wir wissen heute sehr genau, dass es uns, allen Lebewesen und eben dem Klima hilft, wenn wir viel weniger Fleisch essen und von der Massentierhaltung Abstand nehmen. Die Sache mit dem Fleischverzehr zwischen Gülle-Düngung, den Einsatz von Pestiziden, Monokulturen und Supermarkt-Kultur ist tatsächlich ein Hauptanliegen dieses Buchs Die Welt ist noch zu retten, so macht es jedenfalls den Eindruck. Aber natürlich geht es um mehr, wenn wir es mit dem Wandel, dem gesellschaftlichen Wandel ernst meinen.

Konsum reduzieren, Lebensqualität gewinnen, die Klimabilanz verbessern

Gemeinsam sind wir stark, so Carina Wohllebens Credo. Voller Optimismus und ohne zu belehren, zeigt sie Wege auf, wie wir die Liebe zur Natur wiederentdecken und den Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen können. Dabei spricht sie sowohl globale Themen an wie Fleischproduktion und Tierhaltung, industriellen Ackerbau und Forstwirtschaft, die wachsende Weltbevölkerung und den schwelenden Konflikt zwischen Alt und Jung, erzählt aber auch sehr persönlich von ihrem Leben und dem stetigen Drahtseilakt, Umweltschutz und Alltag zu vereinbaren. Die Erkenntnis, dass man allein durch den Verzicht auf tierische Produkte seinen ökologischen Fußabdruck um 25 Prozent reduzieren kann, hat Carina Wohlleben veranlasst, sich vegan zu ernähren.

Anhand vieler konkreter Beispiele führt sie vor Augen, weshalb es lohnt, sich für eine lebenswerte Zukunft zu engagieren, und dass wir gute Chancen haben, die Welt Stück für Stück zum Positiven zu verändern. Überzeugend, zuversichtlich, motivierend!

Carina Wohlleben, geboren 1991 in Adenau (Eifel), studierte Geografie sowie Naturschutz und Landschaftsökologie in Bonn und ist seit 2017 wissenschaftliche Beraterin und Teilhaberin der von ihrem Vater gegründeten Waldakademie. Dort führt sie Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene rund um das Thema Wald durch. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im Sauerland.

7 Tipps für mehr Umweltbewusstsein im Alltag

Am Ende des lesenswerten und diskussionswürdigen Buchs gibt Carina Wohlleben 7 sinnvolle Tipps für unseren Alltag. Zusammengefasst lauten diese so (und es ist wichtig für uns einfachen Leute, Handlungsmöglichkeiten und -Impulse zu bekommen, um uns in die richtige Richtung verhalten zu können.

  1. Fleischkonsum reduzieren
  2. Recycling-Papier verwenden
  3. Mikroplastik (insbesondere in der Kosmetik) und synthetische Kleidung (die über das Waschen Mikroplastik in den Wasserkreislauf abgeben) vermeiden und Müll trennen.
  4. Müll und Abfall reduzieren
  5. Gemüse und Obst frisch aus Region und zu ihrer Jahreszeit kaufen
  6. Klamotten Secondhand und Slow-Fashion, keine Billigprodukte kaufen
  7. Nicht zu streng mit dir selber sein! Auch kleine Schritte in die richtige Richtung zählen!

Die Welt ist noch zu retten – Konsum reduzieren, Lebensqualität gewinnen, die Klimabilanz verbessern

Buch hier kaufen
von Carina Wohlleben
224 Seiten, Ludwig Buchverlag (19. April 2021)
ISBN 3453281330
Taschenbuch 18.- Euro

Leseprobe Die Welt ist noch zu retten

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Für unsere Kinder: Sinneswandel statt Klimawandel

Carina Wohlleben – Die Welt ist noch zu retten! #readntalk2021

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