Am 12. Juni ist der Welttag gegen Kinderarbeit. Zu den schlimmsten Formen zählen ausbeuterische Kinderarbeit und Versklavung. Die Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) kämpft weltweit gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei. Im Fokus steht dabei die Befreiung von Kindern, die spielen, lernen, ein zu Hause oder das Gefühl von Sicherheit nicht kennen.
Ausbeuterische Kinderarbeit nimmt Kindern nicht nur ihre Kindheit auf brutale Weise weg, sondern auch ihr Recht auf jeglichen Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung, das ihnen nach der UN-Kinderrechtskonvention zusteht. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht von etwa fünf Millionen betroffenen Kindern aus.
In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden befreien Ermittler, Anwälte und Sozialarbeiter von IJM weltweit Familien und Kinder aus Sklaverei und Ausbeutung. Dabei treffen sie Kinder, die in Fabriken geboren wurden, weil ihre Eltern dort über Jahrzehnte festgehalten wurden. Statt Kindergarten oder Schule mussten die Kinder schon im Alter von drei oder vier Jahren mitarbeiten.
Als IJM die 8-jährige Zarina* (*Name aus Sicherheitsgründen geändert) und ihre Familie aus einer Ziegelei in Indien befreite, kümmerten sich Mitarbeiter von IJM um das Mädchen. Sie gaben ihr Papier und Buntstifte. Zarina* malte – zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie hatte noch nie einen Stift in der Hand gehabt. Den Umgang mit Hammer und Meißel dagegen beherrschte sie blind.
Ausbeutung junger Mädchen auf den Baumwollfeldern Indiens
Kinderarbeit ist nicht immer vermeidbar, aber die sklavische Ausbeutung ist menschenverachtend
„Kinder in ausbeuterischer Kinderarbeit werden wie Ware behandelt, wenn sie in die Fänge von Menschenhändler geraten“, sagt Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland e. V., in Berlin. „Armut ist eine Ursache, doch wir müssen auch die mangelhaften Rechtsstrukturen in den Blick nehmen, die in vielen Entwicklungsländern illegale Geschäftsmodelle mit Familien und besonders Kindern ermöglichen.“
International Justice Mission Deutschland e. V. arbeitet deshalb in Indien und weiteren Ländern mit der Justiz zusammen, um die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Sklaverei und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse sind überall auf der Welt gesetzlich verboten. Anwälte von IJM setzen sich für die betroffenen Familien und Kinder ein, damit ihnen Recht gesprochen wird. Nur so kann jede Art von Sklaverei und Ausbeutung nachhaltig beendet werden. Kinder brauchen diesen rechtlichen Schutz, um sich frei und gesund entfalten zu können.
Kinder arbeiten u.a. bei Herstellung von Fußbällen oder in unsren Fußgängerzonen
Wie wir eben feststellen konnten ist nicht jede Kinderarbeit ausbeuterisch. In manchen Weltgegenden ist es ganz normal, das schon Kinder zum Lebensunterhalt der ganzen Familie beitragen müssen. Meist sind es Großfamilien in sehr armen Gegenden. Manchmal kleinere Einheiten, die am Existenzminimum kratzen. Auch die Eltern dieser Kinder, wenn sie denn können, müssen jede Arbeit annehmen, die sie kriegen können. Welche das ist, bestimmen oft nicht sie selbst, sondern der Weltmarkt, die Regierung, Warlords oder diejenigen, die das Sagen haben.
Unsere Schule wollte vor einiger Zeit für jede Klasse zwei Fußbälle anschaffen. Das Geld dafür war nicht budgetiert, kam nicht von der Behörde, sondern wurde vom Schulverein zur Verfügung gestellt. In unserem Elternrat saß eine Mutter, die sich professionell mit „Nachhaltigkeit“ beschäftigt und sie regte an, keine Bälle aus Kinderarbeit zu kaufen. Solche Fußbälle werden zum Beispiel in Pakistan hergestellt und sind relativ günstig. Der Elternrat kamen überein, dass sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, wenn unsere privilegierten Kinder, die alles haben, dass die anderen Kinder, die arbeiten müssen, nicht haben, nämlich Schule und eine beschützte Kindheit, mit den Bällern spielen, für die andere Kinder schufteten anstatt zur Schule zu gehen.
Welthauptstadt der Fußbälle | Galileo
Meine Überlegung ist nun, ob es diesen Kindern wirklich hilft, wenn wir solche Produkte kaufen. Gehen sie dann endlich wieder zur Schule? Müssen sie dann nicht mehr arbeiten, wenn diese Fußbälle nicht verkauft würden? Wir können uns die Antwort denken. Es sind ganz andere Maßnahmen notwendig, um diesen armen Kindern zu helfen. Dann stößt das aber wieder an andere Probleme, wie dem Klimawandel, der Demokratie und Armutsbekämpfung. Es ist ja schon vieles besser geworden, die Armut ging zurück, Kriege wurden befriedet und auch Krankheiten besiegt. Man muss also wie immer genau hinschauen und differenzieren. Es kann nicht in erster Linie um unserer Gewissen gehen, sondern darum, in den Kinder, die arbeiten müssen und kaum zur Schule gehen dürfen, konkret zu helfen.
Mir fällt noch eine Geschichte ein, die ich unter Kinderarbeit verbuche. Und zwar die Auftritt von bestimmten Familien in unseren Fußgängerzonen. Sie scheinen eine Art Großfamilie, stammen vermutlich aus Rumänien und machen Musik in den Fußgängerzonen. Jedes Familiemmitgleid spiel ein Instrument und singt dazu. Ihre Musik ist für den Laien eine Art Samba, Rumba oder auch Salsa, irgendwas aus Südamerika. Ich glaube ihnen aber nicht, dass sie von Übersee kommen. Außerdem spielen sie immer dasselbe. Wenn man sie nicht kennt, ist man beeindruckt. Sie spiel auf Hut und man möchte was geben. Wenn man das aber schon 10 Mal gesehen hat, weiß man, dass die immer dasselbe spielen. Und es fällt auf, dass sich Kinder in der Band befinden. Die Jüngsten vielleicht 8, höchstens 10. Keine Ahnung, wie lange die so spielen pro Tag in irgendeiner Fußgängerzone bei uns in Hamburg. Und ich bin auch nicht sicher, was das Gesetz sagt. Es ist vermutlich gedeckt. Aber streng genommen, sollten diese Kinder nicht auf Hut spielen, sondern mit ihren Freunden.
Auch bei uns in Europa, war Kinderarbeit vor allem zu Beginn der industriellen Revolution sehr verbreitet. Bis man gemerkt hat, dass man auf diese Art keine Soldaten bekam, die sich totschießen lassen konnten. Daher hat man schon 1839 Kinderarbeit in Deutschland streng reglementiert und sie 1904 für unter 12-Jährige – außer in Familienbetrieben erst 1906 – abgeschafft. Gerade noch rechtzeitig vor dem 1. Weltkrieg, will man zynisch anmerken.
Lasst und gemeinsam gegen die bösen Auswüchse der Kinderarbeit angehen. Gehen Versklavung und Gewalt, gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Aber lasst uns unterscheiden und genau hinschauen. Weiter Informationen zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit erhaltet ihr von der Website der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort heißt es, der 12. Juni soll ein kritisches Bewusstsein für diese Ausbeutung von Kindern schaffen.