Die schlechte Nachricht ist: Jeder von uns trägt Anteile toxischer Männlichkeit in sich und erniedrigt hin und wieder andere, während er sich selbst erhöht. Die gute Nachricht: dass muss nicht zu bleiben. Wir können sogenannte toxische Männlichkeit überwinden. In uns und damit auch außerhalb von uns.
Was ist vergiftete Männlichkeit?
Toxische Männlichkeit bezieht sich auf bestimmte negativ konnotierte Verhaltensweisen, Überzeugungen und soziale Normen, die in einigen Fällen mit traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit in Verbindung gebracht werden. Diese Merkmale können schädlich sein, sowohl für Männer selbst als auch für andere Menschen in ihrer Umgebung. Es ist wichtig zu beachten, dass toxische Männlichkeit nicht bedeutet, dass alle Männer toxisch sind oder dass männliche Identität an sich negativ ist. Es bezieht sich vielmehr auf bestimmte destruktive Verhaltensweisen und Muster, die in einigen Kulturen und Gesellschaften gefördert oder akzeptiert werden.
Toxische Männlichkeit kann sich auf verschiedene Arten manifestieren, darunter:
- Dominanz und Aggressivität: Die Betonung von Stärke, Macht und Dominanz über andere kann zu aggressivem Verhalten führen. Dies kann zu Gewalt, sowohl physisch als auch emotional, gegenüber anderen Menschen führen.
- Unterdrückung von Emotionen: Männern wird oft beigebracht, ihre Emotionen zu unterdrücken oder als Schwäche zu betrachten. Dies kann zu einer eingeschränkten Fähigkeit führen, Gefühle auszudrücken, zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen.
- Geringschätzung von Schwäche: Ein starkes Streben nach Unabhängigkeit und Unverwundbarkeit kann dazu führen, dass Schwäche oder Bedürftigkeit abgewertet oder verachtet werden. Dies kann zu einer eingeschränkten Fähigkeit führen, Unterstützung anzunehmen oder Schwächen zuzugeben.
- Unterdrückung von Vielfalt: Toxische Männlichkeit kann auch mit negativen Einstellungen gegenüber Menschen verbunden sein, die nicht den traditionellen männlichen Stereotypen entsprechen, wie zum Beispiel Frauen, LGBTQ+-Personen oder Männer, die nicht den stereotypischen Vorstellungen von Männlichkeit entsprechen.
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Merkmale nicht allen Männern zugeschrieben werden können und dass viele Männer aktiv daran arbeiten, diese toxischen Muster zu überwinden. Es ist ein fortlaufender Prozess der Reflexion, des Lernens und der Entwicklung, um eine gesündere und respektvollere Vorstellung von Männlichkeit zu fördern.
Mein Weg raus aus männlicher Destruktivtät
Kürzlich traf ich eine „Dunkelfrau„, so will ich sie nennen. Sie lebt in der Nachbarschaft und ist groß und schlank, sie hat dunkle, kurze Haare und trägt eher gedeckte Kleidung. Irgendwie mein Typ. Aber nicht wirklich. Sie hat meine Nummer, meldet sich aber nicht. Ich treffe sie und frage: warum? „Ich bin spirituell und muss mich schützen vor dir, du bist irgendwie so invasiv.“
Hatte nichts mit mir zu tun, ich bin halt sehr kontaktstark, extrovertiert und sehr offenherzig. Ich bin nichts für zu empfindliche Gemüter, hochsensible, introvertierte oder gar neurotische Frauen. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich giftige Männlichkeit lebe, diese Frauen im Kontakt abwerte und sie „überfalle“. Ich interessiere mich einfach und mache das deutlich. Das ist für manche schon zu viel. Aber das ist hier nicht gemeint. Hier geht es nicht darum, meine destruktiven Anteile zu überwinden, sondern den Kontakt zu giftiger Weiblichkeit, die gibt es nämlich auch und zwar in sehr subtiler Form, zu vermeiden.
Da gibt es aber eine andere Geschichte, die mich am Ende auf den Weg brachte, dieses Text zu schreiben und ein ernsthaftes Problembewusst zu entwickeln. Ich war mit einem befreundeten Paar an Pfingsten auf de „Kulturellen Landpartie“ im Wendland unterwegs. Wir fuhren von Ort zu Ort, trafen viele Menschen, auch Freunde und waren ziemlichen Trubel ausgesetzt. Dann gab es eine Szene, als eine meiner besten Freundinnen irgendwas wollte und irgendwo hin ging, und ich, in Stress und mit etwas ganz anderem beschäftigt mehr zu mir und mehr im Scherz sagte: „Geh scheißen„. Ihr Mann aber war neben mir und hörte das. So kennt er mich gar nicht und sie mich auch nicht. So kenn ich mich aber.
Vor allem meinen alkoholkranken Stiefvater, der stets herablassend mit seiner Frau (meiner Mutter) und vor allem mit mir umging. Und dieser giftige Strom latenter Aggressivität und Abwertung wabert durch meine Seele, meinen Geist. Und in bestimmten Momenten der Unachtsamkeit, des Stresses und der Ermüdung, dringt das Gift auf die Oberfläche und springt aus meinem Mund. Ich will das gar nicht und meine es auch nicht so, aber es kommt raus. Und wenn es raus ist, verletzt es Menschen. Am Ende mich selbst. Und ich will das nicht mehr. das muss aufhören. Es muss möglich sein, toxische Männlichkeit zu überwinden. Aber wie?
Wie sich ändern? Wie das giftige, wie kann man in sich toxische Männlichkeit überwinden?
Die Anerkennung deiner Schwäche und die Idee, toxische Männlichkeit überwinden zu wollen, sind ein wichtiger erster Schritt. Hier sind einige Schritte, die dir dabei helfen können, Anteile von toxischer Männlichkeit in dir loszuwerden:
Als erstes möchte ich sagen, dass es bewundernswert ist, dass du den Wunsch hast, toxische Aspekte der Männlichkeit in dir loszuwerden. Es zeigt, dass du dich weiterentwickeln möchtest und ein besseres Verständnis für dich selbst und andere Menschen anstrebst.
Der erste Schritt auf dieser Reise ist die Selbstreflexion. Nimm dir Zeit, um in dich zu gehen und über deine eigenen Gedanken, Überzeugungen und Verhaltensweisen nachzudenken. Frage dich ehrlich, ob du manchmal in stereotype männliche Verhaltensmuster fällst, die schädlich oder respektlos sind. Vielleicht erkennst du Momente der Aggressivität, der Geringschätzung von Schwäche oder der Unterdrückung von Emotionen.
Um ein tieferes Verständnis zu entwickeln, ist es wichtig, dich weiterzubilden und bewusst zu werden. Informiere dich über Geschlechterrollen, Feminismus und vergiftete Männlichkeit. Es gibt zahlreiche Bücher, Artikel und Ressourcen, die dir helfen können, neue Perspektiven zu gewinnen und dein Denken zu erweitern.
Der nächste Schritt besteht darin, den Dialog mit anderen zu suchen und zuzuhören. Engagiere dich in Gesprächen mit Frauen und Menschen, die nicht dem traditionellen männlichen Rollenbild entsprechen. Höre aktiv zu und versuche, ihre Erfahrungen und Perspektiven zu verstehen. Sei offen für neue Sichtweisen und lerne aus den Geschichten und Meinungen anderer Menschen.
Während dieses Prozesses ist es wichtig, traditionelle Männlichkeitsnormen kritisch zu hinterfragen. Frage dich, ob die gesellschaftlichen Erwartungen an Männer wirklich fair, gesund und respektvoll sind. Befreie dich von dem Druck, bestimmten Stereotypen entsprechen zu müssen, und erkenne an, dass jeder Mensch individuell ist und unterschiedliche Stärken und Schwächen hat.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Entwicklung von emotionaler Intelligenz. Toxische Männlichkeit zeigt sich oft in der Unterdrückung von Emotionen. Nimm dir Zeit, um deine eigenen Gefühle zu erkennen, auszudrücken und zu akzeptieren. Übe Mitgefühl und Empathie gegenüber anderen Menschen, um ein tieferes Verständnis für ihre Emotionen und Bedürfnisse zu entwickeln.
Auf diesem Weg darfst du dich auch nach Unterstützung umsehen. Suche nach Menschen, die ähnliche Veränderungen anstreben, und tausche dich mit ihnen aus. Finde unterstützende soziale Gruppen oder Therapiemöglichkeiten, die dir helfen können, deine persönliche Entwicklung zu fördern. Es ist oft hilfreich, Erfahrungen und Herausforderungen mit anderen Menschen zu teilen und voneinander zu lernen.
Schließlich ist es wichtig, Verantwortung für dein eigenes Verhalten zu übernehmen. Erkenne, dass du die Macht hast, Veränderungen herbeizuführen. Wenn du Fehler machst oder in alte Muster zurückfällst, entschuldige dich aufrichtig und arbeite aktiv daran, dich zu verbessern. Sei geduldig mit dir selbst, denn es braucht Zeit, um toxische Männlichkeitsmuster zu überwinden und neue Verhaltensweisen zu etablieren. Veränderung ist ein fortlaufender Prozess, der Ausdauer und Engagement erfordert.
Erinnere dich daran, dass es keine Perfektion gibt. Es geht darum, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, bewusst zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Sei stolz auf jeden Schritt, den du auf diesem Weg machst, und erkenne die positive Wirkung an, die du sowohl in dir selbst als auch in deinen Beziehungen zu anderen erzeugst.
Indem du toxische Männlichkeitsaspekte in dir loslässt, schaffst du Raum für eine gesündere und respektvollere Version der Männlichkeit. Du wirst in der Lage sein, echte Verbindungen aufzubauen, Mitgefühl zu zeigen und authentisch du selbst zu sein. Dieser Prozess ist nicht nur für dich persönlich bereichernd, sondern trägt auch zu einer positiven Veränderung in der Gesellschaft bei.
Also sei mutig, sei bereit, dich selbst zu hinterfragen und entwickle dich zu einer Version von Männlichkeit, die frei von Toxizität ist. Du bist auf dem richtigen Weg, um toxische Männlichkeit überwinden zu können und ich wünsche dir viel Erfolg auf dieser Reise der Selbstreflexion und des Wachstums.