Rezension: Väter der Zukunft – Ein philosophischer Essay

Cover: Väter der Zukunft - Ein philosophischer Essay

Wer sind die Väter der Zukunft? Wir? Oder unsere Nachfolger, unsere Kinder und Kindeskinder? Wenn es um die Vaterrolle geht, um den Stand des Mannes in der Gesellschaft, dann spielt das weniger eine Rolle. Wir können nur im Hier-und-jetzt Erkenntnisse gewinnen, verarbeiten und umsetzen. Aber das Thema, die Zukunft der Vaterrolle in der Familie und damit in der Gesellschaft, ist wichtig und spannend. Davon handelt dieses philosophische Essay von Dr. Björn Vedder.

In diesem Buch holt der Auto weit aus und bemüht die Klassiker aus Literatur und Kultur, das Thema zu beleuchten. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das sein muss, ob das wirklich Einsichten erhellt und festigt, aber es ist interessant.

Zuweilen finden sich schwierige Sätze in dem Buch. Zum Beispiel im Kapitel „Der Vater, eine Rolle auf der familiären Bühne“: „Rolle und Fremdheit. Da wir beim anderen beginnen, sind wir voneinander abhängig. Ich bin nicht Vater durch mich, sondern ich werde durch die anderen Mitglieder meiner Familie dazu gemacht, und diese sind ihrerseits nicht Mutter oder Kind oder Schwester durch sich selbst, sondern werden von mir und voneinander dazu gemacht.“ Was soll so ein Satz. Nicht nur, dass er viel zu lang ist, ich gewinne einfach keine Erkenntnis daraus. Natürlich sind die Geschlechterrollen und die familiären Rollen durch die Kultur und durch andere Menschen geprägt. Aber wichtiger ist doch, was wir daraus machen, wie es weitergeht. Und Vater bin ich schon dadurch, dass ich ein Kind gezeugt habe. Also da gibt es auch die biologische Komponente, die nicht zu unterschätzen ist.

Wie gesagt, der Autor holt in seinem Vater-Essay sehr weit aus und das ist manchmal sehr bereichernd. Auch wenn die eine oder andere Frage vielleicht unbeantwortet bleibt. Am besten, man hört sich die WDR-Sendung hier unten an, hört das ELTERN-Interview dazu im YouTube-Video und schaut sich ganz unten das Inhaltsverzeichnis an. So findet der Leser raus, ob er das Buch lesen möchte und ob er davon profitieren könnte. Schaden tut es jedenfalls nicht, dieses Essay über die künftige Rolle des Vaters zu lesen.


„Die Rolle des Vaters in der Zukunft | WDR 5 Neugier genügt – Freifläche (05.03.2020)“ aus WDR 5 Neugier genügt – Freifläche von WDR 5. Veröffentlicht: 2020. Genre: Podcast.

Der Mann und Vater kann nicht der alte bleiben

Was ein Vater ist, wissen wir heute nicht mehr. Das zeigt sich in den Entwicklungsstörungen und der mangelnden Sozialisation von Kindern ebenso wie im zunehmenden Unbehagen von Vätern und den Überlastungen der Mütter. Der lange Schatten des abwesenden Vaters liegt wie ein Bleigewicht auf dem Leben aller. Wollen wir uns davon befreien, braucht es eine angemessene Rollenbeschreibung, die zeigt, wie und was ein Vater heute sein könnte – jenseits von überkommenen Männlichkeitsvorstellungen, patriarchalen Familienmodellen oder der Idee einer geschlechtlosen Elternschaft.

Björn Vedders Essay leistet ebendas: Er entwickelt eine zeitgemäße Vaterrolle – aus psychologischen, philosophischen und sozialwissenschaftlichen Studien, aus den Produkten der Hoch- und der Popkultur und vor allem aus den grundlegenden Erfahrungen, die wir in der Familie und im Leben machen können. Dabei wird deutlich, warum, ein Kind zu bekommen, ein Sprung in das gute Leben ist, warum Väter, die sich an Recht und Ordnung halten, Angsthasen sind, was die Künste des Vaters vermögen und wie Mutter und Vater das Kind gemeinsam fertig zur Fahrt machen.

Eine besondere Bedeutung kommen dabei Erfahrungen des Verlustes zu. Für deren Reflexion gibt es in der gegenwärtigen Kultur keinen Ort. Sie werden aber zukünftig immer wichtiger werden. Mit dem Vater stellt Vedder eine Figur vor, diese Erfahrungen wieder sinnvoll in unser Leben zu integrieren. So werden die Väter von heute zu Vätern der Zukunft.

Der Autor Dr. Björn Vedder wendet sich als Philosoph den Phänomenen der Gegenwart und den drängenden Fragen unserer Gesellschaft zu. Dabei reicht sein Arbeitsgebiet weit über die Philosophie hinaus – etwa in die zeitgenössische Kunst, Literatur und Populärkultur. Zu seinen letzten Veröffentlichungen gehören »Neue Freunde« (transcript, 2017) und »Reicher Pöbel« (Büchner, 2018). Er lebt mit seiner Familie als Publizist und Kurator in Herrsching am Ammersee.

Väter der Zukunft: Lernen auf tauendem Eis zu gehen I ELTERNgespräch Podcast: Folge #102

Fazit
Das Thema ist und bleibt spannend. Obwohl es sehr verkopft aufbereitet wird, kann man von den Gedanken und Reinfektionen in diesem Buch einige Erkenntnisse gewinnen. Sich relativ setzen und Verständnis für sich selbst aufbringen. Aber eben auch an der „neuen Rolle der Väter“ zu arbeiten. Das ist ja die Ur-Aufgabe dieses Vaterblogs hier. PAPALAPAPI.DE nimmt nichts selbstverständlich, sondern versucht die Vaterrollen und die Männerrollen – die Geschlechterrollen von allen möglichen Seiten zu beleuchten. Genau das macht dieses Buch auch. Mit viel Wissen und viel Theorie (also Verkopfung), aber eben doch mit konkretem Bezug zu unserem realen Leben, unserem Alltag.

Ich glaube zwar, dass man so einen Essay, so ein Buch schmissiger schreiben kann, also populärer und etwas unterhaltsamer. Da ist mein Anspruch vielleicht etwas hoch. Wer sich aber für die Zukunft der Väter interessiert, wer sich etwas anderes wünscht, ein anderen Vaterbild in der Gesellschaft, einen anderen Zugang zu Vaterrolle und Beziehungen, der sollte sich dieses Buch kaufen. Es gibt viel zu lernen und viel Wissen für uns nutzbar zu machen.

Väter der Zukunft – Ein philosophischer Essay

Buch hier kaufen
von Björn Vedder
172 Seiten, Büchner-Verlag (4. März 2020)
ISBN 3963171952
Broschiert 18,- Euro

Inhaltsverzeichnis: Väter der Zukunft

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