„Beziehungsratgeber? Ich? Nein, ich akzeptiere meinen Partner so, wie er ist und er mich, zumindest muss er das, wenn er mit mir zusammen sein will. Was brauche ich da einen Buch? Entweder es passt oder es passt eben nicht.“ So oder ähnlich argumentieren viele, vor allem Frauen und sie haben damit nicht einmal Unrecht. Aber ist das die ganze Wahrheit? Und gilt sie für alle? Auch in den Zeiten der „Generation beziehungsunfähig“? Bei der Scheidungsrate? Bei der Versingelung unserer Gesellschaft? Bei dem Überangebot an Reizen und potentiellen Partnern? Schauen wir uns die Sache einmal näher an: Was hat der Berliner Single- und Paarberater Christian Thiel in seinem Buch Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist – Wie Sie durch Veränderungen Ihre Beziehung positiv gestalten dazu zu sagen?
Zunächst fällt einem der Untertitel auf: Beziehung positiv … gestalten. Ob mit Veränderung oder nicht – das scheint mir bei vielen Mitmenschen der Casus Knacktus. Sie gestalten eigentlich gar nichts. Vielleicht ihren Urlaub einigermaßen, vielleicht ihren Hobbyraum und das Wohnzimmer – und dann hört es schon langsam auf. Aber Beziehungen gestalten? Positiv gestalten, also eine aktive Rolle einnehmen, was bedeutet, verantwortlich zu sein, für den Verlauf einer „Beziehung“? Ob Freundschaft, Ehe, Affaire oder die große Liebe – alles Beziehungen, die ich gestalten kann, die ich mit dem Partner gemeinsam gestalten … muss, wenn ich eine dauerhafte, verlässliche und förderliche Beziehung haben möchte, die mich und mein Leben bereichert. Klingt logisch. Aber warum ist das denn so schwer? Kann ich nicht einfach so bleiben, wie ich bin und die Beziehung gestaltet sich von ganz allein, weil wir gut zueinanderpassen?
Zitat aus dem Pressetext zum Buch Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist: Die allermeisten Frauen suchen heute nach einer Antwort auf die Frage, wie um alles in der Welt der Mann an ihrer Seite wohl zu ändern sei. Und – zugegeben – auch Männer fragen sich ab und an: „Wie ändere ich meine Frau?”“ Es handelt sich also gewissermaßen um eine der Grundfragen der modernen Partnerschaft. Doch bei der Suche nach Antworten tappen die Beteiligten weitgehend im Dunkeln. Das hat Gründe: Viele Beziehungsexperten behaupten, den Partner zu verändern, das sei unmöglich. Auch wohlmeinende Freunde, Zeitschriften und Romane hauen in die gleiche Kerbe: Wer wirklich liebt, nimmt seinen Partner, so wie er ist. Dabei ist diese Ansicht grundfalsch. Christian Thiel beweist in diesem Buch, dass es nicht nur statthaft ist, den Partner verändern zu wollen, sondern sogar nötig, wenn Sie in einer dauerhaft glücklichen und stabilen Beziehung leben möchten. Denn gerade wenn Sie unzufrieden sind, gibt es nur einen Weg: Sie müssen dafür sorgen, dass Sie bekommen, was Sie brauchen – und dafür Ihren Partner verändern.
Leseprobe Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist
Was mir an diesem kleinen Beziehungsratgeber gefällt
Zunächst einmal ist das Buch sehr gut gemacht. Es ist gut gesetzt, gut gestaltet, es sieht gut aus und hat auch nur 176 Seiten. Das dürfte niemanden überfordern. Wer seine Beziehung behalten oder stabilisieren möchte, findet hier sehr viele, gut nachvollziebare Ansätze. Das Büchlein liefert glasklare Erklärungen, etwa in dem Kapitel „Wieso wir scheitern, wenn wir versuchen den Partner zu ändern“. Ich will das gar nicht alles erklären, denn man muss es wirklich lesen, um nicht in die Falle einfacher Klischees zu verfallen. Christian Thiel erklärt in dem Kapitel „Beziehungsgespräche, Kritik und Wutausbrüche – alle drei Vorgehensweisen sind ausgesprochen populäre Strategien, die von vielen Menschen genutzt werden (um Beziehungsprobleme anzugehen). Die Ergebnisse sind bescheiden bis frustrierend.“
Thiel erklärt ausführlich, weshalb man „Beziehungsgespräche“ meiden soll, weshalb Kritik einer Partnerschaft schadet und wieso Wutausbrüche eine Liebe zerstören (können). Das sind doch mal Themen und Thesen, die ich so noch nicht gelesen habe. Gut, ich habe nicht alles gelesen, dennoch: Nur beim Überfliegen dieser Begriff verstehe ich intuitiv, das genau hier – bei der „Trias der Negativität“ – der Hase im Pfeffer liegt.
Konsequent empfiehlt der erfahrene Paarberater denn auch „positive Worte“ und vor allem „positive Taten“. Allein wenn wir das lesen, wird uns das Argument aus der Hand geschlagen, der andere wäre Schuld an dem Dilemma unserer Beziehungsprobleme; und dass wir es uns viel zu bequem gemacht haben, in unserer kleinen, jammerigen Komfortzone.
Der Partner muss sich ändern, ja, er ist eben genauso gepolt auf diese verdammte Negativität, auf diese „Defizitorientierung“. Aber wir eben auch – auch ich muss mich ändern und Taten sprechen lassen, Beispiele geben. Und das ist anstrengend, mühsam, herausfordernd.
Diesen Weg setzt der Autor konsequent fort. Er sagt, wie es funktioniert, von daher ein ungewöhnliches Buch. Es sagt: „So funktionierts: Belohnung, Klarheit, Sympathie“. Am Ende geht es natürlich um Kommunikation, um einen konstruktiven, positiven Umgang miteinander – Wünsche formulieren, Gefühle zeigen, Prioritäten setzen, sich gegenseitig den Rücken stärken, konsequente Positivität, Großzügigkeit und Bestätigung. Es klingt einfacher, als es ist, aber es ist der einzige Ansatz, eine Beziehung zu heilen, zu retten und miteinander gut zu leben. Wenn du nicht Drama und Schmerzen, Krieg, Missverständnisse und Defizite brauchst, um dich zuhause zu fühlen.
Fazit
In der Kürze liegt die Würze bei meinem Urteil zu diesem tollen Beziehungsratgeber: Unbedingt lesenswert für alle Menschen mit Beziehungsproblemen und die den Glauben an eine gute Partnerschaft nicht verloren geben.
Mehr dazu bei YouTube:
Christian Thiel – Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist – LitLounge.tv
Beziehungsratgeber
Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist – Wie Sie durch Veränderungen Ihre Beziehung positiv gestalten
Beziehungsratgeber von Christian Thiel
176 Seiten, Südwest Verlag (2016)
EUR 14,99