„Peinlich“, „uncool“, „nicht mein Ding“ – so etwas hört man, wenn man versucht, Jugendliche für das, was Erwachsene machen, zu gewinnen. Yoga, Meditation und Tanzen. Aber was steckt wirklich dahinter? Handelt es sich vielleicht um ein … Missverständnis?
Als engagierter Vater, Swingtänzer und Blogger habe ich über viele Jahre hinweg erlebt, wie Jugendliche auf kreative Impulse reagieren. Und ich kann sagen: Es geht nicht darum, dass sie sich schämen oder Angst haben, sich zu bewegen. Es geht darum, wie wir auf sie zugehen. Jugendliche wollen gesehen werden – echt, ehrlich und auf Augenhöhe.
Wenn Erwachsene sagen: „Komm doch einfach mal mit zu diesem Schnupper- oder Crashkurs!“, klingt das für viele Jugendliche nach Anmaßung, nach einer sehr fremden Welt, nach einem Raum, der nicht ihrer ist und fühlen sich daher nicht wirklich gemeint. Der Fehler liegt also nicht in den Jugendlichen – sondern in der Art, wie wir sie ansprechen.
Beispielsweise ist Swingtanz in seiner Essenz sogar wie gemacht für junge Menschen: voller Energie, Ausdruck, Kreativität, Improvisation und – nicht zu vergessen – Witz. Wer jemals Lindy Hop gesehen hat, weiß, wie viel Spaß, Freiheit und Persönlichkeit in dieser Tanzform steckt.
Die Ursprünge des Swing liegen in den 1920er- und 30er-Jahren in Harlem. Junge schwarze Tänzerinnen und Tänzer entwickelten dort eine Form des Ausdrucks, die gleichzeitig Protest, Feier, Widerstand und Lebensfreude war. Es war ein Tanz gegen Ausgrenzung, ein Tanz für die Gemeinschaft.
Wenn Jugendliche das erfahren – wenn sie verstehen, woher dieser Tanz kommt und was er bedeutet, dann können sie vielleicht anders, als antiquiert sehen, eher als etwas Echtes, das sie berühren kann. Deshalb: Wir müssen ihnen nicht den Tanz schmackhaft machen, sondern die Geschichte dahinter erzählen. Und wir müssen mit ihnen ins Gespräch kommen, uns auf die einstellen, uns interessieren für die Teenanger und in einen echten Kontakt mit ihnen treten. Und nicht sie schonen.
Das bedeutet konkret: Frag die Jugendlichen in deinem Umfeld, was sie gerne hören, wie sie sich ausdrücken, was sie an Tanz oder Musik interessiert. Vielleicht feiern sie Electro-Swing oder Jazz-Rap? Vielleicht machen sie schon TikTok-Tanzvideos? Es geht darum, eine Brücke zu schlagen zwischen ihrer Welt und der Tanzwelt, des Swing – nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe.
Ein weiteres großes Missverständnis ist, dass Jugendliche „pädagogisch motivierte“ Angebote brauchen. Die Wahrheit ist: Sie spüren sofort, ob etwas für sie oder über sie hinweg gemacht wurde. Wenn sie merken, dass sie einfach eingeladen werden, mitzugestalten, dass sie gesehen und gehört werden, dann entsteht Vertrauen – und auf dieser Basis ist fast alles möglich.
Wir dürfen nicht unterschätzen, wie sehr Tanz Jugendliche stärken kann. Wer tanzt, lernt über den eigenen Körper, über Grenzen, Nähe, Rhythmus, Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit. Das sind genau die Kompetenzen, die Heranwachsende brauchen. Und wenn sie in einem geschützten, wertschätzenden Rahmen tanzen dürfen – sei es zu Swingmusik oder in einem modernen Remix – erleben sie sich als kompetent, als mutig, als lebendig.
Jugendliche begeistern
Daher mein Appell an Väter, Mütter, Tanzlehrerinnen, Sozialarbeiter oder Kulturvermittler: Geht mit Neugier auf Jugendliche zu. Stellt Fragen. Lasst euch auf Gespräche ein. Erzählt von eurer eigenen Begeisterung, aber zwingt sie niemandem auf. Besser: Schafft Möglichkeiten (Jugendliche zu begeistern). Ob ein Jugendprojekt zum Thema Swing und Streetdance, ein eigener Tanzworkshop für junge Leute oder ein gemeinsames Video – das Format ist zweitrangig, wichtig ist, dass es ihr Raum wird.
Auch aus skeptischen Teenagern können leidenschaftliche Tänzerinnen und Tänzer werden – nicht, weil wir sie dazu überreden, sondern weil wir ihnen zuhören und ihnen etwas zugetraut haben, ihren eigenen Zugang zum Tanz zu finden. Und wenn dann bei einer Lindy-Hop-Session plötzlich gelacht, ausprobiert und improvisiert wird – dann ist das nicht altmodisch, sondern hochaktuell.
Denn was Jugendliche wirklich begeistert, ist nicht die perfekte Choreo, sondern Begegnung, Bewegung und Bedeutsamkeit.
„Swing war nie für die Elite – Swing war immer für die Mutigen.“
Wenn du Inspiration brauchst, um ein jugendgerechtes Swing-Angebot auf die Beine zu stellen – melde dich gerne! Ich helfe dir mit Ideen, Geschichten, Moves und Musik, die junge Menschen wirklich erreichen.