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Ich habe mich über die olympischen Spiele in Paris in diesem Jahr sehr gefreut und saß oft begeistert und manchmal mit Tränen der Rührung vor dem Fernseher und hatte eine wirklich gute Zeit. Besonders begeistert hat mich die Sache der Frauen bei Olympia 2024.
Als Vorbemerkung sei erwähnt, dass ich ein tolles, für meine Verhältnisse sehr teures Gemälde erstanden und an der Wand habe, dass einen Schiebekampf (der Frauen), der vor über 100 Jahren olympisch war. Ein wunderschönes Bild. Aber das fällt mir erst jetzt auf, da ich diesen Text schreibe. Das Bild selbst ist mir an Herz gewachsen und ganz selbstverständlich. Aber es zeigt schon Frauen bei Olympia.
Ich engagiere mich für Frauen, weil ich selber eine Tochter habe, weil meine „große Schwester“ einem Femizid zum Opfer gefallen ist, weil ich meine Oma nicht kennenlernen durfte, die an den Folgen des 2. Weltkriegs und am Verlust meines Opas zugrunde gibt, weil ich sehen kann, wie die Frauen stark sein mussten und kulturell und konkret benachteiligt waren und sind. Das ist bei uns in Westeuropa und anderen Teilen der Welt schon viel besser geworden. Währen in meinen Staaten, Russland etwa und in asiatische Statten, ein reaktionäres, patriarchal geprägtes Frauenbild hartnäckig für viel Unheil sorgt.
So saß ich nur zu Abschlussfeier der olypmischen Spiele am 11.08.2024 und erfuhr, das dabei traditionell die Siegerehrung des Marathons der Frauen vom Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees höchstpersönlich vorgenommen wird. Was für ein tolles Zeichen für die Sache der Frauen, für die Entwicklung der Menschheit und für den friedensstiftenden Gedanken Olympias.
Im Zuge dessen erfuhr ich zum ersten Mal vom Marathon für alle (Marathon Pour Tous). Wie es auf der olympischen Website heißt, haben „Hobbysportlerinnen und -sportler die Möglichkeit, die Olympische Marathonstrecke bei Nacht zu laufen und somit in die Fußstapfen der legendären Athletinnen und Athleten zu treten“. Die einzigartige und originelle Laufroute dieser wundervollen Idee, bezeugt das Vermächtnis und die Geschichte ganz Frankreichs, ja der ganzen Welt in den Vordergrund stellt – mit dem Marsch der Frauen nach Versailles am 5. Oktober 1789. Ich war sehr gerührt bei dieser Abschlussfeier und schreibe deshalb diese Geschichten hier in meinem Männerblog, weil ich die Sache der Frauen zu 100% unterstütze.
Meine Unterstützung kommt leider in manchen Männergruppen, mit denen ich verbunden bin, nicht gut an. Sie verstehen ihre Männerarbeit nicht so, dass sie die Sache der Frauen damit unterstützen und schmoren lieber in ihrem eigenen Saft, so scheint mir. Ich aber nicht. Ich finde es sehr wichtig, geradezu überlebenswichtig, dass wir alle, ob Frauen, Männer, Kinder, Diverse oder wer auch immer, gleichwürdig, gleichberechtigt und in tiefer Verbundenheit auf dieser schönen Welt friedlich miteinander leben.
Die Sache der Frauen: Ihr berühmter Marsch nach Versailles
Der Marsch der Frauen nach Versailles: Brot und Revolution
Am Morgen des 5. Oktober 1789 versammelten sich Hunderte, dann Tausende von Frauen auf den Pariser Straßen. Es waren Marktfrauen, Dienstmädchen, Mütter und Ehefrauen, die eines gemeinsam hatten: Sie litten unter Hunger. Das Brot, das sie für ihre Familien brauchten, war unerschwinglich geworden, und die wirtschaftliche Lage spitzte sich immer weiter zu. Getrieben von Verzweiflung, beschlossen die Frauen, direkt zur Quelle des Problems zu marschieren – dem König in Versailles.
Was als spontane Protestaktion begann, wuchs schnell zu einem der bedeutendsten Momente der Französischen Revolution heran. Bewaffnet mit Messern, Heugabeln und Besen marschierten die Frauen die 20 Kilometer von Paris nach Versailles, begleitet von revolutionären Soldaten, die sich ihnen anschlossen. Ihr Ziel war klar: Sie wollten den König zur Verantwortung ziehen und für eine Lösung ihrer drängenden Probleme sorgen.
Konfrontation und Triumph in Versailles
Als die Frauen in Versailles ankamen, waren sie entschlossen, sich Gehör zu verschaffen. Einige von ihnen drangen in den Palast ein und standen schließlich dem verunsicherten König Ludwig XVI. gegenüber. Die Forderungen waren deutlich: Brot und Gerechtigkeit. Doch das reichte den Frauen nicht. Sie verlangten, dass der König und seine Familie nach Paris umziehen, um aus nächster Nähe Zeuge des Elends des Volkes zu werden.
Unter dem wachsenden Druck und den revolutionären Ideen, die das Land ergriffen hatten, stimmte Ludwig XVI. schließlich zu. Am 6. Oktober 1789 zog die königliche Familie unter den Augen der Frauen zurück nach Paris, wo sie in den Tuilerienpalast gebracht wurden – gefangen in ihrer eigenen Stadt.
Auswirkungen auf die Französische Revolution
Der Marsch der Frauen nach Versailles war ein Wendepunkt der Französischen Revolution. Nicht nur, weil er den König nach Paris brachte, sondern weil er die Rolle der Frauen im revolutionären Prozess festigte. Die Frauen zeigten, dass sie mehr waren als nur passive Zuschauerinnen der Revolution. Sie waren aktiv, mutig und bereit, für die Freiheit und das Überleben ihrer Familien zu kämpfen.
Dieser Marsch bleibt ein Symbol für die Macht des Volkes – besonders der Frauen –, die durch ihre Entschlossenheit und ihren Zusammenhalt in der Lage waren, politische und gesellschaftliche Veränderungen zu erzwingen. Die Revolution war von diesem Moment an nicht mehr nur eine Angelegenheit der Männer.
Die Geschichte von Frauen bei den Olympischen Spielen
Die ersten Schritte: Frauen bei den Spielen 1900
Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen durften Frauen nicht teilnehmen, aber bereits vier Jahre später, bei den Spielen von 1900 in Paris, öffnete sich die Tür ein kleines Stück. Frauen traten in Disziplinen an, die damals als „geeignet“ für sie galten, darunter Tennis, Golf und Segeln. Sportarten, die physische Stärke oder körperlichen Kontakt erforderten, blieben jedoch den Männern vorbehalten. Es war ein zaghafter Anfang, aber das Bewusstsein dafür, dass Frauen ebenfalls in den Leistungssport gehörten, war gesetzt.
Besonders kurios war der „Schiebekampf“, ein Wettkampf, der in ländlichen Regionen Frankreichs populär war. Hier traten Frauen gegeneinander an, um ihre Gegnerin aus einem markierten Ring zu schieben – eine frühe Form des Ringkampfs, die jedoch nie in den offiziellen olympischen Kanon aufgenommen wurde. Andere Disziplinen wie der „Ballwurf“ oder Gymnastikarten, die heute kaum mehr Beachtung finden, spielten ebenfalls eine Rolle bei den frühen Spielen.
Die Zwischenkriegszeit: Ein langsames Wachstum
Zwischen den Weltkriegen wuchs die Zahl der Frauen bei den Olympischen Spielen stetig, doch ihr Zugang zu vielen Disziplinen blieb eingeschränkt. 1928 durften Frauen bei den Spielen in Amsterdam erstmals in der Leichtathletik antreten, doch schon der erste 800-Meter-Lauf endete in einem kleinen Skandal. Mehrere Teilnehmerinnen waren am Ende völlig erschöpft, was konservative Beobachter als Beweis ansahen, dass Frauen keine „anstrengenden“ Sportarten betreiben sollten. Der Lauf wurde für Frauen bis 1960 aus dem Programm gestrichen.
Gleichzeitig existierten einige kuriose Disziplinen, die heute vergessen sind. So konnten Frauen im „Schwimmstil mit Hindernissen“ antreten, bei dem man nicht nur schwimmen, sondern auch über im Wasser liegende Barrieren klettern musste. Diese Mischung aus Abenteuer und Sport fand damals zwar Anklang, verschwand aber bald wieder aus dem olympischen Programm.
Die Revolution der 1960er und 1970er Jahre
Der gesellschaftliche Wandel der 1960er und 1970er Jahre führte zu einer Neubewertung der Rolle von Frauen in der Gesellschaft – und im Sport. In dieser Zeit eroberten Frauen nach und nach Disziplinen, die lange als „männlich“ galten. Es war nicht nur ein Kampf um sportliche Teilhabe, sondern auch um Anerkennung und Respekt. Frauen verlangten dieselbe sportliche Bühne wie Männer und wollten zeigen, dass sie körperlich ebenso leistungsfähig waren.
Ein kurioser Rückblick auf die frühen olympischen Disziplinen der Frauen zeigt, dass einige Sportarten in Vergessenheit geraten sind, obwohl sie damals ihre Berechtigung hatten. So zum Beispiel der „Clubschwingen“, eine Sportart, bei der mit keulenartigen Holzstöcken rhythmische Bewegungen ausgeführt wurden. Auch das „Tauziehen“, eine beliebte Disziplin in den frühen Spielen, wurde zunächst mit rein weiblichen Teams durchgeführt, verschwand aber ebenfalls später aus dem Programm.
Der Wandel zur Gleichberechtigung: Die 1990er bis heute
Der große Durchbruch kam in den 1990er Jahren. Die Spiele von Atlanta 1996 markierten den Beginn einer neuen Ära, als Frauen in mehr Disziplinen als je zuvor antreten konnten. In den folgenden Jahrzehnten wurden fast alle verbliebenen Barrieren abgebaut. Besonders bemerkenswert war die Aufnahme des Frauenboxens bei den Spielen von 2012 in London, einer Sportart, die lange Zeit als „unpassend“ für Frauen galt.
Heute sind Frauen in nahezu allen olympischen Disziplinen vertreten, von Rugby bis Gewichtheben, und ihre Leistungen werden weltweit gefeiert. Dennoch gibt es immer noch Sportarten, die in der Vergangenheit von Frauen ausgeführt wurden, heute aber keine Beachtung mehr finden. Der „Schiebekampf“ bleibt eine Erinnerung daran, wie weit sich der Sport entwickelt hat und wie sich die Wahrnehmung von Frauen im Sport ständig verändert.