Kinderbücher und das böse N-Wort Negerlein

Schokokuss

Es ist nur wirklich nichts dabei, eine klebrige Schokoladenblase Schokokuss zu nennen. Und nicht, wie es früher war: Diskriminierend. Obwohl wir das als Kinder damals gar nicht so wahrgenommen haben. „Negerkuss“ war eine Name, ein Markenname, keiner von uns ist auf die Idee gekommen, ihn mit Menschen dunkler Hautfarbe oder mit farbigen Afrikanern in Verbindung zu bringen. Aber darum geht es auch gar nicht. Als Papa will ich auch etwas zu der Debatte um politisch korrekte Ausrücke in Kinderbüchern sagen der letzten Wochen sagen. Kinderbuchverlage wollen die alten Kinderbücher umschreiben und rassistische Wörter wie „Neger“, „Mohr“ und ähnlichen Mist vergangener, vom Kolonialismus und Herrenmeschentum geprägter Jahrhunderte entfernen. Gut so. Oder zu banal? Ich weiß nicht, wer den Rassismus erfunden hat, es haben aber sicher viele Christenmenschen ihre Finger im Spiel gehabt. Dass diese Sache nicht ganz so banal, sondern sehr subtil ist, wird einem erst klar, wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt. Rassistische Worte haben in einem Kinderherzen nichts zu suchen. Diese Zeiten sind endgültig passé.

Dazu habe ich einen sehr guten Artikel auf Cicero.de gefunden, der zudem sehr interessante Verweise zum Thema auf SPIEGEL Online und der ZEIT aufweist. Diesen möchte ich herzlichst zu dieser unsäglichen Debatte empfehlen. Hier ein paar besonders wertvolle Zitate daraus:

Die Verteidigung des N-Worts. Der Thienemann Verlag will in seinen Kinderbüchern zur Neuauflage des 90. Geburtstags von Ottfried Preußler rassistische Begriffe ausmerzen. Bei der „Kleinen Hexe“ etwa ist von den „Negerlein“ die Rede. Das soll künftig anders sein. Ein Vater hatte sich beim Verlag beschwert, seine dunkelhäutige Tochter müsse beleidigende Begriffe in ihrem Lieblingsbuch hinnehmen. Die Familie von Ottfried Preußler stimmte den Änderungen zu. Was aber in bildungsbürgerlichen Wohnzimmern folgte, war ein Aufschrei, der auch nach einiger Zeit kaum abebbt.

Unter dem Deckmantel der Literaturbewahrung soll nur eines verschleiert werden: Dass wir mit der Zensur bestimmter Ausdrücke unser Unrecht eingestehen. Wer diskriminierende Worte gebraucht, der ist schuldig. Schuld daran, Menschen verletzt zu haben. Und wie schwer diese Verletzungen sind, das kann der begnadetste weiße Literaturkritiker eben nicht nachempfinden.

So schreibt die afro-deutsche Noah Sow in ihrem Buch „Deutschland Schwarz Weiß“: Das Allgemeinwissen der weißen Deutschen hinsichtlich Rassismus sei „im Groben vergleichbar mit dem ‚Wissen‘ der Männer über die Rollen und die Behandlung von Frauen um 1850.“

Weiterlesen: Eine andere Sicht der Dinge, gibt der Medienwissenschaftler Jochen Hörisch auf Deutschlandradio Kultur zum Besten.

Es wird Zeit für uns alle, den Rassismus auch aus unserer Sprache zu entfernen.

Foto: Bestimmte Rechte vorbehalten von phonesthesiste

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