Kleine Katastrophen: Vom Homeschooling und Fernunterricht

Homeschooling und Fernunterricht an Papas Homeoffice-Platz

Ich persönlich fand vorallem den strenzen Lockdown Ende März und Anfang April sehr gut. Alles war entschleunigt, friedlich und wunderschön. Keine Verkehr, keine Flugzeuge am Himmel, wenig Menschen. Es war ruhig und entspannt, solidarisch, freundlich und leise. Eine Erholung. Ich habe es genossen. Die Freunden und die Familie rückte enger zusammen, man telefonierte täglich und besprach die Ereignisse um sie gemeinsam zu verarbeiten. Abends klatschen die Nachbarn für die Ärzte und das Pflegepersonal, das Highlight des Tages, war ein ausgiebiger Spaziergang oder das Einkaufen. Nachts schaute ich „Markus Lanz“ im ZDF, um mehr über die Coronakrise und das Virus zu erfahren. Ich fühle mich gut informiert, vom Staat respektiert und sicher, hatte weder Angst noch große Sorgen. Ich half anderen und verbreitete Zuversicht. Doch da gab es ja noch das Homeschooling.

Das Homeschooling dauerte an

Das Zuhauselernen, der Fernunterricht, das Homeschooling ging länger als der eigentliche Lockdown. Auch wenn ab Mai die Kinder in Gruppen einmal die Woche in die Schule durften, um unterrichtet zu werden und zu verstehen, dass Schule immer noch da und wichtig ist, mussten die Kids ja hauptsächlich zuhause arbeiten. Nach meinem Gefühl, war es für die jüngeren Schüler – Grundschüler – schlimmer, als für die Älteren. Wenn es nur um das Zuhausebleiben ging, war es umgekehrt: Die Teens und Jugendlichen litten mehr, als die Klein- und Elementarkinder. Denn die einen sind auf ihre Freunde und Peergroups angewiesen, die kleineren verbringen eh viel Zeit mit den Eltern und den Geschwistern.

Papap & Tochter in der Coronakrise

Die Mutter Lehrerin und der Vater sowieso im Homeoffice

Bei uns war die Lage im Lockdown von den Bedingungen realtiv entspannt. Trennungshaushalte, klar, aber die Mutter als Sonderschulpädagogin zuhause und ich, der Vater, arbeite eh im Homeoffice. Die Betreuungszeiten unserer Tochter, also die Absprachen, wann unser Kind bei wem ist, hatten wir aus Sicherheitsgründen und wegen des Homeschoolings flexibel gehalten. Meine Tochter war mehr bei der Mutter, da ich es nicht zuletzte wegen des Lernens und dem Unterricht zuhause für sinnvoller hielt. Außerdem wurden so die Kontakte noch einmal weiter begrenzt. Je länger der Lockdown dauerte und je mehr Lockerungen kamen, desto lockerer hielten wir die Betreuungszeiten, aber desto öfter war auch die kleine bei mir.

Nach einer gewissen Zeit stellte auch ich fest, wie schwierig es sein kann, das Homeschooling und den Fernunterricht der Tochter zu überwachen und selber im Homeoffice zu arbeiten. Die Kids können nicht dauernd unter Aufsicht sein und machen irgendwann eh was sie wollen. Und das ist meistens Gaming, chatten, Videos glotzen oder TikTok. Homeschooling in den eigenen vier Wänden ist am Ende eben nicht wie Ferien, sondern der Unterricht zuhause macht auch Probleme.

Probleme beim Homeschooling: Eine Familie kämpft um den Anschluss

Dabei bleibt mir eine Headline der Hamburger Morgenpost (Mopo) untervergessen: Es hängt wieder alles an den Frauen. Gemeint sind nicht nur die Mütter, die sich wieder den ganzen Tag um die Kinder kümmern. Es sind auch die Kassiererinnen und Krankenschwestern gemeint, ohne die nichts, aber auch gar nichts läuft. Und die Würdigung dieser Leistungen ist verglichen mit dem männlichen Proporz ein Witz. Ein schlechter Witz.

Es ist aber nicht einfach, die Frauen zu unterstützen. Und so stellte ich eben auch fest, wie belastend es für alle sein kann, täglich aufeinanderzuhängen und Homeschooling zu machen. Das führt zu zahlreichen Streits und daher zu Stress. Bei uns war es harmlos, denn ich kann mich reflektieren und regulieren, und meine Tochter ist sehr unkompliziert. Aber der Stress, mich um meine teils anstrengenden Kunden und die Rechnungen zu kümmern, und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Tochter Ihre Aufgaben erfüllt und nicht den Anschluss verliert, ist über die vielen Wochen eine dramatische Belastung. Und die wird in vielen Familien noch viel dramatische und erheblicher ausfallen.

Machen wir erst einmal Ferien – zuhause größtenteils – und hoffen, dass nach den Sommerferien ein normaler Schulbetrieb wieder stattfinden kann.

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2 Kommentare

  1. Ich und mein Mann sind sowas von froh, dass unsere Jungs bereits erwachsen sind und bereits eigene Familien haben! Trotz bester (z.B. digitaler) Voraussetzungen wäre ein Homeschooling mit den beiden Kerlen der Horror gewesen. Ich habe den höchsten Respekt vor allen Eltern, die dies durchgestanden haben oder noch dabei sind. Denn ich kann diese Leistung, die sie erbracht haben, wirklich schätzen.
    LG
    Sabiene

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