Umgangsregelung mit dem Familienrat

Am vergangenen Wochenende hatte ich eine hoch interessante Begegnung mit dem Hamburger Sozialpädagogen Jens K. vom Landesbetrieb Erziehung und Bildung Wilhelmsburg. Er ist der Freund einer neuen, ganz wundervollen Freundin und hat, wie es der Zufall so will, den „Familienrat“ mitgegründet – „Familienrat“: Mediation und Konfliktmanagement. Dieser Familienrat soll Familien in Konfliktsituationen helfen, wie es beispielsweise ein Umgangsstreit ist, also der Konflikt zwischen den Eltern, wer nach einer Trennung wann die Kinder betreut. Da traf ich gerade auf den Richtigen. Jens ist ein sehr sympathischer und ganz offensichtlich engagierter Typ, dem ich spannende Erkenntnisse verdanke.

Da gerade begleiteter Umgang im Raum steht, da Kindsvater offenbar ein Fall für die Psychiatrie geworden ist, erzählte Jens erst einmal, was es damit auf sich hat. Er hätte das selber mal gemacht, als Mitarbeiter des Jugendamtes, Väter zu beaufsichtigen und fand das schrecklich. Die Mitarbeiter des Jugendamtes, die er kennt und die das durchführen, halten allesamt von dieser Sache nichts. Begleiteter Umgang wird vom Gesetzgeber und den Institutionen, die ihn durchführen, immer über den Klee gelobt und schöngeschrieben, er ist aber faktisch eine Farce und absolut unpraktikabel. Ich will auch gar nicht so tief in diese Sache zu diesem Zeitpunkt einsteigen, aber der hauptsächliche Grund für einen begleiteten Umgang, ist die Angst (meist der Mutter), der Vater würde das Kind manipulieren. Nicht selten speist sich diese Angst aus einer Hysterie oder Neurose, während die angeblichen Gründe für einen begleiteten Umgang von den Anwälten, die damit gutes Geld verdienen, regelrecht konstruiert werden. Meist voll an der Realität vorbei, wie man mir erklärte. Wie habe ich kürzlich gehört: Rechtsanwälte drehen auf einer Glatze Locken. Aus Nichts formen sie eine Fata Morgana und hoffen, das die Richter die auch sehen. Was für ein Scheißjob! Aporopos: Ein begleiteter Umgang ist demütigend für den Begleiter, den „Verurteilten“ und das Kind. Unfassbar auch, wie leichtfertig diese Sache eingesetzt wird. Jedenfalls seinerzeit. Wir hoffen stark, dass sich das ändert/geändert hat.

Das war der eine Teil des Gesprächs, der mir vieles erhellte. Der andere Teil betraf den Umgangsstreit und wie man damit umgehen kann. Nämlich mit der gesamten Familie. Und einem begleiteten, neutralen Mediator, der das Ergebnis hinterher kritisch hinterfragt. Als ich ihm von „meinem“ Mediator und dessen Anmaßung berichtete, wunderte ihn auch das nicht: „Die meisten sind nicht neutral.“
Erschütternd. Wie kommt das? Auch hier alles schöngeschrieben, pinkgeredet und idealisiert? In Wirklichkeit aber schlecht ausgebildete, aufgebrauchte Menschen, die, statt ihre eigenen Probleme bearbeiten, sich mit den von anderen beschäftigen? Sieht so aus. Jedenfalls glaube ich das und ich habe sehr viel Erfahrungen mit den helfenden Berufen, war selber 10 Jahre Krankenpfleger, kenne Psychologen, Pädagogen, Pastoren, Neurologen und Psychiater. Aber das war ja gar nicht das Thema.

Der Familienrat im Umgangsstreit

Zielgruppe des Angebots „Familienrat“ sind „Familien, die ihre Probleme durch Selbsthilfepotentiale und mit Unterstützung des eigenen Netzwerkes lösen wollen.“ Das fällt bei uns leider aus, obwohl das die beste Lösung gewesen wäre. Hätte, wenn und aber. Die Gegenseite scheint nicht sehr kooperativ und hat schon sehr früh auf einen extrem konfrontativen Kurs durch den Einsatz einer Rechtsanwältin gesetzt. Schade eigentlich, denn die Idee des Familienrats spiegelt genau meine – intuitive – Meinung wider, dass Konflikte innerhalb einer Familie systemische Ursachen haben und systemisch, also mit der (freiwilligen) aktiven Beteiligung aller gelöst werden können und müssen. Das ist das Ideal und ich habe mich immer so verhalten, bis ich durch massiven Druck und den aus dem Umstand, meine Tochter nicht zu sehen und die Angst davor, sie zu verlieren resultierenden Stress an den Rand meiner Möglichkeiten gebracht wurde. Aber meine Haltung, nach der ich bisher gelebt habe, lässt sich in diesem Satz zusammenfassen: „Es gibt kein einziges Problem – außer dem Tod – das nicht innerhalb einer Familie gelöst werden kann. Man muss es nur wollen.“

Die Mediatoren des Familienrats „sehen Probleme und Konflikte als Chance und unter­stützen Sie gerne dabei diese einver­nehmlich zu lösen!“ Meistens fehlt es den Konfliktparteien an einer guten und nachhaltigen „Basis für einen respekt­vollen und wertschät­zenden Umgang miteinander bzw. eine konstruktive zukunfts­ori­en­tierte Zusam­men­arbeit zu finden“, und genau das versucht der Familienrat zu schaffen. Tolle Idee. Ich wäre sofort dabei. Aber nicht mit diesem Großvater. Großeltern sollten mit ihrer größeren Lebenserfahrung, Weitsicht und Distanz die Situation beruhigen, anstatt Anwälte einzusetzen, die die Fronten nur verhärten. Großeltern sollten sagen: „Kinder beruhigt euch, so geht es nicht. Lass mich mal mit ihm/ihr reden. Ihr Eltern müsst wegen der Kinder miteinander sprechen, es gibt keinen anderen Weg und es geht ja eben nicht nur um euch, sondern um eure Kinder. Also bitte, bewahrt Ruhe und versucht euch zu einigen, wir versuchen zu vermitteln.“ So gesund, mitfühlend und menschlich sind aber leider nicht alle Großeltern. Viele sind leider vollkommen … unfähig.

www.familienrat-mediation.de

„Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden.“
Alexander Solschenizyn

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