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Immer wieder stoße ich auf Aussagen von Männern (die scheinbar an sich arbeiten), die, wenn die Rede auf Gewalt gegen Frauen kommt, sofort darauf hinweisen, dass auch Männer unter männlicher Gewalt leiden – angeblich mehr als Frauen. Diese Aussage verzerrt die Realität. Ja, es gibt Männer, die akut Hilfe brauchen. Aber es gibt weitaus mehr Frauen und Kinder, die dringend unsere Unterstützung benötigen. Gewalt ist männlich geprägt, und dieser Beitrag soll Hotlines, Hilfsangebote und Prävention für alle aufzeigen.
Weihnachten: Das Tabu der Gewalt
Weihnachten ist das Fest der Liebe – oder soll es zumindest sein. Kerzenlicht, der Duft von Tannennadeln, liebevolle Geschenke und Familienharmonie: Die Erwartungen könnten kaum höher sein. Doch genau diese Perfektion führt oft zu Konflikten, die sich hinter verschlossenen Türen abspielen.
In vielen Familien ist Gewalt, männliche Gewalt ein Tabuthema – besonders an Weihnachten. Wer würde schon zugeben, dass es statt Frieden und Freude zu Streit, Wut oder sogar Gewalt kommt? Statistiken zeigen jedoch ein anderes Bild: Laut einer Umfrage von Statista in Zusammenarbeit mit YouGov erleben 25 % der Menschen an Weihnachten Streit – immer oder gelegentlich.
Die Hauptkonflikte entstehen mit Partner*innen (36 %) oder Eltern (35 %), gefolgt von Streit mit Geschwistern (18 %). Die häufigsten Streitthemen sind Ablauf und Organisation der Feiertage (34 %) oder grundsätzliche Beziehungsprobleme (25 %). Doch hinter diesen scheinbar „normalen“ Konflikten verbirgt sich oft mehr. Der Druck und die unausgesprochenen Spannungen können zu psychischer und körperlicher Gewalt führen.
Psychische Gewalt: Unsichtbar, aber zerstörerisch
Nicht jede Gewalt hinterlässt sichtbare Spuren. Psychische Gewalt – auch bekannt als Psychoterror – ist subtiler, aber nicht weniger zerstörerisch. Besonders in toxischen Familienstrukturen kommen Mechanismen wie Manipulation, Kontrolle oder Herabsetzung zum Einsatz. Männliche Gewalt gibt es in vielen Formen, wie Gewalt überhaupt. Auch Lügen gehören dazu, manche Kritik und böse Scherze.
Beispiele für psychische Gewalt:
- Manipulation: Durch gezielte Aussagen wird Unsicherheit geschürt oder Abhängigkeit erzeugt.
- Herabsetzung: Abwertende Kommentare greifen das Selbstbewusstsein an.
- Kontrolle: Überwachung und Einschränkungen dominieren den Alltag.
- Schuldzuweisungen: Emotionale Erpressung wird genutzt, um Macht auszuüben.
Diese Formen von Gewalt (gerade auch in psychisch labilen oder physisch kranken Familien) bleiben oft unbemerkt – vor allem in einer Gesellschaft, die von Weihnachten als perfektem Fest der Liebe spricht. Doch die Folgen sind gravierend: Betroffene leiden unter Depressionen, Angststörungen oder dem Verlust des Selbstwertgefühls.
Männliche Gewalt: Was tun, wenn es eskaliert?
Männliche Gewalt, überhaupt Gewalt – egal ob physisch oder psychisch – darf nicht toleriert werden. Es ist wichtig, dass Betroffene wissen, wohin sie sich wenden können, um Unterstützung zu erhalten.
Wichtige Hotlines und Hilfsangebote
- Hilfetelefon Gewalt an Männern: 0800 1239900
- Männerberatungsnetzwerk: maennergewaltschutz.de
- Weißer Ring: Unterstützung bei Gewalt und deren Folgen
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
Diese Anlaufstellen bieten anonyme, kostenlose und professionelle Hilfe – auch in Krisensituationen.
Prävention: Gewalt verhindern
Weihnachten kann ein Auslöser für männliche Gewalt sein, muss es aber nicht. Prävention beginnt mit Selbstreflexion und bewussten Handlungen, um Konflikte zu vermeiden.
Strategien zur Prävention
- Stress abbauen: Sport, Meditation oder einfach ein Spaziergang helfen, Druck abzubauen.
- Offen kommunizieren: Konflikte frühzeitig ansprechen und gemeinsam Lösungen finden.
- Gefühle erkennen: Emotionen wie Wut oder Frustration wahrnehmen und kontrollieren.
- Grenzen setzen: Besonders in toxischen Familien helfen klare Regeln und Abgrenzung.
- Profi-Hilfe annehmen: Männergruppen, Beratungsstellen oder Therapie sind keine Schwäche, sondern eine Chance.
Der Deutsche Präventionstag bietet Programme und Ansätze, um männliche Gewalt langfristig vorzubeugen (praeventionstag.de).
Weihnachten neu denken
Perfektion ist eine Illusion. Weihnachten muss nicht fehlerfrei sein, um bedeutungsvoll zu sein. Es darf eine Zeit der Ehrlichkeit und Selbstreflexion sein, in der auch schwierige Themen wie Gewalt angesprochen werden.
Wenn wir das Tabu der Gewalt brechen und Betroffenen Hilfe ermöglichen, schaffen wir eine Basis für echte Harmonie. Es liegt an uns allen, Weihnachten zu einem Fest der Liebe – und des Friedens – zu machen.
Ein letztes noch: Wer Weihnachten allein verbringen muss, für den findet sich hier einige Möglichkeiten, diesem Schmerz zu entkommen: Weihnachten allein – Wie Sie Einsamkeit und Traurigkeit begegnen können