Grüß die nie, Gott: Bloß nicht HALLO sagen!

Guten Tag

Dass man in Deutschland lebt, kann man jeden Tag aufs neue erfahren. Obrigkeitshörigkeit, Sollenmüssen und schlechtes Wetter gehören mehr zu diesem Land, als einem lieb sein kann. Oder ist das nur hier in Hamburg so komisch? Ich fürchte nicht. Manchmal sieht man Menschen auf der Straße, denen man jeden Tag begegnet. Und die kriegen es ums verrecken nicht hin, mal Hallo oder Tach zu sagen. Ich finde das total bescheuert.

Wenn du in anderen Ländern unterwegs bis, Spanien, Nordamerika oder sonst wo, grüßen dich wildfremde Menschen im Vorbeigehen und ganz selbstverständlich. Und wenn man täglich, manchmal sogar mehrmals, aneinander vorbei läuft, wird es sicher früher oder später zu einem kleinen Smalltalk kommen. Nicht so in hier, zumindest in Hamburg. Ich weiß nicht, ob es anderen auch auffällt, aber hier findest du nicht wenige Leute, die eher um Boden versinken würden, als ein Mal Hallo zu sagen, weil sie dich schon Hundert Mal gesehen haben.

Meist sind es Frauen. Gerne auch Frauen mit Kindern. Ich habe da so einige Kandidatinnen vor Augen. Baby vorm Bauch oder Kind in Karre und zweites auf Fahrrad. Nichts. Manchmal grüßen einen selbst Mütter aus dem Kindergarten nicht, denen man beinahe jeden Morgen begegnet. Gut, ich bin ein Mann, ein Papa, und da kann man schon mal Angst bekommen. Oder sind die blind, die Frauen. Das wäre eine Erklärung. Oder anderweitig eingeschränkt, etwa im geistigen Horizont, mit inneren Scheuklappen? Ja, manchmal geht man direkt aneinander vorbei und die kucken mit leerem Blick durch mich durch, als gäbe es mich gar nicht. Und das beinahe jeden Tag. Echt mich macht das sauer und ich verstehe es nicht, suche nach einer Erklärung.

Kriegt sie von ihrem Mann einen in die Fresse, wenn sie fremde Männer auf der Straße grüßt? Ist sie unsicher, verschüchtert? Oder voller Ablehnung mit einem Bombenzünder unter dem Mantel, der Faust in der Tasche? Weshalb denn das? Oder ist man so abgestumpft und taub oder so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man seine Umgebung und die Menschen darin nicht mehr wahrnehmen … kann? Oder nicht wahrnehmen will? Man weiß das nicht. Jede blöde Kuh kann man grüßen, aber bloß nicht Menschen in der großen, großen Stadt. Vielleicht hatte man ein Arschloch als Vater und eine ängstliche Mutter, die einem das förmlich ausgetrieben haben, mit fremden Männern zu sprechen.

Wenn es nicht diese vielen anderen Menschen gäbe, die einen grüßen, könnte man vom Glauben abfallen. Heute ein Mann mit zwei Kindern an der Ampel: „Hallo“. Oder letztens an einer anderen Ampel eine kreolisch aussehende Mutter: „Woher kennen wir uns?“ Sie frug, weil wir uns immer grüßten, wenn wir uns sahen. „Keine Ahnung, du kommst mir so bekannt vor irgendwie. Kinderturnen?“
Wir konnten nichts finden, woher wir uns „kennen“ könnten. Ist ja auch völlig wurscht. Am sieht sich ab und zu auf dem Weg zum Kindergarten oder beim Einkaufen und sagte einfach Hallo und lächelt. Was ist daran so schwierig oder so schlimm?

Ich jedenfalls grüße jetzt keine Kuh mehr.

Foto: „Grüß Gott“ @ (CC BY-SA 2.0) Steph Gray (FLICKR

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Ein Kommentar

  1. Glaub mir, es hat nichts damit zu tun, dass Du ein Mann bist. Solche stoffeligen Menschen gibt es. Ich erlebe das auch oft in dem Kindergarten in dem ich seit 1,5 Jahren täglich morgens und mittags aufschlage. Es gibt so ätzende Mitmenschen, die kriegen die Zähne nicht auseinander und denen kommt kein „Guten morgen“ über die Lippen. Für mich ist das selbstverständlich zu grüßen oder sich kurz zuzunicken; selbst wenn die Kids in verschiedenen Gruppen sind; oder auch wenn man sich auf der Straße trifft oder auf dem Spielplatz begegnet. Und ich bin garantiert keine überschwängliche Bussi-Bussi-Tussi.
    Also, mach dir nix drauß. Es gibt leider zu viele Menschen ohne Anstand.

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