Der Fall Christina Block rückt einmal mehr das Thema elterlicher Ohnmacht und „Rechtslosigkeit“ vor deutschen Familiengerichten ins Schlaglicht – diesmal ist es die Mutter, die als vermeintliche „Kindesentführerin“ vor Gericht steht. Allerdings vorm dem Strafgericht. Doch als Vater, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, wie auf meinem Blog so oft beschrieben, erkenne ich in dem Drama die tief verankerten strukturellen Probleme – ein System, das am Ende meist beide Elternteile zermalmt und die Kinder zum Spielball macht. Ein System, dass nicht auf die Eigenverantwortung der Eltern setzt und diese ZWINGT, zu vernünftigen und von ALLEN getragenen Lösungen zu kommen.
Immer wieder komme ich in Kontakt mit diesen Sorgerechtsdramen – wie es im Volksmund ist – die meistens ein Streit um den Umgang ist. Es geht meistens um das Umgangsrecht, die Umgangszeiten mit dem Kind und es geht ums Geld, also Unterhalt. Das Sorgerecht ist in der Regel ein Nebenthema.
Erst letzte Woche traf ich einen verzweifelten Vater, der einige psychische Probleme (Sucht) zeigte. Sein etwas 7 Monate alte Tochter lebt bei der Mutter, die mit ihm keine gemeinsame Wohnung in Hamburg hat. Sie will aber in ihre Heimatstadt München zurück und der Vater hat nun einen Antrag beim Familiengericht gestellt – er will das Sorgerecht oder Aufenthaltsbestimmungsrecht. Dabei hat er keine Chance. Er ist verzweifelt, weil er glaubt, seine Tochter zu verlieren. Und wenn Gerichten und Familienrecht einen Sinn haben, so doch nicht nur das Kind zu schützen, sondern auch das Kind vor dem Verlust eines Elternteils zu schützen.
Abgesehen davon, ist es sehr klar, dass diese Art Streitigkeiten, die meistens emotionale Beziehungsstreits sind, nichts vor Gericht zu suchen haben. Vor Gericht kann man über den Unterhalt streiten und zur Not mal über das Sorgerecht (wenn ein Elternteil versagt und das Kind gefährdet). Doch solange Rechtsanwälte, Verfahrungsbeistände und Gutachter von diesen verfluchten Streitigkeiten leben, wird weder dem Kind wirklich geholfen, noch den Eltern, die als Staatsbürger und eben Eltern, auch Rechte haben, Würde und denen auch geholfen werden muss. Gut, es gibt Hilfe für „hochstrittige“ Eltern, aber die ist entweder nicht freiwillig oder eben in der Akutphase äußerst schwierig.
Aber die Haltung muss sein: Familienstreitigkeiten gehören nicht vors Gericht. das habe ich schmerzhaft gelernt.
Der Fall Christina Block
Die Unternehmerin und MutteChristina Block wird vor dem Landgericht Hamburg beschuldigt, die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder beauftragt zu haben. Die Kinder lebten zum Tatzeitpunkt beim Vater in Dänemark. In der Silvesternacht 2023/24 wurden sie gewaltsam, mit Klebeband über dem Mund und gefesselten Händen, durch ein Waldgebiet nach Deutschland verschleppt – der Vater wurde dabei körperlich attackiert. Es ist ein erschütternder Vorfall, der medial und juristisch enorme Wellen schlägt.
Christina Block bestreitet jede Beteiligung an der Tat. Über Stunden schilderte sie im Gericht emotional ihre Verzweiflung ob des Kontaktabbruchs zu ihren Kindern: „Ich war das perfekte Opfer. Ich war im Panikmodus“ – so beschreibt sie laut Berichten ihre Lage, nachdem ihr jeglicher Kontakt zu ihren Kindern unmöglich gemacht worden war. Sie gibt an, Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma vertraut zu haben, die eigenständig gehandelt hätten: „Für die Entführung verantwortlich seien Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, die vorher schon lange für die Block-Familie gearbeitet hatten. Diese seien eigenmächtig losgezogen. Die Firma habe ihr vorher immer wieder für viel Geld Hoffnung verkauft“. Ihre Verteidigung argumentiert zudem, die Ermittlungsbehörden übersähen die Vorgeschichte: Der Vater habe 2021 selbst die Kinder gegen gerichtliche Anordnungen nach Dänemark gebracht.
Was macht das mit mir als Vater, der vor dem Familiengericht ähnliche Ohnmacht erlebt hat? Die eigenen grauenhaften, unwürdigen und brutalen Gerichts- und Jugendamtserfahrungen kommen wieder hoch. Man kämpft um einen normalen Umgang, stößt auf Mauern aus Desinteresse, Vorurteilen, Hass und Misstrauen – und falschen Unterstellungen. Alles auf Kosten der eigenen Kinder. Das Gefühl, ausgeliefert und alleingelassen zu sein, nicht gehört zu werden, ist allgegenwärtig. Auch Christina Block beschreibt einen Prozess, der sie „fertig gemacht“ hat, als einen Spießrutenlauf in Gericht und Öffentlichkeit.
Im Block-Fall ist die Perspektive eine andere, aber die Mechanik bleibt bekannt: Dem Willen der Kinder wird im deutschen wie im dänischen System hohe Bedeutung beigemessen. Ein Kind, das (vielleicht nur vorübergehend) beim anderen Elternteil leben will, ist plötzlich im Lager des einen – Sorgerechtsentscheidungen bleiben oft ungeachtet der Gesamtumstände dauerhaft bestehen. Block wurde trotz erstrittenem Aufenthaltsbestimmungsrecht die Herausgabe der Kinder in Dänemark verweigert. Gegen den Vater läuft ebenfalls ein Verfahren wegen Kindesentziehung – hier jagt eine juristische Spitzfindigkeit die nächste, die Kinder bleiben auf der Strecke.
Während Block und der Vater ihrer Kinder sich gegenseitig schwere Vorwürfe machen, spiegelt sich im ganzen Verfahren die Unfähigkeit beider Staaten, schnell und kindgerecht zu handeln. Dänemark erkennt deutsche Sorgerechtsentscheidungen regelmäßig nicht an – der Streit eskaliert deshalb grenzübergreifend. Eltern geraten immer wieder in juristische Sackgassen: Ausweglos erscheint der Rechtsweg, bis es irgendwann zur Eskalation kommt.
Als Vater mit eigener Leidensgeschichte im deutschen System kann ich nur bestätigen: Am Ende steht man vor Gericht als „Täter“ da, auch wenn man nur sein Kind sehen will. Der konkrete Fall Block ist spektakulär, aber das Muster ist bitter vertraut: Aus Hilflosigkeit und jahrelanger Frustration resultieren – meist auf beiden Seiten – jene Schritte, die das eigene Leben und das der Kinder dauerhaft vergiften.
Das System schützt nicht die Familien. Es schützt sich selbst. Es lebt für sich selbst. Es lebt für die Juristen, Verfahrungsbeistände, Guterachter und Sozialpädagogen. Eltern wie Christina Block oder Väter, die ausgebotet werden, die irgendwann zu „Entführern“ oder „Streitern“ gemacht werden durch eine Kette staatsbürokratischer und juristischer Fehlschläge, verlieren alles – vor allem aber die Beziehung zu ihren Kindern.
Der Fall ist ein mahnendes Beispiel für die allzu oft verdrängte Not der Eltern – und der Kinder, die zu Objekten eines Systems werden, das bei grenzüberschreitenden Konflikten schlicht versagt.
Für weiterführende Einsichten und persönliche Berichte: siehe meine Beiträge auf https://papalapapi.de/tag/familiengericht/.
Wichtig: Christina Blocks Gerichtsverfahren läuft noch. Sie beteuert ihre Unschuld und schildert selbst massivste Verzweiflung und Entfremdungserfahrungen. Die Unschuldsvermutung gilt. Die strukturellen Defizite des Familienrechts aber sind längst offenkundig – und schaden Eltern wie Kindern nachhaltig. Sie werden leider nicht grundsätzlich entschärft und modern gestaltet. DAS ist der eigentliche Skandal.
Mehr zum dem Sorgerechtsdrama und dem Strafprozess hier:
www.fr.de/panorama/sie-trotzdem-block-prozess-mutter-sagt-unter-traenen-aus-ich-ueberredete-zr-93851934.html
Was sagt die bisherige Verfahrensentwicklung über die Erfolgsaussichten für einen chancenlosen Vater aus
Die bisherige Verfahrensentwicklung im deutschen Familienrecht zeigt aus Sicht eines chancenlosen Vaters nur sehr begrenzte Erfolgsaussichten – trotz formaler Verbesserungen durch Gesetzgeber und Gerichte. Die Praxis illustriert weiterhin große strukturelle Defizite:
- Reformierte Gesetzgebung und höchstrichterliche Urteile: In den letzten Jahren haben Bundesverfassungsgericht und Europäischer Menschenrechtsgerichtshof Diskriminierungen von Vätern teilweise aufgehoben, insbesondere was das Sorgerecht unverheirateter Väter betrifft. Väter können nun auch gegen den Willen der Mutter einen Antrag auf gemeinsames Sorgerecht stellen; die Gerichte müssen dann entscheiden, ob das Kindeswohl dem widerspricht.
- Trotz „Verbesserungen“ bleibt die Umsetzung für Väter oft schwierig: In der Praxis sind Verfahren weiterhin langwierig, emotional belastend und mit hohen Hürden versehen – insbesondere wenn die Mutter nicht kooperiert. Juristen und Väter berichten regelmäßig davon, dass sich Verfahren mit anwaltlicher Unterstützung der Mutter problemlos um Jahre hinauszögern lassen. Gerade für kleine Kinder ist der Faktor Zeit entscheidend, da Entfremdung oder Veränderungen im Kindeswunsch unumkehrbar werden können.
- Gerichte orientieren sich weiterhin stark am Status quo: Der bestehende Lebensmittelpunkt des Kindes wird selten gegen dessen oder der mütterlichen ausdrücklichen Willen geändert. Bindungen, die inzwischen zur Mutter (oder im Block-Fall: zum Vater) entstanden sind, wiegen schwer – einmal getroffene Sorgerechtsentscheidungen werden äußerst selten revidiert und das Kindeswohl wird häufig so ausgelegt, dass eine Verlagerung zum anderen Elternteil als zu belastend dargestellt wird.
- Internationale Konflikte machen alles noch schwieriger: Wenn etwa wie im Fall Christina Block und dem dänischen Vater Verfahren grenzüberschreitend laufen, sind die Erfolgsaussichten für einen chancenlosen Vater sogar noch geringer, da Staaten sich gegenseitig gerichtliche Entscheidungen oft nicht anerkennen oder verzögern[Blog, eigene Darstellung].
- Emotionaler und sozialer Preis: Auch mit formalen Verbesserungen stehen die Chancen schlecht, dass ein Vater, der sich von Mutter, Jugendamt und Gericht isoliert fühlt, tatsächlich schnell und substanziell Rechte durchsetzen kann. Die Verfahren strapazieren die Beziehung zum Kind und führen häufig zu langanhaltender Entfremdung.
Fazit: Auch wenn Gerichte und Politik rechtliche Fortschritte reklamieren, ist der systemische Bias gegen den nicht betreuenden Elternteil – meist der Vater – immer noch hoch. Die tatsächlichen Erfolgsaussichten, zügig und ohne jahrelange Auseinandersetzungen eine annähernd gleichberechtigte Elternschaft durchzusetzen, sind für uns“ Väter weiterhin sehr gering.
In meinem Fall bin ich weiterhin unterhaltpflichtig, da die Tochter nicht zu 50% der Zeit bei mir sein kann, darf ich weder den höheren Freibetrag in der Steuererklärung angeben, noch habe ich Kindergeld jemals gesehen.
Wie kann ich meine Position im Familienstreit effektiver vertreten lassen
Im deutschen Familienrecht ist es als Vater – gerade, wenn man sich chancenlos fühlt – oft besonders schwer, Gehör zu finden oder seine Rechte durchzusetzen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die eigene Position im Familienstreit effektiver zu vertreten. Hier einige konkrete Ansätze:
- Gute anwaltliche Vertretung sichern
Suche dir frühzeitig einen im Familienrecht wirklich erfahrenen, engagierte*n Anwalt/Anwältin, am besten mit Schwerpunkt auf väterlichen Belangen. Eine kompetente Vertretung kennt Strategien, wie du auch in schwierigem Umfeld Gehör findest, und kann auf typische Vorurteile gegenüber Vätern vorbereitet reagieren. - Schriftliche Dokumentation aller Vorgänge führen
Notiere alle Vorfälle rund um Umgang, Kommunikation mit dem anderen Elternteil, Jugendamt, Schule, Arztbesuche etc. – mit Datum, Uhrzeit und möglichst neutraler Darstellung. Diese Protokolle sind bei Gericht und im Kontakt mit Behörden oft Gold wert. - Alle Anträge und Anliegen schriftlich und mit Frist stellen
Formuliere alles stets schriftlich und bitte um schriftliche Rückmeldungen, z. B. bei Jugendamt, Schule oder dem gegnerischen Anwalt. So schaffst du Klarheit, Nachvollziehbarkeit und vermeidest, dass Versäumnisse entstehen oder Aussagen entstellt werden. - Möglichst sachlich bleiben – Emotionen herausnehmen
Gerade als Vater, der sich oft ohnmächtig fühlt, ist es leicht, ins Emotionale abzurutschen. Vor Gericht und bei Behörden zählen aber Sachlichkeit, Besonnenheit und ein lösungsorientiertes Auftreten. Reagiere auf Provokationen möglichst ruhig. - Umgangspfleger oder Verfahrensbeistand beantragen
Beantrage gegebenenfalls beim Gericht die Bestellung eines Umgangspflegers oder Verfahrensbeistands für das Kind. Diese neutrale Stelle kann vermitteln, begleiten und sich für die Kontaktrechte einsetzen. - Netzwerke einbinden und sich Unterstützung holen
Suche Kontakt zu Vätergruppen, Beratungsstellen oder Organisationen wie dem VAfK (Väteraufbruch für Kinder), die dich juristisch und emotional unterstützen können. Erfahrungen und Empfehlungen aus solchen Netzwerken sind hilfreich für die eigenen Argumente und die Wahl anwaltlicher Strategien. - Das Kindeswohl konsequent in den Mittelpunkt rücken
Zeige immer wieder auf – schriftlich und im Gespräch –, dass es dir nicht um Kampf, sondern um die bestmögliche Entwicklung deines Kindes geht. Mache eigene Angebote für flexible Umgangszeiten, Kooperation und sogar Mediation. Dokumentiere jede deiner diesbezüglichen Bemühungen. - Informiere dich über die Rechte und über formale Abläufe
Je besser du deine eigenen Rechte (z. B. gemeinsames Sorgerecht, Auskunftsrechte) sowie den Ablauf der Verfahren kennst, desto selbstbewusster kannst du auch auftreten – sei es beim Jugendamt, Gericht oder im Gespräch mit der Gegenseite. - Bei internationalen Fällen: Sofort Experten einschalten
Wenn dein Fall grenzüberschreitend ist (wie im Fall Block), benötigst du Spezialisten im internationalen Familienrecht. Auch Botschaften, das Auswärtige Amt oder spezialisierte NGOs können hier unterstützen. - Eigene psychische Widerstandskraft stärken
Familienrechtsstreit ist für Väter emotional extrem belastend. Professionelle Beratung, Austausch mit anderen Betroffenen, ggf. auch psychologische Hilfe sichern dir die Kraft, sachlich und ausdauernd zu bleiben.
Sich vor Gericht effektiv vertreten lassen: Ergebnis
Vieles wirkt „gegen“ einen, wenn man als Vater vor deutschen Gerichten und Behörden steht. Aber: Wer strategisch, vorbereitet, sachlich und gut beraten agiert, kann seine Position deutlich stärken und damit die Chancen im Verfahren erheblich verbessern – auch wenn das System große Hürden stellt.
Für Erfahrungsberichte und Reflexionen findest du auf deinem eigenen Blog oder Netzwerken viele wertvolle Hinweise, wie andere Väter vorgegangen sind – und was sie im Familiengericht gestärkt hat.