Robert Harris ist einer meiner Lieblingsautoren. Ich bin fasziniert von seinem Talent, Geschichten zu erzählen. Er macht die Sache ungewöhnlich gut, unglaublich packend, hochinteressant, sehr lehrreich und … einzigartig. Einzigartig sind auch die Themen, die er aufgreift. Wie in in seinem aktuellen Werk „Königsmörder“.
England, 1660. König Karl II. erlässt mit einer Akte der Verzeihung ein Generalpardon. Ausgenommen sind die Königsmörder, jene Hochverräter, die das Urteil zur Enthauptung seines Vaters Karl I. unterzeichnet haben. Dazu gehören auch die Oberste Whalley und Goffe, die im Bürgerkrieg auf der Seite Oliver Cromwells kämpften. Sie können rechtzeitig in die neuen Kolonien in Amerika fliehen. Die Flüchtlinge treffen dort auf eine Gesellschaft, die durch einen puritanischen Fanatismus geprägt ist und sich gerade vom Mutterland jenseits des Atlantiks abspaltet. Hier könnten sich die beiden unter Gleichgesinnten in Sicherheit wiegen, wären ihnen nicht ebenso fanatische Häscher auf den Fersen.
Ich mag historische Stoffe. Und ich glaube, dass es hier ganz viel über uns selbst zu lernen gibt. Von Robert Harris habe ich deshalb schon eine ganze Reihe von Büchern gelesen, da sie alle historische Romane bzw. historische Thriller sind.
Gepackt hat mich der Autor mit seiner Trilogie über den römischen Politiker Cicero zu Zeiten Cäsars. Hier ging es ja auch um „Königsmörder“. Die Ermordung Cäsar sollte die Republik retten, obwohl der Name ja der Ursprungswort des Kaisers ist. Ich habe aber auch den Roman rund um den Ausbruch des Vesuvs „Pompeji“ geradezu verschlungen. Auch das Buch über die Papstwahl Konklave fand ich hochinteressant und, wie alle Bücher von Harris, leicht und sehr gut lesbar, dennoch spannend und ergreifend geschrieben. In meinem Schrank steht noch das schon angelesene, ebenfalls hochinteressante Buch „München: Das Abkommen“ über die Appeasementpolitik gegenüber Hitler.
Lediglich seinen Zukunftsroman „Der zweite Schlaf“ fand ich etwas weniger gut, als seine historischen Stoffe. Vielleicht Geschmacksache, vielleicht ist Zukunft nicht wirklich Harris´ Thema.
Geschichte dagegen schon. Ich hatte bisher noch nicht von diesem Königsmord am Beginn der Neuzeit in England gehört. Der Name Cromwell – es gibt mehrere in der Geschichte Britanniens – sagte mir schon etwas. Aber die kurze damalige Republik in England hatte ich nicht auf der Reihe. „Oliver Cromwell war ein englischer Parlamentarier, Heerführer und während der kurzen republikanischen Periode in der Geschichte Englands ab 1649 der führende Staatsmann des Landes.“
Am Ende geht es in diesem Roman nicht nur um die Befreiung der Menschheit von Willkür und Alleinherrschaft, sondern auch um die Unabhängigkeit und Befreiung Amerikas. Da dies auch einen religiösen Touch hat – Puritanismus – ist die ganze Geschichte dieser „Königsmörder“ genau mein Thema.
Wie gesagt: Ich mag den Autor und wie er schreibt, ich mag historische Romane und es dreht sich bei all diesen Geschichten um Männer und Väter. Ja, es ist auffällig, dass die Geschichte, die Historie voller handelnder Männer ist und Frauen eher eine Nebenrolle spielen. Das wird deutlich in allen Romanen von Robert Harris. Das kritisiere ich nicht, es wird nur deutlich. Es ist das Patriarchat, das in der Vergangenheit – und leider auch in der Gegenwart – Geschichte schreibt, Gewalt ausübt und die Geschicke bestimmt.
Wie könnte es also nicht mein Thema sein! Und angesichts der Jahreszeit, in der man es sich richtig schön gemütlich macht, empfehle ich die Königsmörder von Robert Harris auf vollem Herzen.
Danke, gleichfalls: Matthias Zehnders Buchtipp „Königsmörder“
133. Buchtipp von Matthias Zehnder: «Königsmörder» von Robert HarrisKönigsmörder
von Robert Harris
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544 Seiten, Heyne Verlag (2. November 2022)
ISBN 3453273710
Gebundenes Buch 24,- EUR