Inhalt
Ein Buch über Frauen in einem Väter- und Männerblog? Auf den Spuren freiheitsliebender Frauen hier? Ja, ganz genau. Denn als Mann stehe ich erst einmal vorbehaltlos hinter der Sache der Frauen, dem Feminismus, der Gleichwürdigkeit und Gleichberechtigung. Das ist doch klar. Ich liebe Frauen und habe auch eine Tochter. Sie soll von den Errungenschaften der Vorkämpferinnen profitieren. Na ja, und ich habe eine Mutter. Ist ja auch eine Frau. Und die liebt Bücher über interessante Frauen und deshalb habe ich mir diese Schwarte vorgeknöpft.
In ihrem inspirierenden Buch Den Wind in den Haaren nimmt uns die Autorin Annabel Abbs mit auf eine außergewöhnliche Reise durch die Leben von sechs faszinierenden Künstlerinnen, die eines gemeinsam hatten: den tiefen Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit. Abbs stellt die Frage, warum die Natur und das Unterwegssein darin für Frauen oft eine ganz besondere Form von Befreiung darstellt – und beleuchtet dabei, wie diese Frauen sich durch Wanderungen und Erlebnisse in der Natur von gesellschaftlichen Zwängen lösten, und ist ganz nah dran an den Erfahrungen dieser freiheitsliebender Frauen.
Sechs Frauen, ein gemeinsamer Drang nach Freiheit
Annabel Abbs folgt in ihrem Buch den Spuren von sechs außergewöhnlichen, freiheitsliebenden Frauen: den Malerinnen Gwen John und Georgia O’Keeffe sowie den Schriftstellerinnen Simone de Beauvoir, Nan Shepherd, Clara Vyvyan und Frieda von Richthofen. Jede dieser Frauen suchte die Abgeschiedenheit und Schönheit der Natur auf ihre Weise, um sich Freiräume zu schaffen, die bis dahin hauptsächlich Männern vorbehalten waren.
Auf einsamen Wegen zu sich selbst
Die Natur wurde für diese Künstlerinnen zum Rückzugsort, an dem sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Simone de Beauvoir wanderte stundenlang entlang der Küsten bei Marseille und fand in der Einsamkeit ihre eigene Stimme. Georgia O’Keeffe ließ sich durch die endlose Weite von Amarillo in Texas inspirieren, umgeben von Farben und Formen, die später ihre berühmten Gemälde prägen sollten. Nan Shepherd, die schottische Schriftstellerin, durchstreifte oft barfuß die rauen Landschaften der Cairngorm Mountains und nahm die Natur mit einer Intensität wahr, die sich in ihrer Prosa widerspiegelt.
Der Mut, den gesellschaftlichen Normen zu trotzen
Für jede dieser Frauen war das Gehen und Wandern ein Akt der Selbstbehauptung und ein stiller Widerstand gegen die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen ihrer Zeit. Sie eroberten sich das Recht, allein unterwegs zu sein, und fanden in der Natur einen Raum, in dem sie frei atmen konnten – eine Freiheit, die zu jener Zeit fast ausschließlich Männern zustand. Indem sie Wege und Pfade beschritten, die sonst kaum Frauen betrat, definierten sie ihren Platz in der Welt neu und schöpften Kraft aus der Stille und Weite um sie herum.
Warum das Unterwegssein für Frauen so kraftvoll ist
Abbs zeigt eindrucksvoll, wie das Gehen und die Begegnung mit der Natur Frauen eine innere Stärke geben kann. Die Natur kann für viele ein Ort der Selbstfindung und der Reflexion sein. Gerade für Frauen, die in bestimmten Rollenbildern festgehalten wurden, boten diese Wanderungen einen seltenen Moment der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Den Wind in den Haaren – Auf den Spuren freiheitsliebender Frauen ist ein Buch, das nicht nur über das Leben dieser Künstlerinnen erzählt, sondern auch dazu ermutigt, selbst hinauszugehen und die Freiheit der Natur zu spüren. Es erinnert daran, dass die Natur ein Ort ist, an dem jede Frau – damals wie heute – sich selbst näherkommen und neue Perspektiven auf ihr Leben entdecken kann.
Ein inspirierender Lesetipp für alle, die erfahren möchten, wie die Kraft der Natur Frauen stärkt und ermutigt, eigene Wege zu gehen. Und für alle Männer, die ihren Müttern, Schwestern, Tanten, Nichten, Partnerinnen und Töchtern ein tolles Geschenk machen wollen.
Herzlichst!
Den Wind in den Haaren – Auf den Spuren freiheitsliebender Frauen
von Annabel Abbs
384 Seiten, btb Verlag (2024)
ISBN 344271947X
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