Mein Kind hat f*cken gesagt – wenn Sprachlosigkeit auf kindliche Neugier trifft

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  • Beitrag zuletzt geändert am:25. September 2025
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Hilfe, mein Kind hat f*cken gesagt

Dianne Dela Cruz trifft mit ihrem Buch „Hilfe, mein Kind hat f*cken gesagt“ mitten ins Herz – und zwar auf mehreren Ebenen. Der provokante Titel mag zunächst irritieren, vielleicht sogar schockieren. Doch wer sich auf die Lektüre einlässt, wird mit einem der ehrlichsten und empathischsten Erziehungsbücher der letzten Jahre belohnt. Dela Cruz gelingt es, ein hochsensibles Thema wie kindliche Sexualität und sprachliche Grenzüberschreitungen so aufzubereiten, dass man sich als Leser:in weder belehrt noch verunsichert fühlt – sondern verstanden.

Denn wie oft stehen wir als Eltern plötzlich sprachlos da, wenn Kinder Worte benutzen, die wir selbst nur geflüstert kennen? Wenn sie Begriffe aufschnappen, deren Bedeutung sie nicht verstehen, die aber in uns eine Welle von Scham, Unsicherheit oder sogar Angst auslösen? Genau hier setzt dieses Buch an – mitten in den Momenten, die uns normalerweise verstummen lassen.

Eine Szene, die jede:r kennt – und die alles verändert

Der Einstieg ins Buch ist eindrucksvoll: Eine Sporthalle, ein Elternnachmittag, harmlose Gespräche – bis ein Kind laut und deutlich „fick deine Mutter“ ruft. Es ist der Sohn der Autorin. Der Moment ist peinlich, schockierend – und völlig authentisch. Dela Cruz nimmt uns mit in ihre Gedankenwelt: die Scham, die Selbstzweifel, das Gefühl des Versagens. Aber sie bleibt nicht in der Krise stecken. Stattdessen zeigt sie, wie aus genau solchen Momenten echte Aufklärung entstehen kann – wenn wir bereit sind, offen zu sprechen.

Dabei ist die Autorin nicht nur Mutter von fünf Kindern, sondern auch Sexualpädagogin. Ihre doppelte Perspektive – fachlich und persönlich – macht dieses Buch so besonders. Es ist fundiert, aber nie abgehoben. Emotional, aber nie kitschig. Pädagogisch wertvoll, aber trotzdem leicht zugänglich.

Warum Kinder Schimpfwörter sagen – und was wir daraus machen können

Ein zentrales Thema des Buches ist die Macht der Sprache. Kinder benutzen Schimpfwörter oft nicht, weil sie provozieren wollen, sondern weil ihnen schlicht die richtigen Worte fehlen. „Ficken“ wird zum Ventil – für Wut, Unsicherheit oder Gruppenzugehörigkeit. Dela Cruz erklärt verständlich, warum genau das ein guter Anlass für Gespräche sein kann – über Sprache, Körper, Gefühle und Respekt.

Besonders wertvoll: Die Autorin gibt konkrete Formulierungshilfen, wie man mit Kindern altersgerecht über Sexualität sprechen kann, ohne sie zu überfordern. Sie scheut sich auch nicht davor, eigene Unsicherheiten zu thematisieren – und zeigt, wie wichtig es ist, nicht perfekt, sondern ehrlich zu sein.

Vielfalt, Körperbilder und echte Aufklärung

Neben dem Aufhänger-Thema Sprache behandelt das Buch eine Vielzahl weiterer Aspekte der Aufklärung: Körpervielfalt, Geschlechterrollen, Pubertät, Masturbation, Pornografie und die Rolle der Väter in der Sexualerziehung. Dabei plädiert Dela Cruz für eine liebevolle, offene und lebensnahe Kommunikation. Besonders stark ist ihr Plädoyer für echte Begriffe: Vulva statt „Schlitz“, Penis statt „Schniedel“. Denn: Nur wer über den eigenen Körper sprechen kann, kann ihn auch schützen und wertschätzen.

Ein Buch, das mehr Fragen stellt, als es beantwortet – zum Glück

Was dieses Buch so lesenswert macht, ist nicht nur die klare Haltung, sondern auch der Mut zur Lücke. Dela Cruz liefert keine fertigen Lösungen, sondern öffnet Räume: für Fragen, für Gespräche, für Unsicherheiten. Warum fällt uns das Reden über Sexualität so schwer? Warum fühlen wir uns schuldig, wenn Kinder etwas sagen, was wir selbst nicht einordnen können? Und wie wollen wir eigentlich in Zukunft als Familie, als Gesellschaft, über Körper, Lust und Sprache sprechen?

Diese Fragen wirken lange nach – und genau das macht die Qualität dieses Buches aus. Es will nicht beschwichtigen oder ablenken, sondern ermutigen: zu mehr Mut, mehr Offenheit, mehr Vertrauen.

Was ich daraus mitnehme

„Hilfe, mein Kind hat f*cken gesagt“ ist mehr als ein Erziehungsratgeber. Es ist ein ehrliches Gesprächsangebot – an Eltern, Großeltern, Pädagog:innen, an uns selbst. Es zeigt, dass echte Aufklärung nicht mit Daten und Definitionen beginnt, sondern mit Beziehung, mit Zuhören und mit der Bereitschaft, eigene Sprachlosigkeit zu überwinden.

Ich nehme aus diesem Buch vor allem eines mit: Es ist okay, wenn wir nicht alle Antworten wissen. Wichtig ist nur, dass wir bereit sind, sie gemeinsam zu suchen. Mit unseren Kindern – und mit uns selbst.

Hilfe, mein Kind hat f*cken gesagt: Wie du offen und ehrlich aufklärst bevor es andere tun

von Dianne Dela Cruz
208 Seiten, Bonifatius GmbH
ISBN 3987901012
Buch hier bestellen

Wer ist Dianne Dela Cruz?

Dianne Dela Cruz ist nicht nur fünffache Mutter, sondern auch ausgebildete Sexualpädagogin und baldige Grundschullehrerin – eine Kombination, die man ihrer Schreibe anmerkt. Sie vereint Fachwissen mit einer alltagsnahen, empathischen Perspektive und bringt dabei eine Offenheit mit, die Mut macht. Auf ihren Social-Media-Kanälen wie @fragdianne spricht sie regelmäßig über Tabuthemen rund um Sexualität, Familie und Sprache – immer direkt, ehrlich und mit viel Herz. Ihr Anliegen ist klar: Sie möchte Sprachlosigkeit durchbrechen, Eltern stärken und Kindern eine aufrichtige, schambefreite Kommunikation ermöglichen.

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Papalapapi

Ich heiße Mark und bin Vater einer wundervollen Tochter. Papalapapi Vaterblogger, Elternblogger und Männerblogger beschäftigt sich mit Themen rund ums Kinderhaben und Mannsein aus einer subjektiven männlichen und vor allem väterlichen Sicht.

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