Impfdebatte: Impfgegnergegner versus Anti-Impfmob

Masern-Epidemie

Der Ausbruch der Masern in Berlin hat die Impfdebatte neu entfach. Wieder formieren sich Impfgegner mit hanebüchenen, der Vernunft nicht zugänglichen Argumenten. Auch ich gehörte einst zu ihnen. Ich habe zwar eine medizinische Ausbildung, aber meine Erfahrungen im Medizinbetrieb führten mich in die Arme der Naturheilkunde. Mir aber hat Homöopathie nie geholfen. Akupunktur auch nicht. Eigentlich nichts von dem – allein die sogenannte Schulmedizin half. Nach dem ich Vater einer Tochter bin, habe ich auch meine Impfgegnerschaft aufgegeben, obwohl unserer Erfahrungen mit den modernen Impfmethoden nicht einfach waren. Doch die Argumente, die sorgfältige Beschäftigung mit dem Thema und mein Verantwortungsgefühl, haben mich aus sehr vielen guten Gründen zu einem Impfgegnergegner gemacht.

Das Bild zeigt übrigens ein an Masern erkranktes Kind in West-Afrika. In Guinea, um genau zu sein, und dort hin sollten die Impfgegner gehen und die Menschen, die Mütter und die Behörden von der Gefährlichkeit der Impfungen überzeugen. Nicht mich, mit mir brauchen sie nicht diskutieren. Auch ihre Verschwörungstheorien sollten sie mit den Menschen in den von Masern-Epidemien anderen Seuchen betroffenen Ländern austauschen. Ich bin gegen ihre Anti-Impfhaltung mittlerweile immun.

Man spricht auch von einer gewissen Impfmüdigkeit. Wo hin das führt, sehen wir in Berlin. Ich hoffe nicht, dass unter diesem Beitrag oder in Facebook wieder eine erneute und fruchtlose Impfdebatte losbricht. Vor allem, weil man mit unterschiedlichem Kenntnisstand diskutiert. Viele wollen durchs Impfen gelähmt Kinder kennen oder Eltern, dessen Kind in Folge einer Impfung gestorben ist. Liefern dafür aber keine Belege. Die STIKO – der Ständigen Impfkommission – halten sie grundsätzlich für von der Pharmaindustrie bestochen. Wiederum ohne auch nur einen einzigen Beweis anzuführen.

„Masernalarm! Glaubenskrieg ums Impfen“ – phoenix Runde vom 26.02.2015

Man bringt die Erkrankungen, gegen die geimpft wird, hierzulande auch nicht mehr mit Seuchen in Verbindung. Aber es handelt sich um solche. Impfen ist aktive – und präventive – Seuchenbekämpfung. Natürlich hat das Impfen nicht allein für den Erfolg im Kampf gegen die Seuchen geführt, ist nicht allein verantwortlich für die ständig steigende Lebenserwartung und eine sehr geringe Kindersterblichkeit. Auch die bessere Ernährung, sensationelle Fortschritte in Hygiene, medizinischer Versorgung, Krankheitsbekämpfung und Aufklärung, sorgten für den Schutz, die Gesundheit und die Sicherheit, die wir alle genießen.

Überhaupt: Die Impfkritik findet in einer sicheren Umgebung statt. Denn auch diejenigen, die sich nicht impfen lassen, stehen unter dem Schutz, der durch die Impfung eines großen Teils der Bevölkerung erzeugt wird. Insofern haben die Anti-Impfmobber nicht nur gut reden, sie verhalten sich auch – offenbar in völliger Unkenntnis die Zusammenhänge – absolut unsolidarisch.

Müssen wir also jetzt die Impf-Debatte erneut führen? Für Aufklärung muss ständig neu gesorgt werden, in Schule und in den Medien. Aber müssen wir hier in den Blogs und bei Facebook die Sache mit dem Impfen noch einmal durchkauen? Vor allem, weil man die Impfgegner ganz offensichtlich nicht mit Vernunft, nachhaltigen Belegen und belastbaren Argumenten überzeugen und von ihrem falschen und gefährlichen Weg abbringen kann.

Deshalb hat man über eine Impfpflicht nachgedacht. Die Gründe dafür sich nachvollziehbar und man sollte das ernsthaft diskutieren. Immerhin geht es um Menschenleben. Aber vom Grundgesetz her, ist ein Zwang zur Impfung wohl nicht umsetzbar. Und das ist dann auch gut so. Es bleibt, wie so oft, nichts anderes übrigen, als weiter auf den langen Prozess der Aufklärung zu setzen, dem viele Menschen immer noch hartnäckig, stur und unwissend widerstehen. Sei es nun beim Impfen und der Seuchenbekämpfung, bei Homöopathie und Krebs-Wunderheilerei, bei religiösen Irrungen und Wirrungen, extremistischen Ideologien, bei der Negierung der Evolution oder bei der Unkenntnis der Demokratie und ihrer Institutionen. Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Bemühen, Licht ins Dunkel zu bringen und die Menschen über die tatsächlichen, nachvollziehbaren und eindeutigen Zusammenhänge aufzuklären.

Mein Lesetipp zum Thema: Jan Fleischhauer in seiner Kolumne „Der Schwarze Kanal“ auf SPIEGEL ONLINE: Achtung, Impf-Mobber!

Nachschlag vom 18. April 2015 von der geschätzen Sibylle Berg. Dieser Beitrag spiegelt meine Meinung wieder und ist das, was ich sagen wollte nur viel besser ausgedrückt: Impfgegner – Ihr Motzer da draußen

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