Ich hatte kürzlich schon erklärt, dass mir die Kinder und Jugendlichen am meisten Leid tun in der Coronakrise. Natürlich leiden auch die Erwachsenen, insbesondere die, die allein sind, sich eh isoliert fühlen. Oft sind es gerade die Alten und Kranken. Aber Kinder in der Coronakrise sind etwas anderes, sie brauchen ihre Freundinnen und Freunde, ihre Peergroup besonders. Je älter die Kids sind, umso wichtiger sind ihre Freunde. Und dass sie diese gerade nicht treffen dürfen, nicht mit ihnen spielen können, sie nicht bei sich haben, das stimmt mich traurig.
Heute sah ich bei meiner Tochter im WhatsApp-Status ein Bild von ihr und einer ihrer Klassenkameradinnen aus der Grundschule mit Maske. Das hat mich traurig gemacht. Mir tat es Leid, dass die Kinder diese weltweite Katastrophe miterleben müssen. Sie können doch nichts dafür und sind da nun im Bild mit ihren Masken mitten in der schlimmsten Pandemie, die die Menschheit seit der Pest im 14. Jahrhundert erlebt hat. Die zwei kleinen, süßen Mädchen, fast 11 sind sie, wissen gar nicht, was los ist.
Aber sie machen das sehr, sehr gut. Ich bin stolz auf meine Tochter, wie toll sie mit der Situation umgeht. Sie chatten mit ihrer besten Freundin – wenigstens hat sie eine – und versorgt ihren WhatsApp-Status mit Witzen, Videos und tollen Sprüchen. „Bleib gesund“ hat sie in ihren WhatsApp-Infotext geschrieben. Das finde ich toll. Obwohl sie nicht wirklich versteht – wie wir Erwachsenen auch kaum begreifen können, was hier los ist – meint sie diesen Satz von ganzem Herzen. Ich kenne sie ja. Sie ist sehr mitfühlend und sozial kompetent.
Ich habe ihr daraufhin, nach dem ich sie mit ihrer Freundin mit Maske auf dem Bild gesehen habe, eine Voicemail geschickt. Sie ist gerade viel bei der Mutter, weil sie Lehrerin ist und das besser hinkriegt als ich mit dem Homeschooling. Daher erklärt ich ihr das, was ich eben hier geschrieben habe, in einer Voicemail. Dass es mir Leid tut für sie und all die anderen Kinder, dass sie das miterleben müssen. Es ist ja nicht wirklich schlimm, wir kriegen ja alles hin, dennoch ist die Schulschließung ein schwerer Einschnitt das Leben der Kinder in der Coronakrise. Ich habe ihr natürlich erzählt, dass ich finde, dass sie das ganz toll macht und sie sehr gut mit der Sache umgeht. Und dass wir alle, so etwas noch nicht erlebt haben, nicht mal Opa, und wir alle versuchen, das Beste draus zu machen. Und dass ich etwas traurig bin, dass sie und ihre Freundinnen das alles erleben müssen. Sie schrieb mir zurück, dass sie auch etwas traurig ist. Und ich daraufhin, dass es Ok ist, dass wir alle auch etwas traurig sein dürfen in dieser Situation.
Spielende Kinder in der Coronakrise
Wenn meine Tochter bei mir ist hat sie die Chance doch noch mit Kinder zu spielen. Denn ich habe ihr einen großen, geschützten Innenhof. Im Block wohnen zwei Mädchen, die mein Töchterchen schon kennt. Die beiden sind zwar etwas jünger und eine von ihnen, sagen wir, stark verlangsamt, aber die drei spielen ganz wundervoll miteinander. Auch jetzt, trotz „Kontaktverbot“. Die Kinder machen das super, sie halten die Abstände ein und spielen trotzdem toll miteindern. Das ist rührend zu sehen. Ein Mädchen übernimmt dabei ganz natürlich die Führung und achtet darauf, dass die anderen Abstand halten. Dann sitzen sie, unterhalten sich oder spielen verstecken. Ich kann das von meinem Balkon aus sehen und freue mich unglaublich für meine Tochter und die Mädchen. In dieser schlimmen Krise etwas Normalität zu erleben – und das ist für Kinder mit anderen Kindern zu spielen – ist etwas ganz Wundervolles.
Und ich bin dankbar über das Glück, das wir haben. Uns geht es gut. Meiner Kleinen geht es gut, ihrer Mutter auch und den Großeltern ebenfalls. Wir achten aufeinander und machen das Beste draus. Und genau das wünsche ich euch alles und vor allem allen Kindern in diesem Lockdown, in dieser Coronakrise.