Der Krampf um die weiterführende Schule

Demo in Hamburg für die Schulreform bzw. die Primarschule 2009

Es geht ums nackte Überleben. Also die Zukunft meiner Kinder. Ein Elend ist das mit den weiterführenden Schulen. Früh wird ausgesiebt, wer aufs Gymnasium darf und wer auf die Mittelschule oder Stadtteilschule darf. Manchmal geht es auch schon bei der Grundschule los. Das ganze System ist einerseits sehr heterogen und vielfältig – zumindest in Hamburg – aber immer noch gestrig, unsolidarisch und bildet die Grundlage gesellschaftlicher Spaltung.

Kürzlich erst mit einer Mutter gesprochen, die ihr Kind NICHT ummelden würde, damit es auf die Wunschschule kann. Sie hätte dann ein schlechtes Gewissen und fände das unsolidarisch. Diese Haltung ist leider die Ausnahme.

Es geht um die „beste Schule für Ihr Kind“

In Hamburg fehlen Schulen, gerade in einem Stadtteil wie Ottensen. Am Rande zu Bahrenfeld gibt es eine bekannte und eine der seltenen Reformschulen. Mit einem sehr hohen Sozialindex, so heißt es, wenn man ermitteln will, wie viel Geld und Ressourcen eine Schule braucht. Ist der Sozialindex hoch braucht die Schule weniger Lehrer, ist er niedrig, mehr. Beispielsweise.

Aber ist das leistungsorientierte drei- oder zweigliedrige Schulsystem die eine Seite der Medaille. Wobei das Wort „leistungsorientierte“ die Bullshit-Form von „konkurrenzorientiert“ ist. Ich ärgere mich immer wieder um den Bürgerentscheid GEGEN eine grunsätzliche Schulreform vor 10 Jahren. Da wollten die Eltern kein gemeinsames, längeres Lernen, weil ihn eine teure Kampagne suggerierte, dass die Kinder dann gar nichts mehr lernen und bei McDoof arbeiten müssten. Das geht natürlich nur dann auf, wenn du den Lebenserfolg an den Schulabschluss hängst und geringbezahlte Berufe der Unterschicht überlässt, also Menschen, die nicht so viel wert sind, wie du und deine Kinder. Aber ach, lassen wir das.

Weiterführende Schule: Die Eltern sind verunsichert

Diese Verunsicherung der Eltern, die zuweilen auch in Angst mündet, das Gefühl, die Kontrolle über die Zukunft der Kinder zu verlieren, ist tiefgreifend. Trotzdem sich die konservativen Kräfte in Sachen Bildung immer wieder behaupten. Den Politikern scheint die Sache auch über den Kopf zu wachsen, da sie den Eltern diese Angst um die Zukunft, um Einkommen und Arbeitsplätze ihrer Kinder nicht nehmen können. Daher sind sich eigentlich die meisten einig: Ohne Abitur hast du heute keine Chance.

Ehrlich gesagt, möchte ich bei keinem Arbeitgeber arbeiten, der ein solches Gewicht auf die stets geschönten Zeugnisse und Abschlüsse legt. Hier nimmt doch der Beschiss seinen Anfang. Und wir wissen doch schon lange, dass die, die sich am besten ANPASSEN können, aufsteigen und nicht automatisch die kompetentesten, erfahrensten Fachleute. Manchmal eine echte Farce. Es zählen jedenfalls für den beruflichen Erfolg noch andere Dinge als gute Noten. Aber das soll jetzt und hier nicht das Thema sein. Lesetipp ist das erstaunlich lesenswerte und erhellende Buch Bildungspanik – was unsere Gesellschaft spaltet vom Sozilogen Heinz Bude.

Auch die aktuelle ZEIT berichtet über den Wahnsinn mit den Schulen. Meine grundsätzliche Haltung für meine Tochter ist diese: Sie ist ein ganz normales Kind und soll eine ganz normale Schulentwicklung durchleben. Dabei ist „individuelles Lernen“ natürlich, sinnvoll, angemessen und menschenwürdig. Ein Elefant wird nie auf den Baum klettern können und hat deshalb keine schlechte Note verdient.

Amen. Gute Nacht.

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