Wie sieht eine Schule aus, in der man gerne lernt? Damit setzt sich eine kleine Reportage in der X:ENIUS-Doku auf ARTE auseinander. Eine entscheidene Frage, die mir als Vater tatsächlich große Sorge bereitet. Ich traue der Schule nicht und unserem – rückständigen – Schulsystem schon mal gar nicht. Ich habe Angst, das meine Tochter dort beschädigt wird und ihre Neugier und Lebendigkeit einbüst. Das Schule für mich als Vater ein angsbesetztes Thema ist, habe ich an dieser Stelle oft wiederholt. Und das ist ja auch der Grund, weshalb ich mir diese kleinen Sendungen sehr genau anschaue. Eine neue Erkenntnis ist diese: In Frankreich gibt es keine Schulpflicht, sondern eine Unterrichtspflicht. Sind die Deutschen also zu doof für vernünftige Schulreformen?
Das Thema ist „die Schule von morgen“. Als einfacher Mensch, weiß ich nicht, wo die herkommen soll. Bisher muss man sich quälen, um mit guten Abschlüssen lukrative Jobs zu erlangen. Wer das nicht schafft, scheint auf der Strecke zu bleiben, heute um so mehr, als noch vor 20 Jahren. Das ist verwunderlich (mehr zu diesem Thema in dem empfehlenswerten Buch Bildungspanik: Was unsere Gesellschaft spaltet von Heinz Bude), aber es ist so und es scheint in absehbarer Zeit nicht anders zu werden. Ich weiß ja auch nicht wie. Aber dass man überhaupt darüber redet und feststellt, dass es „Gleichgesinnte“ gibt, Menschen, die mit dem Status Quo der Schule auch nicht zufrieden sind, das ist wichtig, richtig und gut. Ein Anfang.
Hier einige Ausschnitte aus dem besagten X-enius-Film auf ARTE: Wie sieht eine Schule aus, in der man gerne lernt?
Der Neurobiologe Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther darf beim Thema Schule nicht fehlen
„Man muss dazu sagen: Das Hirn ist kein Muskel. Den kann man nicht trainieren. Das Hirn merkt sozusagen, ob es ihm wichtig ist oder nicht. Und wenn es eben nicht wichtig ist, wirds auch nicht verankert.
Und das wiederum hat zur Folge, dass es sehr viele Schüler an unseren Schulen gibt, die zwar gute Noten haben, die aber kein Interesse daran haben, was sie da gelernt haben. Das ist das Schlimmste, das einem überhaupt passieren kann. Ich würde sogar sagen, das ist das Furchtbarste, das ein Schulsystem überhaupt hervorbringen kann: Junge Menschen, die ihre Leidenschaft verloren haben. Die nur noch eine Leidenschaft kennen – eine gute Zensur zu kriegen.“
Gerald Hüther
Schulleiterin & Bildungsinnovatorin Evangelische Schule Berlin Zentrum Margret Rasfeld
„Bestimmte Essentials sollte man im 21. Jahrhundert an Schulen im Blick haben. Dass man Kindern wirklich ganz viel zutraut, dass sie kompetent sind, dass sie nicht immer betüttelt werden müssen und dass man lernt durch Erfahrung und an Herausforderung … und im Leben. Dass wir uns davon ablösen, dass man wirklich lernen könnte – nachhaltig lernen könnte – in dem man sich Wissen reinstopft. Und dass der Lehrer nicht der Wissensvermittler ist, sondern der Lernbegleiter, der Coach.
Wir richten uns erstmal nach dem Kernauftrag von Schule, der wird oft vergessen bei Schulbüchern und Baccalauréat. Der Kernauftrag von Schule ist, den mündigen Bürger zu unterstützen. Der sich einsetzt für Demokratie, für Veranwortung, für Ökologie, für Frieden, für Gemeinsein.“
Margret Rasfeld
Der Franzose Andre Stern war nie in einer Schule
„Ich kenne eigentlich diese Unterteilungen nicht: Erwachsen, Kind, gut, schlecht, Freizeit, Job, Urlaub; und vor allem diese Unterteilung nicht, die ich für so absurd, so unnatürlich halte: spielen und lernen.“
André Stern
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