Fit for Fat

Fit for Fat

Väter haben es nicht leicht, vielen kommen die Tränen, wenn sie das lesen. Wenn wir einen Augenblick verdrängen, was Mütter immer noch alles leisten (müssen) und dass die Gleichberechtigung im Staate Dänemark immer noch faul ist, werden wir Väter immer mehr eingebunden in das Funktionieren unserer Familien. Wir wollen das ja auch: Kinder zur Schule bringen und vom Sport abholen, Reparaturarbeiten am Frauenfahrrad erledigen und nebenbei noch Geld verdienen. Da bleibt nicht viel Zeit für Sport. Möglicherweise machen sich diese Umstände dereinst an Körper und Geist bemerkbar.

Da man auch als Vater nicht jünger wird, nimmt also langsam der eigene Umfang zu. Das wäre ja nicht weiter schlimm – wenn es an den richtigen Stellen geschähe. An den Oberarmen etwas oder den Schultern. Stattdessen sagt ein seltsames genetischen Programm: Nee, langweilig, alles zum Bauch! Und lagert so überschützige Kalorien vor dem eigentlichen Körper ab. Bei Männern am Bauch, bei Frauen an Bein und Popo. Was da hilft ist natürlich, die Kalorien zu reduzieren. Da dies kaum möglich ist, weil Essen zuweilen als einziges, echtes Vergnügen überlebt, bleibt nur, die überzählige Energie zu verbrennen. Mit Bewegung. Aber:

Sport ist Mord

Wenn der Bewegungsmangel im Büro und die fehlende sportliche Aktivität sich erst einmal festgesetzt haben, schauen wir doof aus der Wäsche. Aber die Veränderung am Vorderkörper zu beobachten reicht nicht aus. Man muss sie auch akzeptieren. Da es jedoch keine Männerkurse gibt, die „Ich stehe zu mir“ oder „Fit for Fat – Bauch mit Würde ist auch erotisch“, scheucht uns ein schlechtes Gewissen in die Muckibude. Oder ins Fitnessstudio oder wie immer es heißt. Hier werden wir Männer dann auf geklärt:

„Jeder Mann muss sich überwinden und regelmäßig Sport treiben, um eine Wirkung zu erzielen. Ihren Bodymaßindex können wir dramatisch verbessern. Doch die Veränderung fängt bereits bei der Ernährungsumstellung an. Wenn die Pfunde verschwinden sollen, müssen Sie Ihre Ernährung kontrollieren. Immerhin nimmt man durch 100 Gramm Chips schon 500 Kalorien zu sich. Um diese wieder loszuwerden, müssten Sie eine halbe Stunde recht flott laufen oder fast eine Stunde Rad fahren. Erst nachdem Sie wirklich alles im Blick haben, was Sie zu sich nehmen, wird es Zeit für Fitness.“

Oder so ähnlich. Dabei interessiert den Mann – oder Familienvater oder nicht – eigentlich nur eins:

Muskelaufbau

Hier geht es nicht mehr um Spaß, sondern um „Sport“. Wir wollen was erreichen. Ein besseres Aussehen, wir wollen attraktiver werden. Wozu auch immer. Wir wollen nicht altern, wir wollen jung bleiben und jung und dynamisch aussehen. Das ist das Ziel und nur durch klare Zielsetzungen, überwindet man den inneren Schweinehund, den ein geheimer Magnet vor den Fernseher auf die Couch zieht.

Muskeln aber bauen sich nicht von alleine auf. Einerseits muss man sie reizen, andererseits gut ernähren. Nein, nicht dopen, ernähren. Mit Eiweiß. Entsprechende Mischungen und Präparate finden wir im Internet. So gibt es Whey Proteine bei Body Attack und anderen Anbietern. Whey Proteine ist kein amerikanisches Filmsternchen, sondern der englische Name für „Molkeprotein“, also Milcheiwiß.

Wenn wir das haben, lesen wir endlich auch das „Kleingedruckte“ in den entsprechenden Ratgerbern: „Wenn Sie bei geringem Zeitaufwand effektiv fit bleiben wollen, gibt es nur eine Königsdisziplin: Jogging. Beim Laufen wird nämlich innerhalb kurzer Zeit viel Energie verbraucht. Sehr viel. Alles, was man dazu braucht, sind eine Straße, ein Paar Laufschuhe, eine bequeme Hose und ein altes Shirt. Die Kosten halten sich also auch in Grenzen. Nach anfänglichem Unmut stellen sich außerdem meist schnell Glücksgefühle ein. Die Ausdauerleistungsfähigkeit verbessert sich und es kommt wieder Spannung in den erschlafften Körper, sodass man sich nach ein paar Testläufen erstaunlich beschwingt und ausgeglichen fühlt. Der Spaßfaktor ist beim Jogging also ebenfalls gegeben. So werden Sie garantiert bald wieder ein besseres Körpergefühl erreichen – und das ohne viel zeitlichen oder finanziellen Aufwand.“

Also, mir macht Laufen überhaupt keinen Spaß, ich finde es gnadenlos langweilig. Außerdem filtere ich nur ungern die Autoabgase aus der Stadtluft. Mir schlägt es auf die Knie, die durch die doofen Laufschuhe auch nicht entlastet werden – im Gegenteil, das würde das Barfußlaufen. Und dass sich „schnell Glücksgefühle“ einstellen, halt ich für eine Mär, ein Gerücht. Gilt vielleicht für Langstreckenläufer und Marathon-Junkies ab einem gewissen Punkt. Für die Runde um den Block, für eine halbe Stunde Kalorienverbrauch darf man eine Überschwemmung durch Glücksbotenstoffe jedoch nicht erwarten.

Aber das mit dem Muskelaufbau, das klingt interessant. Vielleicht kann man die Muskeln ja so groß werden lassen, dass sie endlich zum Bauch passen. Das müsste man nicht abnehmen und wir wären Fit for Fat.

© David Sacks/David Sacks/Thinkstock

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