Gewalt gegen Frauen ist weltweit alltäglich und vielfältig. Der letzte grausame, traurige Höhepunkt der Gewalt gegen Frauen und Mädchen war die brutale Vergewaltigung in Delhi (Indien), die die junge Frau nicht überlebte. In Deutschland führten wir die verunglückte die #Aufschrei-Debatte. In meinem Umkreis habe ich bei diesem Thema eine Tote (darüber möchte ich jetzt nichts weiter erklären) zu beklagen und ein Mädchen, das mit 13 Jahren von dem Vater ihrer Freundin missbraucht, also vergewaltigt wurde. Sie übernachtete bei ihrer Freundin, als sich deren Vater zu ihr ins Bett schlicht und sich über sie hermacht. Was danach geschieht, ist üblich: Schweigen, leiden, verdrängen. Der Täter lebt sein Leben weiter, als wäre nichts geschehen, das Opfer hat allein die Probleme und Schwierigkeiten, den Weg in ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu finden. Gibt es eine Chance, den Täter dran zu kriegen?
Schwierig. Bisher wurde – wie üblich aus Scham und Angst – nichts unternommen gegen diesen … Verbrecher. Ein Familienvater, ein Vater einer Tochter, missbraucht ein Mädchen, das seine Tochter sein könnte. Im eigenen Hause. Wir brauchen uns nicht darüber zu unterhalten, wie gestört das ist. Selbst wenn Alkohol im Spiel gewesen wäre, braucht es schon einen mächtigen Hackenschuss, eine ausgewachsene Persönlichkeitsstörung, um ein minderjähriges Mädchen zu vergewaltigen. Wobei das Wort „Vergewaltigung“ die subtile Gewalt, die da nachts über das nichtsahnenden, hilflose schockstarre Mädchen hereinbricht, nicht kennt. Eine solche Tat braucht eine scharfe Bestrafung des Täters. Aber wie kriegt man ihn dran.
Nebenbei bemerkt, ist eine die laute Aufschrei-Debatte im Netz in solchen Fällen eher kontraproduktiv. Denn sie erzeugt weitere Angst. Außerdem ist der Missbrauch eines minderjährigen Mädchens etwas ganz anderes, als plumpe oder auch erniedrigende Anmache. Aber das nun am Rande.
Offenbar ist es so, dass diese Taten nicht so leicht verjähren. Zwischen 10 und 20 Jahre ist die Frist für die Verjährung von Kindesmissbrauch. Ob die betroffene, jetzt junge Frau, sich dazu durchringen wird? Momentan sieht es nicht danach aus. Knapp 10 Jahre nach dem (einmaligen) Vorfall, entschloss sie sich nun endlich, eine Therapie zu machen und begibt sich in eine psychosomatische Klinik. Dabei zetert sie natürlich mit ihrem Schicksal, da sie als Opfer die Schmerzen hat – und nicht der Täter. Sie hat die Probleme mit sich und ihrem Leben und nicht, dieser hässliche, rücksichtslose, brutale Vater, der sich hinter der Maske eines normalen Familienvaters verbirgt. Das ist ungerecht. Und wir müssen sehen, ob wir den Kerl nicht doch irgendwie dran kriegen. Aber es hilft nichts. Es gilt jetzt nach vorn zu schauen, die Geschichte so zu verarbeiten, dass sie nicht mehr zwischen ihr selbst und ihrer Zukunft stet. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan.
Aus meiner Sicht – der Sicht eines Vaters einer kleinen Tochter – geht es weiterhin darum, dass Bewusstsein für Gewalt zu schärfen. Insbesondere der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Gewalt ist ein sehr subtiles Thema, da Gewalt nicht zwangsläufig laut und tödlich sein muss. Es gibt sie auch leise, verdeckt, „normal“, kulturell akzeptiert. Unsere „Leistungsgesellschaft“ fusst auf einer Kultur der Gewalt – aber das würde jetzt zu weit führen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen fängt im Kleinen an – man hätte sich einen „Stammhalter“ gewünscht, die Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen und Mütter etc. Auch wenn in dieser unsäglichen #Aufschrei-Debatte einige falschen Aussagen gemacht wurden, geht Gewalt überwiegend von den Männern aus. Sie sind es, die ihre Frauen erschlagen, erwürgen, erstechen und erschießen. Die gestörte und fehlgeleitete Männlichkeit ist immer noch das eigentliche Problem. Aber wir sind schon auch ein gutes Stück vorangekommen.
Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang betrifft die Frau dieses Kinderschänders. Merkt sie nichts, weiß sie nichts? Was mag sie an dem Mann? Was ist sie für eine Frau? Es ist doch wahrscheinlich, dass der Vater auch über seine Tochter hergefallen ist. Was geschieht WIRKLICH in dieser Familie, wie ist es zwischen ihm und ihr, der Partnerin, der Mutter und Frau? Das würde mich interessieren …
Foto: Bestimmte Rechte vorbehalten von Brittany Greene