Schule fand ich insgesamt gar nicht gut. Hat mir keinen Spaß gemacht, mir auch nicht wirklich geholfen. War Kacke. Aber richtig übel fand ich die Bundesjugendspiele. Man machte irgendetwas vollkommen Absurdes, Spaßloses und Unsinniges in einem Wettkampf gegen die Klassenkameradinnen, und bekam am Ende irgendeine blödsinnige Urkunde. Du glaubst doch nicht, dass ich mich über diesen Mist gefreut habe?! Die Urkunde war bedeutungslos, weil gelogen und geheuchelt, sinnlos; die Veranstaltung zwanghaft und ein Grauen. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen könnte beim Gedanken an die Bundesjungendspiele.
Eigentlich müsste man sagen: ich kann gar nicht so viel laufen, wie ich auf die Fresse fallen müsste, bei dem Gedanken an den Krampf dieser Zwangswettkämpfe einmal im Jahr in der Schulzeit.
Für meine Tochter habe ich mir vorgenommen, dass sie von mir jede Entschuldigung erhält, um nicht an diesem heillosen Quatsch teilnehmen zu müssen. Wir saugen uns irgendwas aus den Fingern. Es sei denn – natürlich – ist hat Spaß an diesem Unfug.
Leichtathletik? Wer braucht so etwas? Wer macht so etwas? Niemand. Also, ich meine aus meinem Freundkreis nicht einer. Keiner hat Spaß an diesem Scheiß. Und wenn jemand Freude daran hat, soll er es doch machen, hat doch keiner was dagegen. Aber wenn sie uns zwingen, um die Wette zu laufen, zu springen und zu werfen – was soll den das? Mich interessiert es nicht eine Minute, ob ich hier besser, schneller, höher oder weiter bin als meine Freunde und Mitschülerin. Ich finde das grundsätzlich Scheiße. so geht es mir im Übrigen auch mit Bodenturnen oder turnen überhaupt. Was für ein Schwachsinn. Und dazu noch lebensgefährlich.
Laufen ist das Langweiligste, das ich mir vorstellen kann. Weitsprung das Sinnlosteste. Und Weitwurf das Beknackteste. Wenn es wenigsten um etwas gehen würde, wenn es ein Spiel wäre. Verstecken, Fußball – ich war super in Fußball, der Beste, es hat mir extrem viel Spaß gemacht und bin gerannt wie ein Verrückter! Was brauche ich da noch Leichtathletik – Geländekaraoke oder wie das heißt. Ich meine Schnitzeljagd im Gelände, in der Feldmark. Und dann kann man irgendeinen Scheiß gewinne, Kino, Pommes, Helge-Schneider-Konzert. Aber nein. Sport, Leichtathletik und Turnen gehören zu den ernstesten Dingen auf dieser Welt, die man betreiben kann. Da führt Lachen schon zum Abzug in der B-Note.
Ich recherchiere das nicht (siehe unten ;-), aber für mich sind Bundesjungendspiele etwas Ewig-Gestrigen, haben die Nazis erfunden oder Turnvater Jahn. Mir egal. Aber es ist nichts Schönes, Neues, Modernes, Cooles, Gutes, Gemeinsames, Begeisterndes und Wundervolles. Es ist Schrott.
Das Neueste vom Neusten vom Bundesjugendkrampf
Sie versuchen jetzt die Sache zu entkrampfen. Wer eigentlich, wer versucht das? Das Groß der Betroffenen wird nicht befragt. Die „Kommission Sport“ (SpoKo) der Kultusministerkonferenz (KMK), hat dennoch weise beschlossen, „dass es den klassischen Wettkampf ab dem Schuljahr 2023/2024 nicht mehr geben wird.“ Puuuuh. Endlich. Hat nur gefühlt Hundert Jahre gedauert bis Einsicht und Menschlichkeit in die „Kommission Sport“ eingefahren ist.
ZDF heute schreibt: „Wettbewerb“ soll „Wettkampf“ ersetzen – Normgrößen entfallen
Er wird durch den „Wettbewerb“ ersetzt und gilt für die Klassenstufen 1 bis 4 in den Grundsportarten Leichtathletik und Schwimmen. Beim Gerätturnen können die Schulen dagegen weiterhin entscheiden, ob die Sportart als Wettkampf oder Wettbewerb stattfindet.“
Man hofft dadurch, die Kinder würden mehr Spaß am Sport entwickeln. Ach, du Scheiße, kann ich da nur sagen! Da hofft ihr drauf? Warum belohnt ihr das nicht, warum fördert ihr das nicht. Es gibt so viele Bewegungstrainings – Sport, von mir aus – die allen großen Spaß machen können, die einen Bezug zu ihrem Erleben, ihrem Körper und ihrer Lebenswelt haben. Wie wäre es mit Tanzen? Hip-Hop, Jazz, Funk, House, Salsa, Swing? Oder Beachvolley-Ball? Skaten, Capoeira, Krafttraining, Yoga von mir aus.
Auf solch coolen, körpernahen Bewegungsspaß kommen die nicht, die Lehrerinnen und die Kommissionen, die Konferenzen und Leistungssportler. Das passt nicht in die Box der Leistungsorientierung in Sport und Schule. Was für ein Armutszeugnis.
Als Lesetipp empfehle ich euch den Beitrag von Eiken Bruhn bei TAZ-Online:
„Bundesjugendspiele gehören abgeschafft – traumatisches Ereignis“
Ja, diese Bundesjugendspiele, die es in dieser harten Form vermutlich nur in Deutschland und in militaristischen Autokratien gibt, können junge Menschen traumatisieren. Daran kann kein Zweifel bestehen.
Dagegen ist das Interview in der FAZ mit der „Sprinterin und Lehrerin Carolina Krafzik“ ein einzig Katastrophe. Da wird nicht in Betracht gezogen, dass es für viele Kinder einfach richtig schrecklich und furchtbar ist, nicht nur an den Bundesjugendspielen teilzunehmen, sondern zu Leichtathletik und Bodenturnen gezwungen zu werden. Weil hier der Körper beteiligt ist und der Staat sich anmaßt, ihn zu Formen und ihn zu Leistungen zu zwingen, besteht hier ein Übergriff. Wir sind nur nicht gewohnt so zu denken.
Die Schule funktioniert grundsätzlich mit Übergriffen, ob körperlich, wie im Sport, oder seelisch-geistig. Mit Übergriff ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und die Unversehrtheit des Individuums gemeint. Die Menschen, die Kinder sollen geschützt und gefördert, und nicht gezwungen und traumatisiert werden. Es wird die Zeit noch kommen, wo die Gesellschaft das endlich versteht. Aber das wird. Die Schule muss anders gedacht und aufgestellt werden. Das verstehen die meisten Eltern noch nicht. Entweder es ist ihnen egal oder sie brauchen unbedingt Umwelt-Ingenieure, Sozialpädagogen und Juristen oder sie sind von Ehrgeiz, dem eigenen Haus und den Skiferien auf den Malediven zerfressen.
Unsere Gesellschaft und damit auch unsere Schule, wir alle, aber insbesondere unsere Kinder verdienen mehr Menschlichkeit, mehr Liebe, mehr Akzeptanz, mehr Entfaltung. Die althergebrachten Bundesjugendspiele widersprechen dieser Zukunftsvision und stehen einer humanen, freien Schule, die wirklich versucht, allen gerecht zu werden, hart und unbeugsam entgegen. So braucht uns nicht wundern, nicht eine einzige Sekunde lang, das die Welt ist wie sie ist, das niemand aufgrund des Klimawandels oder des Krieges auf irgendwas verzichten will. Schon gar nicht auf den eigenen Ehrgeiz, nicht auf das Haus und nicht auf die Karriere und die Anerkennung der anderen Pappnasen.
Ein Trauerspiel. Und das alles kulminiert wie die Faust aufs Auge in den Bundesjugendspiele. Diese gehören nicht nur abgeschafft, sie gehören ins Museum. Oder noch besser: ins Gefängnis! 😉
Die Bundesjugendspiele: Tradition und Kritik
Die Bundesjugendspiele sind ein fester Bestandteil des deutschen Schulsports und werden jährlich an Schulen im ganzen Land ausgetragen. Ursprünglich ins Leben gerufen, um die körperliche Fitness und den Teamgeist der Schülerinnen und Schüler zu fördern, sind die Spiele mittlerweile zu einer langjährigen Tradition geworden. Doch wie bei vielen Traditionen gibt es auch hier Kritikpunkte, die auf lange Sicht für Diskussionen sorgen.
Die Idee der Bundesjugendspiele ist sicherlich lobenswert. Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen treten in verschiedenen Disziplinen wie Laufen, Springen und Werfen an, um ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Dies fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch den Teamgeist und den Ehrgeiz der jungen Menschen. Die Teilnahme an den Spielen kann für viele Schülerinnen und Schüler ein erhebendes Erlebnis sein und ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Schule vermitteln.
Trotz dieser positiven Aspekte gibt es jedoch einige langanhaltende Kritikpunkte, die die Bundesjugendspiele begleiten. Einer der Hauptkritikpunkte betrifft die Art und Weise, wie die Schülerinnen und Schüler bewertet werden. In vielen Schulen werden die Leistungen nach starren Normen bewertet, was dazu führt, dass nicht jeder Schüler und jede Schülerin die gleichen Chancen hat. Dies kann demotivierend sein und das Gefühl der Ungerechtigkeit verstärken.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Tatsache, dass die Bundesjugendspiele oft von Lehrkräften und Eltern stark in den Vordergrund gestellt werden, was den Druck auf die Schülerinnen und Schüler erhöhen kann. Dies kann dazu führen, dass der Spaß am Sport verloren geht und stattdessen der Fokus auf Siegen und Verlieren liegt.
Die Bundesjugendspiele sind auch in Bezug auf Geschlechterstereotypen kritisiert worden. Traditionell sind die Disziplinen aufgeteilt in „männliche“ und „weibliche“ Kategorien, was dazu beitragen kann, stereotype Vorstellungen von Geschlechterrollen zu verfestigen.
Trotz dieser langanhaltenden Kritikpunkte sind die Bundesjugendspiele nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des deutschen Schulsports. Viele Schulen haben begonnen, die Bewertungskriterien zu überdenken und den Fokus auf den Spaß am Sport zu legen. Es ist wichtig, dass die Spiele weiterhin so gestaltet werden, dass sie die körperliche Fitness und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler fördern, ohne unnötigen Druck auszuüben oder Geschlechterstereotypen zu verstärken.
Insgesamt sind die Bundesjugendspiele ein ambivalentes Ereignis in der deutschen Schullandschaft. Sie bieten die Möglichkeit, die körperliche Gesundheit und den Teamgeist zu fördern, müssen jedoch sorgfältig gestaltet werden, um die langanhaltende Kritik zu adressieren und sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler gleiche Chancen haben und den Spaß am Sport bewahren.
Foto: (C) Michael Beat (Schweiz) – CC BY 2.0