Alles Vollidioten außer dir? Wie geht ein kluges Streitgespräch? Schon mal darüber nachgedacht? Spätestens seit der Coronakrise, mit ihren Schwurblern und Maulhelden ist auf der Tagesordnung, wie man mit schwierigen Menschen so streitet, dass auch etwas dabei herauskommt. Dazu muss man die „wahren Gründe“ für Meinungsverschiedenheiten verstehen. „Ein Crashkurs in Vernunft“ klärt auf.
Sind nicht besonders wir Männer anfällig für Klugscheißerei, Besserwisserrei und scheinbare Rationalität in der Argumentation? Was ist eigentlich „Vernunft“ und wie erkennen wir, dass wir vernünftig sind? An Fakten? Und was ist mit den alternativen Fakten?
Im Zeitalter der Polarisierung und des digitalen Diskurses lädt ‚Die Kunst des klugen Streitgesprächs‘ zu einer fesselnden Reise in die Welt der Kommunikation und Meinungsbildung ein. Autor Reto U. Schneider entfaltet, wie unsere Meinungen oft mehr über unsere Identität als über die Fakten aussagen. Er taucht tief in die Psychologie hinter unseren Überzeugungen ein und enthüllt, warum wir so leidenschaftlich an ihnen festhalten – selbst wenn sie von der Realität abweichen.
Ist es nicht ein verbreiteter Gedanke, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn bestimmte Menschen ihre Ansichten ändern würden? Und fällt uns dabei auf, dass wir uns selbst selten zu dieser Gruppe zählen? Sind wirklich alle anderen die Idioten, außer du selbst?
Ein aufschlussreiches Experiment aus Israel beleuchtet tief verwurzelte Schwierigkeiten in uns
„Die Kunst des klugen Streitgesprächs“ erscheint in einer zweiten Auflage und gewinnt aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten an trauriger Relevanz. Reto U. Schneider, der Autor, beleuchtet nicht nur gängige Denkfehler in Diskussionen, sondern untersucht auch ein Phänomen, das gerade besonders offensichtlich wird: Warum sind intelligente, gebildete und gutmeinende Menschen in wichtigen Angelegenheiten so grundlegend unterschiedlicher Meinung, dass sie sich gegenseitig Ignoranz, Dummheit und Täuschung vorwerfen?
Die Antwort darauf ist komplex: Unsere Meinungen sind ein Ausdruck unserer Identität und nicht nur einfache Ansichten. Sie zeigen, wer wir sind und welcher Gruppe wir uns zugehörig fühlen. Wenn unsere Meinungen herausgefordert werden, fühlt es sich an, als würde unsere gesamte Persönlichkeit infrage gestellt.
Interessanterweise formen wir oft eine Meinung, bevor wir uns umfassend informiert haben. Danach suchen wir gezielt nach Informationen, die unsere Ansicht stützen. Dies führt zu der falschen Annahme, dass die von uns gefundenen Fakten auch andere überzeugen müssten.
Das Buch enthält ein bemerkenswertes Experiment aus den 1990er Jahren in Israel, das die irrationale Entstehung von Meinungen illustriert. Dabei wurden israelischen und palästinensischen Studenten Friedensvorschläge präsentiert, wobei die Urheber vertauscht wurden. Die Studenten bevorzugten überraschenderweise die Vorschläge ihrer Gegner, sobald diese als eigene ausgegeben wurden. Dies zeigt eine der größten Herausforderungen in Friedensverhandlungen: Entscheidend ist oft weniger der Inhalt eines Vorschlags als vielmehr, wer ihn unterbreitet.
„Die Kunst des klugen Streitgesprächs“ bietet neben praktischen Tipps für besseres Debattieren, untermauert durch Beispiele aus der Bibel, Facebook und der TV-Serie „Big Bang Theory“, auch Einblicke, warum rationale Diskussionen ihre Grenzen haben. Ein Buch, das hilft, die Komplexitäten heutiger Debattenkultur besser zu verstehen.
Ein besonderes Buch, das gerade angesichts der vielen (politischen) Konflikte, von Klimakrise, Ukrainekrieg bis zu Gaza, passt, wie die Faust aufs Auge. Es ist sehr gut geschrieben, absolut unterhaltsam und sehr hilfreich, die nächsten Debatten konstruktiv zu verstehen. Verstehen ist das Zauberwort in der „Kunst des klugen Streitgesprächs“.
Die Kunst des klugen Streitgesprächs – Wer diskutieren will, sollte diese Regeln kennen! Ein Crashkurs in Vernunft
von Reto U. Schneider
160 Seiten, Kösel-Verlag (2023)
ISBN 3466348013
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Reto U. Schneider, der als stellvertretender Chefredakteur für das NZZ Folio, das Magazin der Neuen Zürcher Zeitung, tätig ist, bringt eine beeindruckende journalistische Karriere mit sich. Er absolvierte ein Studium der Elektrotechnik an der ETH Zürich und vertiefte seine Kenntnisse als Knight Science Journalism Fellow am MIT in Cambridge, USA. Sein Werk über außergewöhnliche Experimente, das zu einem internationalen Bestseller wurde, ist in mehrere Sprachen übersetzt worden.