Solidarität & Gemeinschaft: Keine Unterstützung für Einzelkinder durch andere Familien

Einzelkinder: Ratschlagendes Kind auf einem Rasen mit einem weiteren Kind im Hintergrund

Gerade jetzt kommt es mir wieder hoch: Niemand interessiert sich für den anderen, den nächsten, andere Familien, die vielleicht etwas Unterstützung bräuchten. Oder sagen wir: Kaum jemand. Man übersieht die Einzelkinder und deren Situation sehr schnell. Alle sind mit sich selber beschäftigt und kümmern sich nicht um Menschen, die vielleicht etwas Menschlichkeit brauchen könnten. Das gilt übrigens auch für Trennungskinder.

Was brauche Einzelkinder und Trennungskinder? Richtig: Gemeinschaft, Freundschaft, Solidarität, etwas Aufmerksamkeit und Zuneigung. In unserem Fall ist das sehr rar, äußerst spärlich gesät und das belastet mich. Es belastet offenbar weniger die Tochter, als mich als Vater. Aber wer weiß das schon? Sie geht anders damit um, ist sehr resilient. Aber vielleicht arbeitet da etwas in der Tiefe in ihr, vielleicht zeigt sich der Schmerz über diese Corona-Isolation erst später. Vielleicht hat sie den auch gar nicht, aber das glaube ich nicht. Sie ist 11 und damit Teen, Teenies fehlt die Gemeinschaft, die sie in der Schule haben, ihren fehlen ihre Freunde in der Isolation der Coronakrise.

Ich hatte ja beschrieben, dass die Tochter seit Weihnachten ein eigenes Smartphone hat und dass sich das jetzt in der Krise auszahlt. Auch bei mir im Hinterhof kann sie mit zwei Mädchen aus der Nachbarschaft hin und wieder spielen. Aber das ist selten genug.

Seit Ende letzten Sommers ist sie in der neuen Schule in der 5. Klasse. Die Freundschaften, die Beziehungen sind noch nicht richtig gefestigt und es gab auch schon einige Schwierigkeiten. Meine Kleine ist zwar tapfer und sehr stabil und findet auch relativ schnell neuen Anschluss, neue Freundschaften. Aber einige Kinder sind eben ziemlich hart und nicht sehr einfühlsam. Wie gesagt: Nicht alle, aber die meisten. Mein Kind ist sehr sensitiv und eher schüchtern, redet aber gern und legt viel Wert auf Freundschaften. Sie steckt es weg, wenn andere Mädchen rau und abwertend mit freundschaftlichen Beziehung umgehen, gerade wenn die meist keine Einzelkinder sind.

Was geschieht mit diesen Einzelkindern? Viele Wochen ohne Schule, ohne ihre Freundinnen in der Coronakrise sind eine echte Belastung. Jedenfalls aus meiner Sicht. Die Kinder machen aber genau das, was man in einer solchen Isolation nun einmal so tut: Fernsehen, YouTube, tik tok und am Handy spielen. Ich finde es nicht sehr gesund, es ist ständiges sitzen, ständig virtuell, das ständige Beobachten anderer Leben.

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Einzelkinder laufen oft unter dem Radar

Wenn es mir nicht so gut geht und ich sehe, dass meine Kleine kaum Kontakt zu ihres Gleichen hat. Wenn ich nicht weiß, wie ich ihr helfen kann in dieser Coronakrise, wenn ich mich also hilflos fühle und glaube, dass das eigentlich andres sein müsste, kommt dieses Problem in den Fokus. Und ich bin sehr enttäuscht von meinem Mitmenschen, den anderen Familien, die offensichtlich gar nicht auf die Idee kommen, dass man Eltern mit Einzelkindern mal fragt, wie es ihnen geht und ob man sich mal verabreden kann. Natürlich nicht während des Lockdowns. Obwohl Kinder in diesem Alter auch sehr diszipliniert spielen können und die Abstandsregel einhalten können.

Wir sind leider nur eine kleine Familie. Und wir sind getrennt. Die Großeltern meinen Tochter sprechen kein Wort mehr mit mir seit dem fatalen Konflikt im Familiengericht um eine angemessene Umgangsregelung. Aber auch das interessiert die anderen Familien, die wir aus der Schule kennen, die Eltern der Klassenkameradinnen meiner Tochter nicht. Und wenn, wissen sie nicht, wie sie damit umgehen sollen. Und wenn, verstehen sie nicht, dass Trennungsfamilien mit Einzelkindern darauf angewiesen sind, dass man sie einbindet, auf sie zugeht, sie integriert. Zumindest die Kinder. Alles weitestgehend Fehlanzeige.

Das war schon damals in der Grundschule sichtbar. Da standen noch nicht die Beziehungen, also die Freundschaften der Tochter im Fokus. Sonder die angespannte Lage innerhalb der Trennungsfamilie und dass man benachteiligte Eltern derart in die Klassengemeinschaft einbezieht, dass die bei Gelegenheit vielleicht bevorzugt werden und auch hier Extrazeit mit ihren Kindern bekommen. Aber auch hier lief gar nix dergleichen. Es interessierte schlichtweg niemanden und wer will hier schon Forderungen stellen. Ich beobachte lieber und stelle mir die Frage, was ich tun würde. Ich würde den Familien helfen, fragen, Gelegenheit bieten, Verabredungen treffen, Mitgefühl zeigen. Es zeigt auch einige wenige Mitgefühl, aber Taten folgten daraus nicht.

Werte brauchen Taten – gerad Freundschaften

Die Spaltung unserer Gesellschaft, davon bin ich fest überzeugt, fängt hier in den Familien an. Wenn wir uns nicht gegenseitig unterstützen, uns helfen, fragen, interessieren füreinander, dann ist das keine gesunde Entwicklung. Und wir sehen es ja, dieses Gegeneinander überall. Klar, es gibt eine Gegenbewegung, einige Gegenbewegungen und ich trage meinen Teil dazu bei, die Ignoranz und Gleichgültigkeit im Zusammenleben in den Ballungszentren, den großen Metropolen dieser Welt im Kleinen abzubauen. Im Kleinen.

Fragen wir also unsere Nächsten, ob sie Zeit haben, sich treffen und verabreden wollen. Ich tue das, finde mich nicht mit der Hilflosigkeit – oder der Opferrolle ab, sondern werde initiativ und versuche, meiner Tochter zu helfen. Ich würde gern allen Einzelkindern helfen, in dem ich das Bewusstsein für die Problematik schärfe. Klar, es geht nicht allen gleich, nicht alle brauchen gleich viel sozialen Kontakt. Wir aber schon. Und ich kämpfe gegen die Gleichgültigkeit und fordere alle Eltern auf, sich um die Nachbarn und die Freundschaften ihrer Kinder zu kümmern. Einzelkinder und Trennungsfamilien im Kleinen mit Zeit und Aufmerksamkeit – und ohne Angst – zu unterstützen. Werte muss man auch mal mit Taten füllen, man kann sich nicht immer verstecken hinter den Anforderungen des modernen Lebens – Zeitmangel und Stress – sondern muss versuchen, diese Dinge aktiv anders zu gestalten. Also los – helfen wir einander. Jetzt. Sofort.

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