Der Titel Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. verspricht sehr viel. Blicken wir Eltern endlich durch bei der Social-Media-Nutzung unserer Kids? Können wir endlich wissen, was zu tun ist, was richtig ist? Beruhigt es unsere Ängste vor den Datenkraken oder Pädophilen im Netz? Hält das Buch, was es im Titel verspricht? Darauf versuche ich hier eine Antwort zu geben.
Es ist nicht ungewöhhnlich, dass Eltern ihren Kindern die Mediennutzung bis weit in die Pubertät hinein verbieten oder stark beschränken. Fernsehen ist davon genauso betroffen, wie Handynutzung. Wobei man eher Smartphones sagen sollte, denn nur auf Smartphones laufen die Apps, von denen hier die Rede ist. Ein „normales Handy“ bekommen die Kinder schon im Alter zwischen 8 und 10 oft, weil der Schulweg zu weit ist. „Schlüsselkinder“ hat man sie früher genannt. Sie müssen mit dem Bus zur Schule und haben zur Sicherheit ein Handys dabei. App-Nutzung ist nicht möglich. Aber auch diese Kinder haben Freunde, die auf mobilen Geräten spielen oder Videos glotzen.
Im Elternrat und im Kreiselternrat ist regelmäßig die sogenannte Digitalisierung Thema. Die Schulbehörde – so heißt das Kultusministerium in Hamburg – betreibt die Digitalisierung in den Schulen weiter voran und entwickelt nach und nach entsprechende Ansätze und Unterrichtskonzepte. Manchmal zum Missfallen einiger Eltern, die mit aller Macht versuchen, die Mediennutzung ihrer Kinder so weit wie möglich hinauszuzögern. Sie hängen einem Entwicklungskonzept an, das dem Medienkritiker und Arzt Manfred Spitzer gefallen könnte, aber mit der Hirnentwicklung oder der Realität eher wenig zu tun hat. Es hat vielmehr mit den Ängsten der Eltern zu tun. Und die sind ja auch nachvollziehbar.
Wobei es zwei extreme Typen von Eltern gibt, zwischen denen wir uns alle verorten können. Die einen, die glauben, ihre Kinder vor den „sozialen Medien“ so lange wie nur möglich bewahren zu müssen, und die anderen, die selber dauernd auf die Smartphone glotzen, gamen, fotografieren und chatten. Alle sind Vorbilder, alle Rollenmodelle. Doch welches ist hilfreich, welches nicht?
Sicher ist, dass die Nutzung von Smartphones, also die Nutzung von Apps und Internet, süchtig machen kann. In bestimmten Lebensbereichen, wie etwas dem Straßenverkehr sogar extrem gefährlich sein kann. Auch was die soziale Komponente angeht, also die Isolation vor den Geräten, die Gefahr der Vereinsamung oder Opfer von kriminellen Machenschaften zu werden, muss ernstgenommen werden. Es ist gut und richtig, dass wir Eltern zusammen mit den Pädagogen über diese Themen reden und streiten, und so zu Lösungen und Erkenntnissen kommen. Nach meiner Meinung dürfen wir das Thma nicht allein den Fachleuten, etwa Neurologen oder Kinderpsychiatern überlassen. Sondern es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, dass wir Eltern uns das Thema aneignen, selber entscheiden und verstehen, was das Beste für unsere Kinder ist.
Medienkompetenz – von Influencern, Kinder- & Jugendschutz, Privatsphäre, Ortungsystemen, digitalem Stress und technischem Fortschritt
Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. beschäftigt sich konkret mit der Mediennutzung, also der Nutzung der im Titel genannten Apps und Dienste durch Kinder und Jugendliche, und nicht mehr mit der Frage, ob diese Medien genutzt werden. Und wie lange ist zu lange?
Das vorliegende Buch greift alle die Themen, die ich bis hier genannt habe auf, und bearbeitet sie. Etwa die Vorbildfunktion der Eltern, der Frage nach der Isolation durch die intensive Nutzung von Smartphones oder mit dem Hinweis, dass es keine allgemeingültige Altersempfehlung für das erste Smartphone gibt. Das Thema an sich ist für die Menschheit entwicklungsgeschichtlich immer noch „Neuland“ und es fehlen noch viele Erfahrungen, Studien und Anpassungsleistungen zur den neuen Technologien.
Da wir sie aber nun einmal haben, müssen wir uns auch damit auseinandersetzen, müssen wir WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. akzeptieren und versuchen zu verstehen. Aus genau diesem Grund ist dieses Buch gemacht und … wichtig.
Leseprobe Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co.
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Zielgruppe: Eltern, Pädagogen, Lehrer und alle, die Kinder und Jugendliche im Social Web begleiten möchten
Eltern nehmen im Zusammenhang mit WhatsApp, YouTube und Co. meist nur die negativen Schlagzeilen wahr und möchten ihr Kind am liebsten davon fernhalten. Doch ein Verbot dieser Angebote ist nicht die beste Option, denn das Smartphone ist aus dem Alltag junger Menschen kaum mehr wegzudenken.
Aufklärung ist also wichtig, denn nur wer versteht, was die sozialen Medien Kindern und Jugendlichen bieten und welche Gefahren sie tatsächlich mit sich bringen, kann seinem Kind bei ihrer Nutzung hilfreich zur Seite stehen. Die Autoren, beide Medienpädagogen mit jahrelanger Erfahrung in der Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen, erklären in diesem Buch, was Eltern, aber auch Lehrer und Pädagogen, dazu wissen müssen:
- WhatsApp und YouTube: Was genau tun Kinder und Jugendliche dort eigentlich?
- Instagram, Snapchat und Co.: Was steckt hinter diesen Angeboten und wo sollte man besonders aufpassen?
- Faszination Gaming: Was wird da gespielt?
- Persönliche Daten, peinliche Fotos und Videos: Wie können Jugendliche ihre Privatsphäre schützen?
- Fakt oder Fake: Wie lernt man den kritischen Umgang mit Inhalten?
- Stress im Netz: Was tun bei Cybermobbing, Hate-Speech und Onlinehetze?
Inhaltsverzeichnis
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Die Autoren
Tobias Albers-Heinemann ist Diplom-Medienberater und Diplom-Sozialarbeiter und arbeitet als Referent für Medienpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit im 2Zentrum Bildung2 der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Die Schwerpunkte des zweifachen Familienvaters liegen in den Bereichen Erwachsenen- und Familienbildung, Medienethik und -recht sowie in der aktiven Medienarbeit.
Im Internet ist der Medienpädagoge unter www.albers-heinemann.de und twitter.com/albersheinemann zu finden.
Björn Friedrich, Medienpädagoge M.A. und ebenfalls Familienvater, arbeitet bei SIN – Studio im Netz in München und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Social Media, Games, mobilen Anwendungen und medialen Lernarrangements. Die aktive Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen zählt ebenso zu seinem Betätigungsfeld wie Informations- und Fortbildungsveranstaltungen für Eltern, Lehrer, Studierende und pädagogisch Verantwortliche.
Online ist Björn Friedrich anzutreffn unter www.björn-friedrich.de und twitter.com/bjoernfr.
Fazit
Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. ist aus meiner Sicht unverzichtbar in jeder Familie. Es benennt die Dinge, wie sie sind und das für jeden nachvollziehbar und verständlich. Es beleuchtet das Thema in der Breite, umschifft aber die Fachidiotie oder manchmal die Debattentiefe, um die Ambivalenz, der sich viele Eltern gegenüberstehen, nicht noch zu verstärken. Jedenfalls interpretiere ich es so. Das Buch ist sehr gut aufbereitet mit den Schaubildern auf der gegenüberliegenden Themenseite, so dass man immer mal wieder reinschauen kann. Vielleicht sogar zusammen mit den Kids.
Das Buch hat einen guten Preis ist auf der höhe der Zeit und beantwortet aus meiner Sicht fast alle Fragen, die Eltern in Bezug auf Smartphone-Nutzung und Social Media so haben. Dabei ist es stets konkret und geizt auch nicht mit Tipps, Ratschlägen und Hinweisen. Was will man mehr? Der O’Reilly muss es ja wissen, ist er doch ein bekannter und thematisch breit aufgestellter Fachbuch-Verlag für alle IT-Themen zwischen Programmierung und Abwender-Bücher. Die Kompetenz und Erfahrung ist also reichlich vorhanden, so dass wir Eltern diesem Buch und seinem Inhalt vorbehaltlos vertrauen können. Und vielleicht gibt es genau aus diesem Grund keine Patentrezepte bei der Nutzung von „WhatsApp, YouTube, Instagram & Co.“. Wer solche sucht, hat das Thema verfehlt. Dieses Buch will konkret aufklären und keine festgeschriebenen Regeln aufstellen. Daher: Absolut empfehlenswert!
Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co.
Buch hier kaufen
von Tobias Albers-Heinemann, Björn Friedrich
318 Seiten, O’Reilly Verlag
ISBN 3960090811
Gebundenes Buch 19,90 Euro
Leseprobe II
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