Umgangsregelung: Die Tochter glaubt an fifty-fifty

Vater und Tochter

Dialog zwischen meinem Bruder und mir bei unserem Familienausflug mit der Oma und seinem neuen Wohnmobil. Er erzählt, er hätte eine Frau kennengelernt, die sich ebenfalls vom Vater ihrer Tochter getrennt hat. Das Paar allerdings macht ganz natürlich „fif­ty-fif­ty“ bei der Betreuung. Ganz normal. Wöchentlicher Wechsel Montag bis Donnerstag.

„Siehst du“, sage ich, „weiß ich doch, viele kriegen es hin und es ist gar kein Thema.“
„Wie bei uns“, sagt meine Maus, „wir machen das ja auch.“

Meine Süße glaubt tatsächlich, dass sie die Hälfte bei mir ist. Stimmt aber nicht, wir sehen uns seit viel zu langer Zeit nur alle 14-Tage und für mich ist das eine schwere Belastung. Aber sie ist zu klein (fast 7), um zu verstehen, was vor sich geht.

Es tut weh, aber es erleichtert. Erleichtert, weil es für die Kleine kein Problem ist, es so zu machen. Sie möchte, wie eigentlich alle Kinder, dass sich die Eltern verstehen und dass sie gleich viel Zeit mit beiden hat. Aber diese Rechnung geht für sie leider (noch) nicht auf. Offenbar hat die Zeit, die sie mit mir verbringt, für sie eine so hohe Qualität, dass es ihr vorkommt, als wäre ich in ihrem Alltag dabei.

Immerhin habe ich es hingekriegt, dass ich mich in ihrem Schulalltag verankern konnte, weil es für sie normal ist, sie nicht anderes kennt, als einen Vater im Alltag. Ich musste diesen Schutz für sie aber durch erheblichen Druck durch das Gericht, die Anwälte und die Kindesmutter aufgeben. Diesen Wahnsinn kann man nicht erklären, diese Sinnlosigkeit kann man nicht erfassen. Aber gut, für meine Tochter hat es funktioniert, das ist die gute Nachricht: Sie glaubt, ihre Eltern machen 50/50.

Kein Wechselmodell, keine Humanität zugelassen in Deutschland

In Deutschland gibt es von Staats wegen her kein Wechselmodell. Argumentiert wird irrational und hinterwäldlerisch: Die Eltern müssen sich einig sein. Was faktisch bedeutet, dass die Mutter sich nur zu verbocken und zu verstocken braucht, sie muss nur jedes Gespräch darüber verweigern und das Wechselmodell – das offensichtlich für sehr viele Kinder und deren Eltern die beste aller möglichen Lebensformen nach einer Trennung ist – fällt aus. Eine Logik die mit der Zunge schnalzen lässt.

Dass es auch anderes, viel besser und friedlicher geht – auch ohne explizites Einverständnis beider Eltern – zeigen jene Länder, in denen das Wechselmodell eingeführt wurde: Belgien, Skandinavien, USA, Kanada …

Für meine Tochter wäre das offenbar eine ganz natürliche Lösung. Sie liebt ihre Mama über alles. Aber sie braucht auch ihren Papa und liebt diesen auch ganz, ganz doll. Ein moderates Wechselmodell wäre bei uns ohne weiteres möglich, ohne große Umstellung der Tochter, ohne Verzicht oder Einschränkungen im Freundeskreis. Allein eine regressive, extrem konservative Sicht auf Beziehungen verhindert dies bisher mit aller Gewalt.

Ich jedenfalls werde mich für das Wechselmodell politisch engagieren. Diese Sache in unsere Schule tragen und ich bin ganz, ganz sicher, dass meine Tochter, wenn sie erwachsen ist, das Wechselmodell gut finden und zur Not auch mit dem Vater ihrer Kinder leben würde. Um den Menschen, die ihr nahe sind, all das Leid und all den Wahnsinn zu ersparen, der über ihre Familie im letzten Jahr hereingebrochen ist.

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Ein Kommentar

  1. Es ist soweit: Das Europarat hat das Wechselmodell in Kraft gesetzt. Resolution 2079 vom 05.10.2015 wovon niemand sprechen will weill die Anwalts- Honorare sonst flöten gehen.
    Liebe Väter, nun ist die Zeit gekommen bis zum Europäisches Gerichtshof für Menschenrechte klagen um endlich Gewalt auf Kinder und Väter einstellen zu lassen!

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