Solidarität sichtbar machen – Der 25. November 2025 als Tag gegen Gewalt an Frauen

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  • Beitrag zuletzt geändert am:26. November 2025
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Orange Day

Für mich ist der TAG GEGEN GEWALT AN FRAUEN (Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen) jedes Jahr ein wichtiger und hervorzuhebender Tag. Ich habe eine Tochter – ihr soll keine Gewalt durch Männer drohen oder geschehen. Meine „große Schwester“ habe ich durch Feminizid verloren. Meine Familiengeschichte ist durchdrungen von Gewalt an Frauen, denkt man nur an die vergangenen Kriege und die Fluchterfahrung. Natürlich sind auch Männern von Gewalt betroffen, traumatisiert durch männliche Gewalt. Aber das soll heute nicht das Thema sein.

Aktuell bin ich immer wieder erschüttert darüber, wie alltägliche – verbale und angedrohte – Gewalt gar nicht als solche wahrgenommen wird. Etwa beim US-amerikanischen Präsidenten und oberstes Arschloch Donald Trump: Er beschimpft, erniedrigt, bedroht Frauen vor den Kameras der Weltöffentlichkeit. Ohne Konsequenzen natürlich.

Meistens sind es Journalistinnen, die sich beschimpfen lassen müssen, manchmal auch Kongressabgeordnete, ehemalige Vize-Präsidentinnen oder Musikerinnen. Trump ist es auch, der Schweigegelder an Frauen zahlte (im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin wurde Donald Trump im Mai 2024 in allen 34 Anklagepunkten für schuldig befunden) der vom Pussy-Grabschen fastelte und in den „Epstein-Files“ breiten Raum einnimt. Ein schlimmer Mensch, ein fruchtbarer Mann, jemand der gewalttätig ist – mindestens verbal. Und der Mörder und Tyrannen huldigt und sich mit ihnen verbündet. Das ist subtile und nachhaltige Frauenverachtung täglich in den Medien.

Warum der Tag gegen Gewalt an Frauen mehr ist als ein Aktionstag

Der 25. November ist ein Tag, an dem wir kollektiv hinschauen. Nicht aus Sensationslust, sondern, weil das Wegsehen die Grundlage dafür ist, dass Gewalt weiterbesteht. Gewalt an Frauen. Viele Frauen erleben Übergriffe nicht in dunklen Gassen, sondern in ihren Wohnungen, in Beziehungen, in familiären Systemen, in Arbeitsumgebungen. Genau dort beginnt das Schweigen, das diesen Tag nötig macht.

Was heute in Deutschland passiert

Orange Zeichen im ganzen Land

Rathäuser, Theater, Universitäten und öffentliche Plätze leuchten in kräftigem Orange. In Hamburg wird eine Orange Bank im öffentlichen Raum platziert – ein Symbol für Sichtbarkeit und Solidarität. Viele Städte hissen Flaggen oder geben Erklärungen ab. Die Signale sind deutlich: Wir stehen am Tag gegen Gewalt an Frauen an der Seite der Frauen, die Gewalt erleben.

Demonstrationen, Bildungsaktionen, Workshops

In Berlin gehen Menschen auf die Straße, weil Schutzräume fehlen und soziale Strukturen ausgedünnt werden.
In Brandenburg startet eine Aktionswoche, die bereits Kinder und Jugendliche in Schulen mit einbezieht.
In südlichen Bundesländern greifen Vereine und Beratungsstellen Themen rund um Partnerschaftsgewalt, digitale Gewalt und Schutzmechanismen auf.
Diese Aktionen am Tag gegen Gewalt an Frauen haben eines gemeinsam: Sie versuchen, die Lücke zwischen politischem Anspruch und realem Erleben zu schließen.

Gewalt wird oft erst dann sichtbar, wenn sie extrem ist

Das Alltägliche, das Wiederkehrende, das Niederschwellige – das bleibt oft unsichtbar. Und so ist es auch mit häuslicher Gewalt. Auch und gerade der psychischen Gewalt. Denn in der Regel ist die physische Gewalt das Ergebnis der psychischen Gewalt gegenüber Frauen. Gewalt wird medial meist erst dann zum Thema, wenn sie außergewöhnlich brutal ist. Für Betroffene aber beginnt sie viel früher, oft leise, schleichend, normalisiert.

Gewalt erscheint als Einzelfall statt als gesellschaftliches Muster

Die Forschung, die am Tag gegen Gewalt an Frauen sehr wichtig ist, zeigt klar: Medien erzählen Gewalt an Frauen gern als abgeschlossene Episode zwischen zwei Personen. Dadurch entsteht der Eindruck, es handele sich um Schicksalsschläge oder private Tragödien – nicht um ein strukturell verankertes Problem.
Doch gerade diese Struktur macht Gewalt so beharrlich.

Täter stehen im Mittelpunkt, Betroffene im Schatten

Ein weiterer Befund zum Tag gegen Gewalt an Frauen: Die Aufmerksamkeit gilt häufiger dem Täter – seiner Biografie, seinen Motiven, seinen Abgründen. Betroffene bleiben oft Randfiguren der eigenen Geschichte.
Das erschwert Empathie, Verständnis und gesellschaftliches Lernen. Und es verdeckt die eigentlich wichtige Frage: Was hätte geholfen? Was hätte verhindert werden können?

Verharmlosende Begriffe verschleiern Verantwortung

Worte wie „Beziehungsdrama“ oder „Familienkonflikt“ entpolitisieren Gewalt.
Sie tun so, als sei etwas Unvorhersehbares passiert. Doch viele Taten folgen einem Muster aus Eskalation, Kontrolle, Abwertung, Isolation. Sprache entscheidet, ob wir Strukturen erkennen – oder vor ihnen davonlaufen.

Herkunftsnarrative verzerren die Realität

Die Analyse zeigt: Wenn Täter Migrationsgeschichten haben, wird Gewalt häufiger im großen Rahmen erklärt – mit gesellschaftlichen, kulturellen oder politischen Bezugspunkten. Bei Tätern ohne Migrationsgeschichte bleibt dieser größere Kontext oft aus. Das schafft ein falsches Gesamtbild. Gewalt gegen Frauen entsteht nicht durch Herkunft, sondern durch abwertende Vorstellungen von Frauenrollen – und die gibt es überall.

Was das für den Aktionstag „Tag gegen Gewalt an Frauen“ bedeutet

Der 25. November sollte nicht nur die Gewalt an Frauen beleuchten, sondern die Zusammenhänge besser begreifen lassen. Die Forschung zeigt, wie tief das Thema mit unserer Kommunikation zu tun hat – wie wir worüber wem erzählen. Gewalt wird nicht nur ausgeübt, sondern eben auch erzählt und damit eingeebnet, verharmlost, gedeckelt, gerechtfertigt, eingesponnen in irgendwas – und manchmal verschwindet sie genau dadurch wieder im Halbdunkel. Daher die Arbeit, all das wieder ans Licht (der Öffentlichkeit) zu holen.

Wenn wir an diesem Tag gegen Gewalt an Frauen orange Fahnen sehen, dürfen wir uns daran erinnern, was wir dringend brauch jenseits der Fahnen und Plakate:

Der Tag gegen Gewalt an Frauen ist nicht nur ein Zeichen, sondern ein Prüfstein für uns alle und immer wieder für uns Männer: Wie ernst meint diese Gesellschaft es wirklich?

www.unwomen.de/orange-the-world/

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Papalapapi

Ich heiße Mark und bin Vater einer wundervollen Tochter. Papalapapi Vaterblogger, Elternblogger und Männerblogger beschäftigt sich mit Themen rund ums Kinderhaben und Mannsein aus einer subjektiven männlichen und vor allem väterlichen Sicht.

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