Es ist ja nicht so, dass korrekte Zahnpflege nur für Kinder wichtig wäre. Es gibt auch Erwachsene, die ihr Esszimmer, wenn man es genau nimmt, mehr oder weniger stark vernachlässigen. Manchmal kommt eine seltsame Angst vorm Zahnarzt dazu und dann wird schwierig. Wie will man so ein Vorbild in Sachen Zahnpflege für die Kinder sein? Und es wird ja nicht besser mit der eigenen Kauleiste.
Zahnärzte gehören immer noch zu den Spitzenverdienern, auch wenn die Kassen die Leistungen drastisch zusammengestrichen haben. Das kratzt die Dentisten nicht, sie lassen sich immer was Neues einfallen. Nicht nur Techniken und Materialien, auch Behandlungsgründe und kosmetische Optimierungen. Nirgends zeigt sich die 2-Klassen-Medizin deutlicher als bei den Zähnen. Gut betuchte, erfolgreiche Menschen, haben perfekte Zahnreihen und strahlend weiße Zähne. Der Rest lebt mit schiefen Zähnen in Richtung Gelb.
Ich hatte an dieser Stelle schon über unsere Kinderzahnärztin berichtet. Das Team im bunten Dress und Tom-und-Jerry-Videos an der Decke über den Behandlungsliegen, ist auf Kinder spezialisiert. Wir gehen zwei Mal im Jahr hin, um unsere Kleine daran zu gewöhnen. Denn Karies wird kommen, früher oder später.
Oder kennt ihr jemanden, der keine Löcher in den Zähnen hat, keine Plomben (wie man früher hieß)? Seht ihr.
Seit man alter Zahnarzt seine Praxis geschlossen hat, ging es mit meinem Gebiss steil bergab. Habs nur gar nicht bemerkt. Ich war so angetan von ihm, dass ich mich sehr schwer tat, mir einen würdigen Nachfolger zu suchen. Bei diesem Zahnarzt war ich gute 20 Jahre. Er war immer sehr fair und hat mir nicht mehr abgenommen, als unbedingt nötig war. Seine Praxis lag in einem der wohlhabendsten Stadtteilen Hamburgs, aus den kleinen, charmanten Räumlichkeiten blickte man auf einen Alsterfleet in Eppendorf/Harvestehude. Sehr romantisch wenn der Bohrer sauste. Er hat mir damals das gesamte Amalgam aus dem Mund entfernt und mit Keramik oder Beton ersetzt, ohne dass ich einen Pfennig dazu zahlen musste. Das konnte kaum jemand von sich behaupten. Für Zahnreinigung zahlte ich sehr lange nur 40,- Euro. Er hat mir nie etwas angeboten, was nicht wirklich nötig war. Das Geld machte er mit seinen anderen, den Privatpatienten. Er war ein Handwerker und ich war stets zufrieden mit seiner Arbeit, fühlt mich gut aufgehoben beim ihm.
Doch ohne ihn begann sich das Zahnfleisch zu entzünden. Bis ich endlich einen Ersatz fand, eine Zahnärztin in der Nähe meines Wohnorts, war die Parodontose schon ganz gut vorgeschritten. Es stellte sich heraus, dass mich mein alter Zahnarzt nicht gut beraten hatte was Zahnpflege angeht. Gut, es hat sich auch viel getan in den letzten Jahren. Während frühen nahezu allen älteren Menschen die Zähne ausfielen, gelingt es heute immer besser, Zahnfleischentzündungen zu behandeln und die eigenen Zähne zu erhalten. Doch das geschieht nicht von allein, hier tritt keine Automatik in Kraft. Schade.
Ich nutze nun eine spezielle Zahncreme, reinige täglich die Zahnzwischenräume mit einer kleinen Bürste (Zahnseide mag ich nicht) und mache morgens und abends eine Mundspülung. Außerdem gehe ich regelmäßig zur professionellen Zahnreinigung, die mich mehr als das doppelte kostet, nämlich 90,- Euro pro Sitzung.
Na ja, und ich beneide die geraden, weißen Zähne, die man manchmal sieht. Oft im Fernsehen und bei Prominenten. Die können sich schöne Zähne eben leisten.
Umso wichtiger ist es, unsere Maus zur korrekten Zahnpflege anzuhalten. Nur die Mama, die hat noch was zu lernen. Aber auf mich hört ja keiner.
Foto: „Unbenannt“ © (CC BY 2.0) Matthias (FLICKR)