Lob an die Jugend – Als Kinder noch keine Helme trugen

kindheit 1968

Bevor wir zum ersten Mal mit unserer kleinen Tochter einen richtig grossen Urlaub machen und unsere schöne Wohnung in Hamburg für kurze Zeit verlassen werden und natürlich vor dem Relaunch von Papa La Papi, möchte ich noch einen kleinen Text präsentieren. Es spricht mir ganz tief aus dem Herzen und man müsste ihn allen modernen Eltern links und rechts um die Ohren hauen. Ich fand ihn am letzten Wochenende im HAMBURGER ABENDBLATT, doch er wurde offenbar auch von STERN.DE veröffentlicht und ist auf vielen Weblogs unter dem Titel „Und niemand hatte Schuld“ oder „Eine Generationsgeschicht“ online.

Im Internet kursiert ein Text, so schön und wahr, dass wir ihn drucken, ohne den Urheber zu kennen“, hieß es im Stern 1/2004. Quelle Nikola Hahn

Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nicht mit dir zu tun … Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt …

Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. (…) Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. (…) Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren, und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte schuld, außer wir selbst. Keiner fragte nach „Aufsichtspflicht“. (..)

Straßenfußball, Prügeleien und sitzen bleiben – geschadet hat es nicht

Wir aßen Kekse, Brot mit Butter dick, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus der Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitiger Eltern. Keiner brachte uns und keiner holt uns. Wie war das nur möglich? (…)

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter, und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So was!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen. Und du gehörst auch dazu. Herzlichen Glückwunsch!

Autor: Unbekannt. Foto: Bestimmte Rechte vorbehalten von Werner Faymann

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Ein Kommentar

  1. Sehr toller Text! Genau dasselbe habe ich mir auch gedacht, dass viele „Paranoia-Eltern“ einfach ihre Kinder tätscheln bis zum geht nicht mehr! Früher gings auch so!

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