Gegen die stille Erschöpfung: Gemeinschaft als Gesundheitsressource

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  • Beitrag zuletzt geändert am:30. Oktober 2025
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Gemeinschaft als Gesundheitsressource erstellt von ChatGPT

Wir sind vernetzt wie nie — und fühlen uns doch zu oft allein. Zwei aktuelle Bücher zeigen, wie alte Weisheit und neue Praxis zusammenfinden: kooperative Mutterschaft statt erschöpfter Einzelkämpferin; Verbündete, die wir aktiv aufbauen, statt Kontakte, die verpuffen. Ein doppelter Blick auf Nähe, Fürsorge und die Kunst, verlässliche Gemeinschaft zu schaffen.

Worum es beiden Büchern geht

Beide Titel drehen die Perspektive: Weg vom Mythos der Solistinnen und Solisten, hin zur kooperativen Realität des Menschen. Anja Krug-Metzinger schaut auf die Evolution der Mutterschaft und zeigt, dass Kinder seit zwei Millionen Jahren gemeinsam großgezogen werden — ein Gegenbild zur heutigen Isolation vieler Mütter. Ronja von Wurmb-Seibel beschreibt, wie wir im Alltag echte Verbündete finden und pflegen können: für Gesundheit, Lebensfreude und eine widerstandsfähige Demokratie. “Es braucht ein Dorf”_ Neues Mi… Leseprobe -ZUSAMMEN


„Gemeinsam statt einsam – die Weisheit der Urzeitmütter“ von Anja Krug-Metzinger

Worum es geht

Krug-Metzinger verwebt Interviews mit Primatologinnen, Anthropologinnen und Bindungsforschung mit Alltagszeugnissen moderner Elternschaft. Ihr Befund ist unbequem und zugleich entlastend: Viele Mütter sind „bestens vernetzt“ und dennoch alleine — weil Wohn- und Arbeitsformen, Rollenbilder und fragmentierte Unterstützungsstrukturen echte Nähe unterlaufen. Die Autorin legt frei, dass Mutterschaft historisch kooperativ war und es auch wieder sein kann.

Was das Buch stark macht

Es benennt Ursachen statt nur Symptome: architektonische Isolation, das Auseinanderfallen von Großfamilienrollen, der Druck perfekter Elternschaft und eine Informationsflut, die Intuition übertönt. Der Text zeigt zugleich konkrete Ansatzpunkte: flexible Netzwerke aus familiärer und professioneller Betreuung, Mehrgenerationenhäuser, Familienzentren, „Leih-Oma“-Initiativen sowie die Rolle von Familienhebammen als Lotsinnen in lokalen Angeboten. Politik und Wirtschaft werden in die Pflicht genommen, Fürsorge sichtbar zu machen und zu honorieren.

Für wen?

Für erschöpfte Eltern, für alle, die Kitas, Quartiere oder gemeinwohlorientierte Orte gestalten — und für Kommunalpolitik, die aus Einsicht Praxis machen will. Kurz: für jede Person, die „Es braucht ein Dorf“ nicht als Spruch, sondern als Handlungsprogramm liest.


„Zusammen – warum wir für ein gutes Leben Verbündete brauchen – und wie wir sie finden“ von Ronja von Wurmb-Seibel

Worum es geht

Von Wurmb-Seibel beginnt mit einer Szene: ein bewusst gestaltetes Abendessen ohne Handys, mit Fremden, die schnell beim Thema landen, das alle beschäftigt — mehr Gemeinschaft wagen. Daraus entfaltet sie ein Handbuch gegen Einsamkeit: mit Daten zur sozialen Lage (Einsamkeit in Deutschland, Folgen für Gesundheit und Demokratie), mit Forschung (Harvard-Studie zu gelingenden Beziehungen) und mit Alltagspraxen, wie wir Verbindlichkeit aufbauen. Alles lesbar, warm, konkret.

Was das Buch stark macht

Es ist kein Rezeptbuch für „mehr Kontakte“, sondern eine Schule der Zugehörigkeit. Kapitel für Kapitel: Warum Verbündete Schutzfaktoren sind. Wie wir innere Hürden abbauen, neue Menschen ins Leben lassen, eine Community starten — und was politisch auf dem Spiel steht, wenn wir es nicht tun. Besonders überzeugend: das Aktivismus-leise-gedacht-als-Selbsthilfe-Prinzip — jeden Tag ein kleines „X“, das die Welt ein Stück freundlicher vernetzt.

Für wen?

Für alle, die sich nach verlässlichen Kreisen sehnen, für Vereine, Häuser der Kultur, Nachbarschaften — und für Menschen, die merken: Gesundheit, Sinn und Demokratie hängen an unseren Mini-Demokratien des Alltags.


Was ich daraus mitnehme

Echte Unterstützung ist keine Privatsache. Sie ist Infrastruktur — räumlich, sozial, politisch. Kooperative Erziehung und gelebte Verbundenheit sind zwei Seiten derselben Medaille: Sie heilen erschöpfte Biografien und stärken das Gemeinwesen. Beide Bücher liefern auf unterschiedliche Weise die Landkarte dazu. Wir müssen diese Wege finden und gehen — mit klaren lokalen „Experimenten“: Eltern-Tauschzeiten, Leih-Großeltern-Pool, Familienhebammen als Quartiersnavigatorinnen, wöchentliche Gemeinschaftstafel, verbindliche Nachbarschaftscodes. Die Zukunft beginnt, sobald wir „wir“ sagen und es auch leben.

Bis zu diesem Zeitpunkt, hat uns unsere Art zu leben, auseinandergebracht, viel weiter, als wir glauben. Auch wenn das in mancher Haus- oder Dorfgemeinschaft anders erlebt wird. Die Ungleichheit durch einen teilweise deregulierten Kapitalismus, das seit Tausenden von Jahren aktive Patriarchat, die Umweltzerstörungen und die rücksichtslose Machtgier, die in der Äre Trump, Putin und Xi einen fatalen Höhepunkt erreicht, haben unsere Seelen mürde gemacht.

Es hat uns auseinandergetrieben, dazu geführt, dass wir uns gegenseitig ausbeuten, andere Lebenwesen ausbeuten, die natürlichen Ressourcen ausbeuten und alles missbrauchen, wonach uns gerade ist. Das muss aufhören. Denn der Preis, den am Ende – unser Kinder, Enkel und Ur-Enkel – dafür zahlen, ist brutal. Es geht also um unsere Gesundheit, um unsere Zukunft, um die Frage, wie wir leben wollen. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Du auch?ST

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Papalapapi

Ich heiße Mark und bin Vater einer wundervollen Tochter. Papalapapi Vaterblogger, Elternblogger und Männerblogger beschäftigt sich mit Themen rund ums Kinderhaben und Mannsein aus einer subjektiven männlichen und vor allem väterlichen Sicht.

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