People Pleasing: ein weit verbreitetes Phänomen – gerne weiblich – mit tiefen Wurzeln

Buchcover People Pleasing

Mein Schlüsselerlebnis, was People Pleasing angeht, hatte ich bei einem Interview mit Stefanie Stahl zum Thema. Die berühmte Psychologin erklärte, dass sie ungern People Pleaser im Freundeskreis hätte, weil man nie wüsste, woran man bei ihnen sei. Genau. Und ich hatte im Sommer eine solche Frau, eine People-Pleaserin kennengelernt und weiß nach einem halben Jahr immer noch nicht, woran ich bin. Ich finde das ganz schlimm. Und dann fiel mir auf, wie viele People-Pleaserinnen ich tatsächlich im Freundes- und Bekanntenkreis hatte. Das Phänomen ist weitverbreitet. Es ist die weibliche Variante des Mister Niceguys und daher mir ein Anliegen dazu beitragen, über dieses zweischneidige und für andere sehr schmerzvolle Phänomen aufzuklären


Was ist People Pleasing?

People Pleasing – das Streben, es allen recht zu machen – ist eine Verhaltensweise, die viele von uns kennen. Ulrike Bossmanns Buch „People Pleasing – Raus aus der Harmoniefalle und weg mit dem schlechten Gewissen“ bietet einen umfassenden Einblick in dieses Thema, das oft mit Nettigkeit und Freundlichkeit verwechselt wird, aber tieferliegende Probleme wie ein schwaches Selbstwertgefühl und emotionale Erschöpfung verdeckt. Das Buch ist eine wichtige Lektüre für alle, die sich selbst oder Menschen in ihrem Umfeld in diesen Verhaltensmustern wiedererkennen.

People Pleasing beschreibt das Verhalten, die Bedürfnisse anderer stets über die eigenen zu stellen, oft aus Angst vor Ablehnung oder Konflikten. Bossmann zeigt, dass es sich dabei nicht nur um eine Gewohnheit handelt, sondern um eine tief verwurzelte Schutzstrategie, die meist in der Kindheit erlernt wird.

Typische Verhaltensmuster von People Pleasern:

  • Meinung zurückhalten, um Konflikte zu vermeiden.
  • Perfektionismus, um jede Angriffsfläche zu vermeiden.
  • Übermäßige Rücksichtnahme, selbst wenn es eigene Bedürfnisse verletzt.
  • Ständiges schlechtes Gewissen, aus Angst, etwas falsch gemacht zu haben.

Interessant ist Bossmanns Hinweis, dass People Pleasing nicht immer nett und zuvorkommend aussieht. Überkompensation wie überharte „Nein“-Sagen, Ignoranz oder schlechte Kommunikation können ebenfalls Ausdruck dieser Verhaltensweise sein. Denn auch diese Taktiken dienen letztlich dazu, sich vor Ablehnung zu schützen.


Die Folgen: Warum People Pleasing schadet

Was auf den ersten Blick wie Freundlichkeit und Harmoniebedürfnis aussieht, kann langfristig zu ernsthaften Problemen führen.

  1. Verlust der eigenen Identität:
    Wer ständig die Bedürfnisse anderer in den Vordergrund stellt, riskiert, den Kontakt zu den eigenen Wünschen und Zielen zu verlieren.
  2. Emotionaler Groll:
    Zurückgehaltene Frustrationen können sich aufstauen und später explosiv entladen – oft in Momenten, die weder passend noch konstruktiv sind.
  3. Erschöpfung und Stress:
    Die ständige Anpassung kostet Energie und kann zu emotionaler und körperlicher Überlastung führen.
  4. Gefährdung von Beziehungen:
    Ironischerweise führt People Pleasing oft genau zu den Konflikten, die es vermeiden will, weil die unausgesprochenen Bedürfnisse irgendwann doch sichtbar werden.

Ein Weg raus aus der Harmoniefalle

Bossmanns Buch liefert nicht nur eine fundierte Analyse des Phänomens, sondern auch konkrete Ansätze, um People Pleasing zu überwinden. Besonders wertvoll sind ihre Reflexionsfragen, Übungen und Kommunikationsstrategien, die Schritt für Schritt zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Bedürfnissen führen.

Zentrale Botschaften und Ansätze:

  • Selbstbewusstsein stärken:
    Bossmann legt großen Wert darauf, dass People Pleaser lernen, sich ihrer eigenen Gefühle und Werte bewusst zu werden. Authentizität ist der Schlüssel zu einer gesunden Kommunikation.
  • Kommunikation auf Augenhöhe:
    Das „Kommunikations-1×1“ hilft dabei, klare und respektvolle Gespräche zu führen, ohne in alte Muster zu verfallen.
  • Grenzen setzen:
    Nein zu sagen, ohne Schuldgefühle zu haben, ist eine der größten Herausforderungen – und eine der wichtigsten Fähigkeiten, die das Buch vermittelt.
  • Die Vergangenheit verstehen:
    Viele Verhaltensweisen haben ihren Ursprung in der Kindheit. Das Erkennen dieser Muster ist ein erster Schritt zur Veränderung.

Stärken und Schwächen des Buches

Stärken:

  • Einfühlsamer und verständlicher Schreibstil, der Leser:innen direkt anspricht.
  • Fundierte Analysen und anschauliche Beispiele aus dem Alltag.
  • Praktische Übungen und Reflexionsfragen, die zum Nachdenken und Handeln anregen.

Schwächen:
Die Vielzahl an Übungen, Infoboxen und Tipps kann überwältigend wirken. Eine klarere Struktur hätte den Inhalt noch zugänglicher gemacht. Besonders das „Kommunikations-1×1“ hätte von einer stärkeren Dramaturgie profitiert.


Für wen ist das Buch geeignet?

Dieses Buch richtet sich an:

  • Menschen, die sich selbst in den beschriebenen Mustern wiedererkennen: Es bietet wertvolle Werkzeuge, um aus der People-Pleasing-Falle auszubrechen.
  • Angehörige, Partner:innen oder Kolleg:innen von People Pleasern: Sie bekommen einen tieferen Einblick in die Dynamiken und lernen, wie sie unterstützend wirken können.
  • Therapeut:innen oder Coaches: Es bietet nützliche Perspektiven und Ansätze für die Arbeit mit Klient:innen.

Warum du dieses Buch lesen solltest

„People Pleasing – Raus aus der Harmoniefalle“ ist mehr als ein Selbsthilfebuch. Es ist ein Weckruf, der uns zeigt, wie wichtig es ist, sich selbst und andere ernst zu nehmen. Ulrike Bossmann gelingt es, ein komplexes Thema mit Klarheit und Empathie zu beleuchten und konkrete Lösungen anzubieten.

People Pleasing: Raus aus der Harmoniefalle und weg mit dem schlechten Gewissen

von Ulrike Bossmann
270 Seiten, Beltz Verlag (2023)
ISBN 3407867816
Buch hier bestellen

Leseprobe People Pleasing

FAQ

1. Was ist People Pleasing?
People Pleasing ist eine Verhaltensweise, bei der man die Bedürfnisse und Erwartungen anderer ständig über die eigenen stellt, aus Angst vor Konflikten oder Ablehnung. Es kann sich in Anpassung, Perfektionismus oder auch übertriebenem Nein-Sagen zeigen.

2. Woran erkenne ich, ob ich ein People Pleaser bin?
Typische Anzeichen sind:

  • Schwierigkeiten, Nein zu sagen.
  • Ständiges schlechtes Gewissen, wenn man für sich selbst einsteht.
  • Konfliktvermeidung um jeden Preis.
  • Das Gefühl, nie genug für andere zu tun.

3. Warum ist People Pleasing ein Problem?
Es führt oft zu emotionaler Erschöpfung, einem fragilen Selbstwertgefühl und angespannten Beziehungen. Langfristig verlieren Betroffene den Kontakt zu ihren eigenen Bedürfnissen und Zielen.

4. Wie entsteht People Pleasing?
Häufig sind die Ursachen in der Kindheit zu finden. Kinder, die lernen, ihre Bedürfnisse zurückzustellen, um Anerkennung oder Harmonie zu bewahren, entwickeln diese Verhaltensweise oft als Schutzstrategie.

5. Kann People Pleasing auch negativ aggressiv sein?
Ja, People Pleaser können aus Frustration oder Überforderung überreagieren. Überhartes Nein-Sagen, Ignoranz oder schlechte Kommunikation sind ebenfalls Ausdruck dieses Musters.

6. Welche Lösungen bietet das Buch?
Ulrike Bossmann schlägt eine Mischung aus Selbstreflexion, Kommunikationsstrategien und Achtsamkeitsübungen vor. Das Ziel ist es, authentischer zu kommunizieren, Grenzen zu setzen und eigene Bedürfnisse ernst zu nehmen.

7. Ist das Buch für Männer und Frauen geeignet?
Absolut. Obwohl viele Beispiele Frauen betreffen, sind die Inhalte universell und betreffen Menschen aller Geschlechter. Bei Männern heißt das Phänomen „Mister Niceguy“.

8. Reicht das Buch aus, um People Pleasing zu überwinden?
Es bietet einen wertvollen Einstieg und praktische Werkzeuge. Eine tiefergehende Auseinandersetzung, etwa in Form von Coaching oder Therapie, kann jedoch notwendig sein.

9. Ist das Buch wissenschaftlich oder eher praxisnah?
Es kombiniert beides: Bossmann erklärt psychologische Hintergründe und bietet gleichzeitig viele praktische Tipps und Übungen.

10. Kann ich das Buch auch als Angehöriger eines People Pleasers lesen?
Ja, es hilft Partner:innen, Freund:innen oder Kolleg:innen, die Verhaltensweisen besser zu verstehen und unterstützend zu wirken.

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