Eigentlich ist der 25. November der „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“. Doch auch am Weltfrauentag am 8. März ist Gewalt das tragende Thema. Da rückt das Gendersternchen blass in den Hintergrund und die Gleichstellung angesichts der Gewalt, die gegen Frauen ausgeübt wird, ein Hohn. Als Mann und Vater erkläre ich mich solidarisch mit Frauen und traure mit ihren Familien um alle Frauen, die Opfer einer Gewalttat wurden.
Ich selber bin indirekt betroffen. Denn mein Großcousine – meine gefühlte große Schwester – wurde 2010 von ihrem Mann erstochen. Ich war ihr nächster Angehöriger, habe sie beerdigt, war Ansprechpartner für die Kripo und im Strafverfahren gegen ihren Mörder im Gericht. Es war schrecklich.
Und ich bin Vater einer pubertierenden Tochter. Ich will nicht, dass ihr etwas zustößt, will sie vor Männergewalt und Wahn beschützen. Welcher Vater will das nicht? Na ja, es gibt welche, die krank oder gestört sind, und die anders zu ihren Töchtern und Ehefrauen sind, als ein durchschnittliche Mann, wie ich einer bin.
Bevor ich die Zahlen nenne muss festgehalten werden, dass auch Männer Opfer von Gewalt werden. Männer töten und vergewaltigen nicht nur Frauen. Sie töten und misshandeln auch Männer. Fakt ist, dass Gewalt in der Regel von Männer ausgeht. Physische Gewalt. Über 80% der Tötungsdelikte hierzulande werden von Männern ausgeführt. In den Gefängnissen hocken überall in der Welt hauptsächlich Männer. Daran führt kein Weg vorbei, auch wenn einige Kerle bei diesem Thema hervorhebe wollen, dass auch Frauen gegen Männer Gewalt ausüben. Diese Leute treibt meist der pure Frauenhass zu solchen Überlegungen. Die Faktenlage ist eindeutig.
Im Jahr 2018 wurden 122 Frauen in Deutschland von ihren Partnern getötet. Das sind alle drei Tage eine Frau. Es ist schrecklich. In den aktuellen Meldungen heißt es, es wären hauptsächlich Morde nach Trennungen gewesen, aus Rache oder Besitzanspruch, aber das bestreite ich. Es sind genauso gut Tötungen im Affekt, wegen Geld, aus Eifersucht oder erweiterte Suizide. Es ist schrecklich, grausam, krank und furchtbar. Und es muss sofort aufhören. Wir Männer müssen dafür sorgen! Jetzt!
Kein Mann tötet aus Liebe
Niemand tötet aus Liebe. Morde an Menschen, die zufällig Frauen sind, haben einen eigenen Begriff: Femizide. Es ist wie eine Seuche und in manchen Ländern eine einzigartige Katastrophe. In Mexiko beispielsweise spricht man davon, dass täglich 10 Frauen durch Männer getötet werden. In der Türkei sind Ehrenmorde an der Tagesordnung und in Indien starben bis 2014 jährlich zwei Millionen Menschen „wegen Geschlechterdiskriminierung, zwei Millionen Frauen jedes Jahr.“ Es ist unfassbar. Gewalt gegen Frauen als Teil einer Kultur.
Auch in Deutschland ist die Lage immer noch dramatisch, auch die Zahlen nicht so hoch sind, wie in bestimmten anderen Ländern. Rund 115.000 Frauen werden jedes Jahr Opfer von Gewalt, von Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution. Aber die Statistiken erfassen nur die berühmte Spitze des Eisbergs. Die Dunkelziffer, der nicht zur Anzeige gebrachten Gewalttaten ist sicher gigantisch.
Und es sind Männer, die das tun. Auch Frauen morden, auch Frauen sind gewalttätig, auch Frauen schlagen und üben psychische Gewalt aus gegen Kinder, gegen andere Frauen und gegen Männer. Das ist nicht klar. Aber die Gewalttäter sind in den allermeisten Fällen Männer.
Es liegt oft an der Kultur, meist an der eigenen Kindheit, die aus Gewalt und Erniedrigung bestand, und es liegt am Testosteron, der Perspektivlosigkeit, dem Unvermögen, der seelischen Armut und vor allem am … Alkohol. Die meisten Gewalttaten werden unter Alkoholeinfluss ausgeübt. Das ist besonders bitter, weil Alkohol zu unsere Kultur gehört und niemand dabei etwas Böses denkt. Aber Gewalt und Alkohol sind eine Seuche. Alkohol zerstört und macht Gewalt nicht selten erst möglich.
Ich schäme mich als Mann für die weltweite Gewalt gegen Frauen
Millionen Menschen begehen den Internationalen Frauentag, während die Pandemie Ungleichheit und Gewalt gegen Frauen auf der ganzen Welt verschärft. Auch Amnesty International findet, dass Gewalt gegen Frauen keine Privatsache ist.
Wir Männer und Väter müssen klar und eindeutig gegen diese Gewalt stellen. Gegen jede Gewalt zwischen den Geschlechtern, den Kulturen, den Ländern und Religionen. Gegen Gewalt gegen Kinder und Gewalt untereinander. Wir müssen allesamt und zwar jeder im Kleinen dafür Sorge tragen, dass Konflikte, Testosteron-Überschuss, kulturelle und gesellschaftliche Strukturen Gewalt fördern und begünstigen. Der Weg ist weit. Auch bei uns. Aber besonders in den in diesem Beitrag genannten Ländern. Denkt an eure Kinder, an eure Mädchen, an eure Mütter und Frauen und Schwestern. Liebt sie und beschützt sie und versucht, gute Männer zu sein. Engagiert euch, lernt und arbeitet an euch. Seid vor allem gute Vorbilder für eure Kinder!