Vatersein: Was es heißt einen Vater zu haben

Die Festung der neun Türme: Die Geschichte meiner afghanischen Familie von Qais Akbar Omar

Im Buch Die Festung der neun Türme des Afghanen Qais Akbar Omar entdecke ich einen Absatz, der sehr schön beschreibt, was es für einen Sohn heißt, einen Vater zu haben.

Der Absatz befindet sich auf Seite 164 und ist ein Dialog zwischen dem Autor, als er ein Junge war, mit seinem damaligen besten Freund Wakeel, den er wegen der Flucht aus Kabul verlassen muss. Wakeels Vater ist vermisst, nicht wieder gekommen in den Bürgerkriegswirren nach dem Absatz der russischen Armee aus Afghanisten und bevor die Taliban die Macht ergriffen. Wakeel wurde vom Vater des Autors Qais Akbar Omar wie ein Sohn behandelt, sollte aber bei der Flucht nach Masar-e Scharif in Kabul zurückbleiben. Der Autor Qais erinnert sich dabei an eine Szene mit seinem Freund und quasi Bruder. Qais wunder sich, dass Wakeel gern Qais wäre. Wakeel erklärt, weshalb:

„Weil du einen Vater hast und ich nicht. Jeden Morgen wenn du aufwachst, gibt dir dein Vater einen Kuss auf die Wange. Jeden Tag trainierst du mit deinem Vater, er lässt sich beim Boxen von dir schlagen, es spielt und macht Spaß mit dir, sitzt an deiner Bettkante, wenn du krank bist, es steht mitten in der Nacht auf, um nach dir zu sehen, wenn du schlecht träumst oder im Schlaf etwas murmelst, er ermahnt dich, wenn du etwas Unrechtes tust, er weiß dich auf deine Fehler hin, er versucht, sie mit dir zusammen wiedergutzumachen, er möchte, dass du auf der Leiter deines Lebens immer höher steigst, er ist immer für dich da. Du kannst dich nach hinten fallen lassen, denn du weißt, dein Vater ist da und wird dich auffangen.“ Die Worte in Strömen wie von selbst sein Mund. „Wer wird mich auffangen, wenn ich in die Tiefe stürze? Wenn ich falle und in lauter kleine Stücke zerbreche, ist niemand da, der mich wieder aufsammelt. Ich muss mich selber aufsammeln und mit meinem Leben weitermachen. Ich wünsche mir mein Vater zurück. Ich möchte, dass er mich auffängt, wenn ich von der Leiter falle.“Er brach in Tränen aus und rannte davon. Beim hinunterklettern wäre er tatsächlich beinahe von der Leiter gefallen.

Zitat aus Die Festung der neun Türme – Die Geschichte meiner afghanischen Familie

Es ist ein wundervolles Buch. Hart, aber ergreifend und sehr unterhaltsam erzählt.

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